Der Brandstifter
sich meine Wohnung hier größer vorgestellt.«
» Ist doch hübsch.«
» Nee, ist es nicht«, widersprach sie. » Aber wenigstens waren die Möbel kostenlos.«
» Das ist doch schon mal was«, sagte Rob mit einem Grinsen, das ihm ein blitzschnelles, gewinnendes Lächeln einbrachte. Dann wurde ihr Gesicht wieder ernst.
» Sie wollten mit mir über Rebecca sprechen. Wie kann ich Ihnen denn helfen?«
Ich hielt meinen üblichen Vortrag, dass ich mir ein Bild von Rebecca machen wollte, um sie besser zu verstehen, und Tilly nickte.
» Das ist wie beim Schauspielern. Man muss sich in die Person hineinversetzen, ehe man weiß, wie sie sich verhalten würde.«
» Sind Sie Schauspielerin?«, fragte Rob und kümmerte sich gar nicht darum, dass ich ihn finster anstarrte, weil er vom Thema ablenkte.
» Mal gewesen. Außerdem Kellnerin. Und Empfangsdame. Aushilfe. Hundeausführerin. Konditorin. Verkäuferin.« Sie strahlte. » Also wahrscheinlich mehr, als Sie sich vorstellen können. Ich hab mich eben noch nicht so richtig entschieden, was ich mit meinem Leben anstellen will.« Das Lächeln verschwand, und sie wurde nachdenklich. » Ich muss immer wieder daran denken. An das mit Rebecca– ermordet zu werden– das ist einfach so irrsinnig. So grundfalsch. Aber andererseits hat sie immer gesagt, dass es eines Tages passieren würde. Insofern sollte es mich eigentlich gar nicht so sehr überraschen.«
Elektrisiert setzte ich mich auf, und Rob beugte sich vor. » Was haben Sie da gesagt?«
» Sie hat immer behauptet, dass sie jung sterben wird«, antwortete Tilly nüchtern. » Irgendwas ganz Schreckliches muss passiert sein, und sie sei schuld daran, meinte sie. Ich hab keine Ahnung, was das war– sie hat es mir nie erzählt, und seitdem hab ich sowieso keinen Kontakt mehr zu ihr gehabt. Ich war in Prag, als sie studiert hat. Ungefähr zu der Zeit muss das gewesen sein. Ich habe dort Bildhauerei studiert«, erklärte sie auf Robs fragenden Blick hin. » Ist aber nichts draus geworden.«
Ich versuchte, sie zurück zum Thema zu lenken, das mich eigentlich interessierte. » Es ist also etwas passiert. Warum bedeutete das, dass sie jung sterben würde?«
» Das einzige Mal, als wir darüber geredet haben, hat sie gesagt…« Tilly verzog das Gesicht und versuchte sich zu erinnern. » Sie hat gesagt, dass sie eines Tages mit ihrem Leben für das eines anderen würde bezahlen müssen.«
» Und das ist Ihnen nicht merkwürdig vorgekommen?«
» Eigentlich nicht. Sie konnte sehr pathetisch sein. Aber das hat sie wirklich geglaubt. Und jetzt wird mir natürlich klar, dass sie eine Vorahnung hatte«, sagte sie mit ruhiger Stimme.
» Glauben Sie an solches Zeug?« Ich hatte das leise Gefühl, dass Robs Interesse an Tilly gerade etwas abflaute.
» Ja, klar. Wieso nicht? Reinkarnation, Hellsehen, Schicksal, Vorsehung– all so was.« Sie bemerkte unsere skeptischen Blicke. » Ja, schon gut, aber wer hatte denn hier Recht? Rebecca ist schließlich genauso gestorben, wie sie es vorhergesagt hatte. Es war ihr Schicksal, und gegen sein Schicksal kann man nicht ankämpfen.«
» Wann hat sie Ihnen das von ihrem– äh– Schicksal erzählt?« Ich vermied es, Rob anzusehen.
» So vor zwei Jahren. Zu Silvester. Wir haben bei einer Bekannten gefeiert und uns mit Gin-Cocktails derart abgeschossen, dass wir am Ende nebeneinander in der Badewanne saßen und mit den Beinen überm Rand völlig grundlos Rotz und Wasser geheult haben. Währenddessen hat neben uns jemand ins Waschbecken gekotzt. Wahrscheinlich hätte ich mich nie wieder daran erinnert, aber am nächsten Morgen, als wir in der nächstgelegenen Spelunke versucht haben, unseren Kater mit einem warmen Frühstück zu bekämpfen, hat sie es noch mal wiederholt. Gott, war das ein Fehler. Von dem Moment an ging der Tag nur noch schief.« Sie schüttelte sich.
» Apropos schiefgehen– was können Sie mir denn über Gil Maddick erzählen?«
» Der großartige Gil. Was wollen Sie über ihn wissen?«
» Was war los mit ihm und Rebecca?«
» Die übliche Geschichte. Ein tolles Paar, total glücklich miteinander, und dann, eines Tages, war es vorbei. Er wollte raus aus der Beziehung, und sie musste ihn wohl oder übel gehen lassen.«
» Ich habe gehört, dass er sehr vereinnahmend war, dass er andere Leute aus Rebeccas Leben ferngehalten hat.«
» Woher haben Sie denn das?«
Ich schwieg mich dazu aus und wartete, dass sie zuerst meine Frage beantwortete. Sie seufzte.
» Na ja,
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