Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
Vertragsabschluß, durch die der Vertrag erst Rechtskraft erhält, und den verbleibenden DM 20.000.— per 1. Juli 1974.
Sollte das Stück nicht im Rahmen der Salzburger Festspiele zur Aufführung gelangen, so sind geleistete Zahlungen nicht zurückzuzahlen und noch geschuldete Zahlungen zu leisten.
Die Salzburger Festspiele werden als Regisseur der Uraufführung Herrn Dieter Dorn verpflichten. Sollte dies nicht möglich sein, bedarf die Verpflichtung eines anderen Regisseurs des Einverständnisses des Verlages. Auch der Besetzung muß der Verlag ausdrücklich zustimmen.
Die Probenzeit beträgt mindestens sechs Wochen.«
[276; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
18. Dezember 1973
Lieber Thomas Bernhard,
eine Eilsache, ich brauche in diesem Jahr noch den unterzeichneten Vertrag für »Die Macht der Gewohnheit«, sonst wird meine Abmachung mit Salzburg ungültig.
Ich habe den Vertrag mit der Suhrkamp AG Zürich 1 absichtlich etwas vage gehalten, die Einzelheiten können wir später auffüllen, sie entsprechen ohnehin dem zwischen uns Vereinbarten; die Hauptpunkte sind festgehalten.
Bitte, lassen Sie mir beide Exemplare umgehend wieder hierher zugehen.
Herzliche Grüße
Ihr
[Siegfried Unseld]
2 Anlagen
1 Die Verträge zur Gründung der Suhrkamp Verlag AG Zürich, einer Tochter des Suhrkamp Verlags Frankfurt am Main, werden am 27. Dezember 1973 unterzeichnet.
[277; Telegramm]
Gmunden
21. 12. 73
mir eilt es nicht keine weitere aktion vor neuer unterredung 1
herzlichst bernhard
1 Am selben Tag schreibt Th. B. in einem Brief an Rudolf Rach: »Von Unseld kam ein ›vage gehaltener‹ Vertrag ›Die Macht der Gewohnheit‹ betreffend, aber ›vage‹ Verträge unterschreibe ich nicht. Ich unterschreibe nichts, bevor ich nicht wieder mit Unseld gesprochen und alles bis zu dem grösstmöglichen Punkt geklärt habe.« Im selben Brief reagiert er auf eine Anfrage des ORF nach einer Live-Übertragung von Die Macht der Gewohnheit : »eine Live-Übertragung aus dem Landestheater ist etwas so faszinierendes, dass ich unter gar keinen Umständen darauf verzichten will. [. . .] Der Verlag soll oder muss also der Live-Übertragung meiner Komödie zustimmen. Die finanziellen Bedingungen stehen fest, es ist ein Schleuderpreis.«
[278]
Ohlsdorf
27. 12. 73
Lieber Siegfried Unseld,
während ich eine gute Musik höre, um sechs Uhr früh, denke ich, dass wir nicht voneinander zu trennen sind und etwas machen, was andere nicht machen können.
Wir sollten nicht vergessen, dass es sich um einen Glücksfall handelt und gibt es Schwierigkeiten, Voraussetzung immer wieder für eine solche erstaunliche Kunstgeschichte, die durch ein Gespräch, das in nicht zu langen Abständen sich regelmässig zu wiederholen hätte, aus dem Kopf drängen. Das Jahr geht zuende, das ist ein Grund, diesen einen Brief zu schreiben. Ein paar Zeilen des Inhalts: mit größter Aufmerksamkeit , mit allen Möglichkeiten, gehe ich gern mit Ihnen.
Ihr
Thomas Bernhard
P. S.: Ich warte auf den Umbruch der »Jagdgesellschaft«.
1974
[279; Anschrift: Ohlsdorf; Telegramm]
Frankfurt am Main
3. Januar 1974
dank für den dezemberschlußbrief stop müssen uns dringlich treffen stop vorschlag 11. 12. jan. in zürich oder als letzten termin 20. jan. in münchen oder jederzeit in frankfurt
gruß siegfried unseld
[280; Anschrift: Ohlsdorf; Telegrammnotiz]
Frankfurt am Main
7. Januar 1974
Erbitte dringlich Anruf. 1
Gruß Siegfried Unseld
1 Ein Telefongespräch zwischen S. U. und Th. B. kommt noch im Laufe des 7. Januar zustande. Über dessen Inhalt liegen zwei Gesprächsnotizen von S. U. vom 10. Januar 1974 vor. Die erste bezieht sich auf die Rundfrage von S. U. zur Groß- und Kleinschreibung [siehe Brief 260]:
»Er bestätigte mir, daß er entschieden gegen die Kleinschreibung ist und das im Grunde alles für einen Quatsch hält.«
Die zweite lautet:
»Er sagte mir am Telefon, daß er keine Korrekturen mehr für die ›Jagdgesellschaft‹ habe, wir könnten so setzen, als seien die in sein Exemplar eingetragenen Korrekturen die einzigen. Er erwartet dringlich den Umbruch, am liebsten würde ich den am 16. Januar mit nach Salzburg nehmen.«
[281; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
17. Januar 1974
Lieber Thomas Bernhard,
ich melde Ihnen nur kurz meine gute Wiederkehr nach Frankfurt. Die beiden Salzburger Stunden waren sachlich-intensiv und angenehm, harmonisch. Ich leite
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