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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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alles Besprochene in die Wege.
    Klingenberg war heute nicht mehr zu erreichen, ich rufe ihn morgen früh an. – Mainz schweigt vorläufig noch.
    Was die Januar-Überweisung betrifft, so haben wir diese bereits am 27. Dezember 1973 geleistet. Anbei finden Sie eine Kopie unseres Auftrages; dies, damit Sie gegebenenfalls bei der Bank protestieren können. Der Betrag muß dagewesen sein! Im übrigen geschieht diese Überweisung mit Dauerauftrag.
    Ich bin über alles Besprochene hocherfreut: über das Dramatische wie vor allem über die Aussicht, »Korrektur« bald lesen zu können; es sind also nur noch acht Wochen.
    Herzlich
    |und mit präsidentialen Wünschen| 1
    Ihr
    Siegfried Unseld

    Anlage 2
    1   Siehe Anm. 1 zu Brief 283.
    2   Die Anlage – die Kopie des Überweisungsauftrages — hat sich nicht erhalten.

[282; Telegramm]
     
    Ohlsdorf
    18. 1. 74
    gute begegnung monatsueberweisung und umbruch »jagdgesellschaft« eingelangt
    herzlichst bernhard

[283; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    24. Januar 1974
    Lieber Thomas Bernhard,
    schönen Dank für Ihr Telegramm. Sie wissen ja inzwischen, daß auch ich unsere Begegnung 1 als angenehm empfunden habe.
    Anbei der Vertrag mit dem alten Datum. Ich brauche jetzt die Unterschrift dringlich. Über die Details haben wir gesprochen, und es gilt die Ihnen vorliegende Notiz vom 17. Januar 1974 – dr. u. / ze. —. 2
    Den anliegenden Brief heben Sie für sich auf. Sie wissen, warum er geschrieben wurde.
    Mit Klingenberg habe ich telefoniert, ich schreibe ihm einen Vertragsbrief an seine Privatadresse. Er hat mir fest versprochen, daß er dichthalten werde.
    Soviel nur für heute —
    herzlich
    Ihr
    Siegfried

    2 Anlagen 3
    [Anlage; Brief von S. U. an Th. B.; Anschrift: Ohlsdorf]
    Frankfurt am Main
    24. Januar 1974
    Lieber Thomas Bernhard,
    ich komme auf unser Gespräch in Salzburg zurück. Wir haben dabei verabredet, daß wir die Salzburger Erlöse zur Abdeckung Ihrer früheren Schuld benützen. Damit wird dann der Schuldenstand früherer Jahre ausgeglichen sein. Ich nehme an, das ist Ihnen so angenehm.
    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr
    Siegfried Unseld
    1   S. U. hält seine Begegnung in der Chronik fest:
»Salzburg, 17. Januar 1974
Ich hatte mit Thomas Bernhard dringlich zu sprechen. Es ging um seine Komödie ›Die Macht der Gewohnheit‹ und Probleme des Vertrages und auch um seine Forderung in bezug auf die geplante Tournee und die geplanten Fernsehaufzeichnungen. Beide hatten wir Manschetten vor dieser Unterredung. Mir war klar, daß er Forderungen stellen würde (nicht umsonst schrieb er ja in ›Macht der Gewohnheit‹: ›Selbst das Genie / wird noch einmal größenwahnsinnig / wenn es ums Geld geht‹ [Th. B.: Werke 16 , S. 47]), und mir mußte klar sein, bei welchem Punkt oder bei welcher Summe ich mein ›nein‹ zu sprechen hatte.
Die Unterredung verlief nun in ganz anderer Weise, als wir beide sie befürchtet hatten. Bernhard machte auf mich einen sehr merkwürdigen Eindruck; er war eher ruhig, still, freundlich, und er hörte auf Argumente, was bei ihm sonst in harten Verhandlungen nicht der Fall ist. Sein Haar war kurz geschoren, er machte mir einen asketischen Eindruck, nur seine Augen flimmerten glänzend und flackerten unstet, ich meinte fast, daß er irgendwelche Drogen eingenommen hatte.
Wir hatten beim Verhandlungsort Flughafen Salzburg nur zwei Stunden und gingen deshalb sogleich in medias res. Wir besprachen seine Beteiligung bei der Tournee der Suhrkamp-Theater-Produktions-Gesellschaft. Ich legte ihm dar, daß eine Gewinnbeteiligung für ihn nur Nachteile haben könnte, denn diese erste Tournee kann nicht mit irgendeinem Gewinn abschließen. Dafür sind die Anfangskosten zu hoch. Ich erklärte ihm auch, daß wir um seines Stückes willen den Versuch machen wollen, die Tournee in große Theater zu bringen; diese großen Theater zahlen aber andererseits nun wieder keine Garantie, sondern man partizipiert hier an den Abendeinnahmen. Schließlich war er damit einverstanden, daß wir ihm einen Garantiebetrag von DM 20.000.— zahlen; dieser Betrag gilt bis 40 Aufführungen, von der 41. Vorstellung an DM 500.— pro Vorstellung. Der Verlagsanteil beträgt 10%, d. h., er bekommt also DM 18.000.— garantiert.
Er blieb bei seiner Meinung, daß dieses Stück für Salzburg geschrieben sei und außer Salzburg und der Tournee nicht aufgeführt werden sollte. Insofern waren hier keine weiteren Beschlüsse zu fassen.

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