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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Autor eine besondere Anmerkung, und er lobt Burgel Zeeh: ›Wenn Ihre Autoren so vollkommen arbeiten würden wie Frau Zeeh, dann hätten Sie nur gute Autoren.‹ Aber im Grunde will er ja nur allein bleiben.
Unsere finanzielle Vereinbarung ist am 31. 12. 1975 abgelaufen. Bis dahin galt, mit Ausnahme des neuen Darlehens von DM 100.000.— [siehe Anm. 1 zu Brief 312], daß alle Zahlungen an ihn a conto der Verkäufe und der Tantiemenerlöse aufgerechnet werden. Erhält er mehr Honorare und Tantiemen, wird ihm der Überschuß ausbezahlt, ist es weniger, so haben wir das auszubuchen.
Er ist von der Bibliothek für Junge Leser sehr angetan und möchte gerne mitmachen. Sonst nur Freundliches. Wir essen zusammen zu Mittag, und dann fliegt er nach Wien weiter.
Ich lese am Abend ›Die Berühmten‹. Ich bin doch sehr positiv überrascht. Bernhard ist es gelungen, wieder ein Stück weiter voranzukommen. Seine Dialoge sind lebendiger geworden. Sein Thema das alte Problem des Schöpferischen und der Künstler gegenüber der Gesellschaft. Es ist auch ein Verleger diesmal mit von der Partie. Ich telefoniere am nächsten Morgen mit Bernhard und sage ihm, daß mir das Stück sehr gefallen hat. Und er war sehr glücklich darüber.«
In einer Notiz hält S. U. zu den weiteren Resultaten des Besuchs fest: »Peter Hamm ediert einen Band ›Über Thomas Bernhard‹. Dieser schließt sich an Band I an, entnimmt aber keine Beiträge aus diesem Band. Er soll mit einem großen Interview beginnen, das Peter Hamm mit Bernhard führen wird.
[. . .] Das zweite Stück ist dem Schauspieler Minetti gewidmet [. . .]. Uraufführung 2. Hälfte März. Wir wollen dieses Stück als einen limitierten Pressedruck vorlegen. Größeres, schlankes Format, etwa Bloch ›Experimentum Mundi‹, vielleicht noch einen Zentimeter höher, schwarzes Leinen, schwarzer Umschlag, der halbiert ist. Auf der linken Seite Titel, rechte Seite ein Foto des Schauspielers Minetti. Große Type, 6 Fotos von Minetti jeweils auf einer rechten Seite, 1 000 numerierte Exemplare, 1.-10. Exemplar in Leder.«

[333; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    20. Februar 1976
    Lieber Thomas Bernhard,
    herzlichen Glückwunsch zu der herrlichen »Korrektur«-Rezension in »Times Literary Supplement« von keinem Geringeren als George Steiner, dem Erfinder der Formel von der »Suhrkamp-Kultur«.
    Sobald ich aus Wien Neues erfahre, melde ich mich. 1
    Herzliche Grüße
    Ihr
    [Siegfried Unseld]

    Anlage 2
    1   S. U. bezieht sich auf Schwierigkeiten (siehe Anm. 1 zu Brief 331) bei der Aufführung der Berühmten .
    2   Die Anlage hat sich nicht erhalten. Es handelt sich vermutlich um die am 13. Februar 1976 im Times Literary Supplement veröffentlichte Rezension zu Korrektur von George Steiner mit der Überschrift Conic sections , die zu dem Schluß kommt: »The feeling grows that Thomas Bernhard is now the most original, concentrated novelist writing in German. His connections, at once developmental and contrastive, with the great ›Austrian‹ constellation of Hofmannsthal, Kafka, Musil and Broch become ever clearer.« Den Begriff der »Suhrkamp-Kultur« prägt George Steiner zwei Jahre zuvor an derselben Stelle in einer Besprechung der Gesammelten Schriften von Theodor W. Adorno.

[334; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    10. März 1976
    Lieber Thomas Bernhard,
    wir hatten ein melancholisches Zusammensein in Wien. Das hatte nun leider seine Gründe. Aber darüber werden wir wegkommen. 1
    Zurückgekommen fand ich das erste Exemplar von »Amras« in der Bibliothek Suhrkamp vor. Es gefällt mir sehr, und ich hoffe, Ihnen auch. So sind wir eben, daß wir in der Stille für Sie arbeiten. 2
    Wir sollten bald wieder in Verbindung treten. Es gibt vielleicht auch für die »Berühmten« noch eine andere Konstellation. Ich komme am Sonntag, dem 21. März 1976, zurück und werde mich danach bei Ihnen melden. 3
    Ich hoffe, Sie erfreuen sich inzwischen an »Amras«.
    Herzliche Grüße,
    Ihr
    [Dr. Siegfried Unseld]
    (nach Diktat verreist)
    Helma Marinoff
    (Sekretariat)
    1   Im Reisebericht Wien, 6.-8. März 1976 schreibt S. U. über die gefährdete Uraufführung von Die Berühmten im Rahmen der Wiener Festwochen:
»Beim Eintreffen im Wiener Hotel erreichte mich ein Telegramm: ›Lage sehr schlecht. Gruß Baumgartner Viennafestival‹. Überall ist in Österreich zur Zeit die Lage sehr schlecht. Fernsehen: drastische Einsparungen und Absagen von Verpflichtungen.

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