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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Ruhestand. Eine Komödie von deutscher Seele‹ innerhalb von 14 Tagen geschrieben. Peymann las es und war sofort bereit, seinen Spielplan zu ändern, den ›Tasso‹ nicht mehr zu machen, sondern dieses Stück am 1. Juni zur Aufführung zu bringen. Bühnenbild Herrmann, Hauptrolle Traugott Buhre. Das hat in Stuttgart natürlich Furore gemacht, aber Peymann hat sich durchgesetzt. Von dort her hat er bei Bernhard wiederum erzwungen, daß er die Rechte direkt erhält für die Stuttgarter Aufführungen, etwa zwei oder drei, danach führt Peymann es in Bochum auf, und von da ab tritt der Suhrkamp Verlag ein. Und Bernhard mußte auch zugestehen, daß das Stück im Programmheft abgedruckt wird. [. . .]
Das Stück sei so ruhig wie ein Strindberg-Stück, ein Traumspiel in gewisser Weise, es sei, so Bernhard, eine Mischung aus Strindberg und Henry James.
[. . .] Die Herstellung hat unter größtem Schweigen zu erfolgen. Ich wäre eigentlich dafür, daß wir den Autor gar nicht angeben, denn Bernhard hat Peymann einen Vorsprung versprochen. Wir kündigen das Buch erst an im ›Börsenblatt‹, wenn das Theater in Stuttgart die erste Ankündigung gemacht hat. [. . .]
Die kommenden Publikationspläne:
also zum 1. Juni 1979: ›Vor dem Ruhestand‹.
Im Herbst 1979 wird in Bochum der ›Weltverbesserer‹ mit Minetti aufgeführt.
Wir telefonieren Karfreitag, und ich erfahre dann, ob Bernhard damit einverstanden ist, wenn wir eine Art Omnibus mit seinen sämtlichen Erzählungen machen.
Im April / Mai 1980 erscheint in der BS die Prosa ›Erinnern‹. Es wird hier einige Bände geben.
In der neuen edition suhrkamp kann ein Band erscheinen: ›Die Billigesser‹, eine Prosa von ca. 70 Seiten, das ergäbe einen Band von etwa 120-130 Seiten, also ideal im Umfang. Das Manuskript liegt bei Bernhard vor.
Im Herbst 1980 dann der Roman ›Gegenruhe‹.
Er hat ferner ein Märchen fertig. ›Das Märchen von den Salzburgern oder Der Dummkopf aus dem Norden‹. Ich werde versuchen, mit Horst Janssen Verbindung aufzunehmen, ob er so etwas illustrieren möchte. Obschon Bernhard nicht allzu sehr für eine Illustration ist. Keinen der gegenwärtigen Künstler hält er für bedeutsam.«
    2   Der Satz wird nicht geändert.
    3   S. U. reist am 3. April für zehn Tage in die USA, wo im der New York University angegliederten Deutschen Haus erstmals die »German Book Week« stattfindet. In seinem Reisebericht USA, 3.-12. April 1979 schildert er eine Podiumsdiskussion, bei der ihm die Rolle dessen zufällt, »der sich beklagen mußte, daß amerikanische Verleger so wenig deutschsprachige Bücher veröffentlichen, daß sie für ihre Häuser wichtige Bücher übergehen und daß die Beherrschung der deutschen Sprache in den Lektoratsstuben der amerikanischen Verlage immer geringer wird«. Dennoch stellt er in seinem Bericht fest: »Es ist merkwürdig, aber es ist so: Thomas Bernhard verdient eine besondere Erwähnung. Seine ›Corrections‹ werden in Kürze herauskommen, sie wären jetzt schon erschienen, wenn der Verlag A. Knopf nicht noch einmal den Umschlag nachdrucken müßte, man hatte ein Bild moderner Kunst ausgesucht, das schon den Umschlag eines anderen Buches zierte! [. . .] In allen Diskussionen während der Buchwoche flammte der Name Bernhard auf als Gegenbeispiel der amerikanischen Verleger, die sich mit der Publikation von Bernhard geradezu schmückten.«

[377; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    27. April 1979
    Lieber Thomas Bernhard,
    bei uns treffen dringliche Telefonate ein. In den Gazetten, so am 26. April in der »Frankfurter Rundschau«, steht nun, daß Peymann »Vor dem Ruhestand« in Stuttgart inszenieren und im Juni herausbringen wird. 1 Es gibt Theater, die dringlich interessiert sind und nach dem Text und einer Aufführungsmöglichkeit fragen. Das Burgtheater Wien interessiert sich für das Stück im Hinblick auf die Regie von Erwin Axer. Das Züricher Schauspielhaus bittet um eine Option für eine schweizerische Aufführung. Könnten wir darüber einmal telefonieren? Die Sache ist eilig und brennend.
    Schöne Grüße
    Ihr
    [Siegfried Unseld]
    1   Zehn Tage später, unter dem Datum des 7. Mai, kommentiert Der Spiegel den Vorgang: »Unter strengster Geheimhaltung und täglicher Kontrolle der sechs im Theater vorhandenen Texte inszenierte Peymann Thomas Bernhards neuestes Stück, ›Vor dem Ruhestand‹, Untertitel: ›Eine Komödie von deutscher Seele‹. Und der Suhrkamp Verlag bereitet, nicht

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