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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Aber ich weiss nicht wo und nicht auf welche Weise.
    Herzlich
    Thomas B.
    1   Die Fahnenkorrektur der Billigesser hat sich nicht erhalten. Zur Entstehung der Billigesser siehe Th. B.: Werke 13 , S. 328-337.
    2   Vom 13. bis 24. Februar 1980 finden im US-amerikanischen Lake Placid die Olympischen Winterspiele statt.
    3   Siehe Anm. 5 zu Brief 3.

[400; Anschrift: Ohlsdorf; Telegramm]
     
    Frankfurt am Main
    22. Februar 1980
    um mich für freilassing ruhiger zu machen, erbitte ich doch sehr das manuskript »unruhe« 1
    herzliche grüße
    ihr siegfried unseld
    1   Unter dem Datum des 22. Februar hält S. U. in der Chronik fest: »In der Post einer der bezeichnendsten Briefe von Thomas Bernhard (20. Februar). Er lobt unsere Korrekturarbeit an den ›Billigessern‹, stimmt indirekt der esNF-Ausgabe zu.« Dann zitiert S. U. die Bitte des Autors um die Summe von DM 40 000 und die eigene telegraphische Antwort darauf, um mit folgenden Worten den Absatz zu beschließen: »Eine Erpressung gegen die andere.«

[401]
     
    Ohlsdorf
    23. Feber 80
    Lieber Siegfried Unseld,
    auf Freilassing lege ich den allergrössten Wert.
    Was das Romanmanuskript betrifft, soll zuerst einmal mit der grösstmöglichen Obsorge das »Billigesser«-Buch veröffentlicht sein, bevor ich es aus der Hand gebe.
    Weder Ereignisse, noch Bücher sollen sich in Zukunft überstürzen.
    Der Roman soll auch heuer gar nicht veröffentlicht sein, ich beschwörte mutwillig ein Massaker, in welchem sich meine Kinder gegenseitig umbringen, herauf.
    Im späten Frühjahr kommt der »Weltverbesserer« und im Herbst wird, wenn die Schauspieler dann noch nicht gestorben sind, das neue Theaterstück mit dem Titel »Über allen Gipfeln ist Ruh« in Bochum aufgeführt. Und im Mai oder früher, ich kann es nicht wissen, kommen die »Billigesser«. Wir sollten dieses Buch sich einmal in Ruhe entwickeln lassen und ihm nicht durch ein weiteres das Wasser abgraben.
    Ich denke, mit den Rechten, die der Verlag an meinen Arbeiten hat, wird dieser Verlag noch Jahrzehnte nach meinem Tod immense Summen verdienen.
    Ich bin zur Gänze auf meine Arbeit konzentriert und mit der gleichen Intensität auf Freilassing eingerichtet.
    Sehr herzlich
    Thomas B.

[402; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    4. März 1980
    Lieber Thomas Bernhard,
    schönen Dank für Ihren Brief vom 23. Feber. Der Betrag nach Freilassing ist abgegangen.
    Ich nehme an, daß wir den »Weltverbesserer« und das Stück »Über allen Gipfeln ist Ruh« zu den früheren Bedingungen und auch mit unserem Anteil übernehmen. Könnte ich »Über allen Gipfeln ist Ruh« bald lesen? Ich bin sehr gespannt!
    Ich höre gerne, daß Sie so konzentriert an Ihren Arbeiten sitzen; ich tue das auch. Die Neue Folge der edition suhrkamp ist angekündigt; die Hunde bellen, die Karawane aber zieht weiter. 1
    Falls wir uns wieder einmal um 13.00 Uhr auf dem Corvatsch treffen wollen; ich werde in den Tagen vom 23.-29. dort sein. 2
    Herzlich, wie immer
    Ihr
    Siegfried Unseld
    1   Am 28. Februar hat S. U. auf einer Pressekonferenz in Frankfurt das erste Jahresprogramm der edition suhrkamp Neue Folge (48 Bände) vorgestellt. Im Vorfeld, seit Juli 1979, beurteilt die Öffentlichkeit die neue Konzeption der Reihe skeptisch. Günther Busch, der Lektor der Reihe seit 1963, scheidet mit Wirkung zum 31. März 1980 aus dem Verlag aus. In einem Brief vom 2. April 1979 an Jürgen Habermas faßt S. U. die geplante Schwerpunktverlagerung innerhalb der Reihe so zusammen: »Wir wollen weniger Soziologie, dafür wieder mehr Literatur bringen, nach dem Prinzip, unter dem ursprünglich die edition suhrkamp angetreten ist.« Die Feuilletons reagieren zwiespältig: Zwar findet das neue Programm Anerkennung, ob es sich jedoch unter den veränderten Bedingungen durchsetzen könne, sei zweifelhaft. (Siehe Raimund Fellinger, Kleine Geschichte der edition suhrkamp , S. 61ff.)
    2   Unter dem Datum des 22.-30. März notiert S. U. in der Chronik : »St. Moritz. Skifahren. Besuch bei Wolfgang Hildesheimer in Poschiavo, Telefonate mit Muschg, Pedretti […].«

[403; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    11. März 1980
    Lieber Thomas Bernhard,
    Herr Jürgen Tomm vom Sender Freies Berlin möchte Sie gewinnen für seine Sendereihe »Autor-Scooter«; das ist eine Sendung, die live um 20.15 Uhr gesendet wird und in der Autoren das sagen können, was sie wollen. Das Ganze soll in Berlin stattfinden, live. Die Moderatoren der Sendung sind

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