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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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hätte. Aber die Bücher und die Zeiten fliegen, wir lassen sie hinter uns. Gottseidank!!!

    |P. S.: Für die »Billigesser« erbitte ich einen sehr großen Druck, es soll wenigstens 160 Seiten haben, sonst widerspricht es dem Ganzen!|
    1   Zunächst hatte S. U. für Anfang Oktober eine Urlaubswoche auf Kreta geplant, die er am 27. September absagen muß. Unter dem Datum des 1. Oktober notiert er bedauernd in der Chronik : »Kein Minos Beach [das in der Nähe der Provinzhauptstadt Agios Nikolaos am Ostufer Kretas liegt].«
    2   In seinem Reisebericht Salzburg, 5.-6. November 1979 schreibt S. U. zunächst über ein Treffen mit Peter Handke in Salzburg, danach über eine Begegnung mit Th. B. in Ohlsdorf und Gmunden: »Er hatte sich eine genaue Strategie für das Gespräch zurechtgelegt. ›Die Billigesser‹ im Frühjahr 1980, nun auch in der esNF, und ›Unruhe‹ dann doch erst im 2. Halbjahr 1980.
Er erzählt mir von seinem neuen Stück, das von einem alternden Schriftsteller handelt, der zu spät kommt. Wir reden darüber. Ich hatte ja kurz vorher bei Handke Hermann Lenz getroffen, und am nächsten Tag sagte Thomas Bernhard zu mir, er hätte den Titel gefunden: ›Später Ruhm‹. Ich sollte mit Peymann sprechen, er würde ihm bald das Stück schicken können, im übrigen erwarte er Peymann zwischen Weihnachten und Neujahr.
Bernhard ist vom 16. November bis zum 16. Dezember in Kreta, dann Anfang Januar in Jugoslawien.
Dann sein Wunsch, an dem alles hänge: er wolle vom 1. Oktober 1980 bis zum 30. April 1981 in New York im Hotel Plaza wohnen, oberste Etage, kleines Zimmer, Blick zum Central-Park. Ich soll das organisieren und finanzieren, er würde dann in dieser Zeit ein Buch schreiben. So einfach ist das.
Wir sprachen lange über die Reaktionen auf Günther Busch in der Presse. [Günther Busch kündigt Anfang Oktober und übernimmt zum 1. April 1980 die Leitung der Europäischen Verlagsanstalt.] Bernhard findet es nicht richtig, daß wir das Alte in ›Neuer Folge‹ machen, warum nicht eine ›edition unseld‹, meinte er? Jedenfalls etwas Neues wäre besser.
Er erwartet dringend für den 17. Dezember Fahnen der ›Billigesser‹.
Ein großes Problem ist der Zoll. Um die Belegexemplare der ›Erzählungen‹ abzuholen, müßte er nach Linz fahren. Das tut Bernhard nicht. So ging er zu dem Buchhändler in Gmunden und sah sich den Band an, er war froh über sein Aussehen. Ich möchte gerne eine Demarche machen, daß Bernhard in diesem Punkt vom Zoll befreit wird.«
Während seines USA-Aufenthalts vom 23. November bis 2. Dezember 1979 macht sich S. U. in Sachen Plaza-Hotel kundig; in seinem Reisebericht heißt es: » Thomas Bernhards irrer Wunsch, acht Monate im Plaza-Hotel zu leben: ich sprach mit dem Managing Director J. Phillip Hughes, an den uns Frau Waldheim verwiesen hat. Das Haus ist an solchen Gästen nicht interessiert, da sie mit Ausnahme von Januar jeweils ausgebucht sind. Außerdem werden die Raten zweimal erhöht werden. Man muß rechnen, daß ein einfaches Zimmer pro Tag auf 95.— Dollar kommt, dazu noch 8% City-Tax und dann eben die zweimalige Erhöhung von wahrscheinlich je 10%. Man muß also rechnen, daß dieses Unternehmen im Monat 3.000.— Dollar kostet, für acht Monate also 24.000.— Dollar.
Herr Hughes wies mich auf das St. Moritz-Hotel und auf den Manager des Essex-Hotel (John Herold) hin, aber auch dort waren die Preise nicht wesentlich anders.«
    3   Th. B. tritt aus der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung aus. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung druckt am 8. Dezember seine Begründung für diesen Schritt unter dem Titel Zu meinem Austritt . Sie beginnt mit dem Satz: »Die Wahl Scheels, des ehemaligen Bundespräsidenten, zum Ehrenmitglied der Akademie für Sprache und Dichtung war für mich ja nur der letzte definitive Anlaß gewesen, mich von dieser Akademie für Sprache und Dichtung zu trennen, die meiner Meinung nach weder mit Sprache noch mit Dichtung das geringste zu tun hat und deren Existenzberechtigung jeder vernünftig Denkende mit gutem Gewissen selbstverständlich verneinen muß.« Der gesamte Artikel findet sich in Th. B.: Meine Preise , S. 16ff.

[394; Anschrift: 〈Chersonissos, Kreta〉; Telegramm]
     
    Frankfurt am Main
    6. Dezember 1979
    can you confirm that mr. thomas bernhard stays in your hotel?? please forward this telex to him.

    lieber herr bernhard, dieter dorn uebernimmt die garantie fuer eine inszenierung »ruhestand« an den

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