Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
entweder Wapnewski oder Raddatz. Dieter Kühn und Thomas Brasch sind dagewesen und seien, wie Herr Tomm versichert, sehr begeistert gewesen.
Ich leite das an Sie weiter. Ich an Ihrer Stelle würde das nicht machen, aber Sie werden Ihre eigenen Gedanken dazu haben. 1
Schöne Grüße
Ihr
Siegfried Unseld
1 Th. B. tritt in dieser Sendereihe nicht auf.
[404; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉; handschriftlich; Ansichtskarte: »Hotel Inter Continental Vienna«]
Wien
18. März [1980]
Wir Billigesser feiern den Autor der »Billigesser« und die Neue Folge der es
Siegfried Unseld 1
1 Es folgen die Unterschriften von Verlagsmitarbeitern, Mitarbeitern der Verlagsauslieferung Mohr und von Wiener Buchhändlern. In seinem Reisebericht Wien 18./19. März 1980 schreibt S. U.: »Auf dem Flughafen Schwechat abgeholt von Dorli Berger, Fahrt ins Intercontinental, wo schon die ersten Buchhändler eintrafen. Referat über die edition suhrkamp Neue Folge, dann die Gespräche beim Mittagessen. […] die Buchhändler haben versprochen, daß der 20. Mai [Tag der Erstauslieferung] im Zeichen der edition suhrkamp stehen soll.«
[405; Anschrift: Ohlsdorf; Telegrammnotiz]
Frankfurt am Main
31. März 1980
Erbitten dringlich Anruf für Rückruf – Gruß S. U. und B. Z.
[407; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
16. Juni 1980
Lieber Thomas Bernhard,
ich hatte fest gehofft, Sie am 21. Juni in Bochum zur Uraufführung zu treffen, daraus wird ja jetzt wohl nichts. 1
Ich finde, wir sollten uns doch wieder einmal sehen. Wie wäre es, wenn ich am 24. Juli zu Ihnen käme? Wo wären Sie dann? Falls Sie in Ohlsdorf sind, würde ich in Gmunden vom 24./25. Juli übernachten, falls Sie in Wien oder Salzburg wären, würde ich mich um eine eigene Unterkunft bemühen. 2
Bitte lassen Sie von sich hören.
Herzliche Grüße
Ihr
Siegfried Unseld
1 Claus Peymann hatte Th. B. am 25. Februar brieflich angekündigt, die Premiere von Der Weltverbesserer am Schauspielhaus Bochum sei für den 21. Juni geplant. Weil sich die Proben unerwartet schwierig gestalten, wird sie auf den Herbst verschoben (siehe Anm. 1 zu Brief 411).
2 In seinem Reisebericht Salzburg, 24.-26. Juli 1980 schreibt S. U. über das Treffen mit Th. B. in Ohlsdorf:
»Wie verabredet traf ich um 11.30 h ein, ›der Verleger ist pünktlich‹. Mühsames Gespräch über Gott und die Welt, d. h., wir nähern uns über allgemeine Themen, Olympia, Salzburger Festspiele, seiner Kritik an der edition suhrkamp alt und neu und am Theaterverlag. Er bedauert, daß ›Die Billigesser‹ in der Neuen Folge erschienen sind, die deutschen Titel schätzt er samt und sonders nicht, alles Papier, alles Nachahmung. Anders Octavio Paz, er der einzige, dessen Hervorhebung lohne.
[…] Er redet sich seinen Zorn vom Leibe, ja, er sei Angestellter des Verlages, der ihm monatlich DM 2.000.— zahle, er liefere seine Sachen ja auch ab, aber der Verlag schätze ihn eben auch als einen solchen fleißigen 27. Dichter-Angestellten ein. Er schicke seine Manuskripte an den Verlag ab, und dann hörte er nichts, sähe dann das Buch, das in der Regel Suhrkamp-mäßig gut ausgestattet sei, aber der Rest sei Schweigen. Schließlich käme ein Brief von Frau Ritzerfeld, in dem ihm eine polnische Übersetzung angekündigt würde.
Wir fahren in ein Waldgasthaus. Er ißt sein Mittagsmahl, langsam, ausgiebig, ich faste ja, was zur Ungemütlichkeit beiträgt. Anschließend einstündiger Spaziergang, dann wieder sein Hof in Ohlsdorf.
Wieder die Frage, was bin ich für Sie, was bin ich für den Verlag? Ich zeige ihm die Abrechnung, weil ich weiß, nur Geldziffern überzeugen ihn. Die Abrechnung per 30. 6. 1980 weist einen Honorarerlös von insgesamt DM 88.000.— aus. Mich hat das bei der Lektüre im Flugzeug sehr überrascht. Wie kommt dieser Betrag zustande? Selbst wenn hier ein Fehler vorgekommen sein sollte, müssen wir das auf uns nehmen, denn DM 88.000.— Honorarerlöse, also ein Fast-Guthaben und Gleichstand mit Guthaben in Zürich, das beschwingte ihn. Er hatte damit nicht gerechnet, glaubte, Schulden zu haben bei uns; jetzt war er wie umgewandelt. Dann könnte ich DM 15.000.— haben? Ich sagte zu, da die Abrechnung ein Guthaben von mindestens DM 32.000.— aufweist. Am nächsten Morgen wurden daraus dann DM 20.000.— und bei der Verabschiedung am Nachmittag DM 25.000.—.
Danach war das Gespräch etwas müheloser. Er erzählte von seinen Plänen. Peymann würde den
Weitere Kostenlose Bücher