Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
Unseld,
ich bin auf dem Weg nach Brüssel u. will am
12. 2. (Freitag)
in Frankfurt sein – mit Ihnen zusammen um alle Fragen zu klären, alle Probleme zu lösen.
Bitte steigen Sie in ein Flugzeug u. landen Sie für den 9. in Brüssel – das freute mich ungemein – an Kühnheit mangelts Ihnen ja nicht.
Der 40. Geburtstag ist der Anfang des Satyrspiels. Heute schaue ich im Zürcher Schauspielhaus vorbei.
Das Jahr hat mit größter Intensität angefangen – in Belgien gehe ich wieder an »Atzbach«.
Wir müssen diskutieren! Bitte schreiben Sie mir sofort an:
Th. B.
c/o UEXKÜLL
RUE DA LA CROIX 60
B BRUXELLES 5
dorthin erbitte ich auch express ein Umbruchexemplar »MIDLAND«. 2
herzlich Ihr
Th. Bernhard
P. S.: von einer »Lesung« in Stuttgart weiß ich nichts u. lese dort auch nicht.
1 Th. B. befindet sich auf einer Lesereise, in deren Rahmen er vor der Literarischen Vereinigung Winterthur aus Das Kalkwerk liest.
2 Darunter steht in Klammern die handschriftliche Notiz von Burgel Geisler: »erl. 26. 1. 71 / Ge«. In einem Schreiben vom 26. Januar 1971 teilt Burgel Geisler Th. B. mit, daß ein Umbruchexemplar von Midland per Eilboten an ihn abgegangen sei. Darüber hinaus kündigt sie an, ihm ein Belegexemplar der zweiten Auflage des Bandes Über Thomas Bernhard zu schicken.
[146; Anschrift: c/o Uexküll, Brüssel]
Frankfurt am Main
5. Februar 1971
Lieber Herr Bernhard,
meine Frau und ich kommen also zum 9. Februar. Wir werden am späteren Vormittag in Brüssel eintreffen. Wäre es möglich, daß wir uns, etwa um 13.00 Uhr, in unserem Hotel ALBERT I., Place Rogier, träfen? Falls Sie einen anderen Treffpunkt wünschen, so geben Sie uns doch bitte Nachricht ins Hotel.
Schöne Grüße
Ihr
gez. Siegfried Unseld
i. A.
(Karin Derpa, Sekretärin)
[147; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉]
Frankfurt am Main
23. Februar 1971
Lieber Thomas Bernhard,
es war sehr angenehm in Brüssel, und ich meine fast, man sollte des öfteren Tage der vierzigsten Geburt haben. Ich hoffe, Sie fühlen sich auch im nachhinein wohl, das heißt, ich hoffe, Sie sind bei den neuen Arbeiten. 1
Ich möchte Ihnen heute einmal eine Übersicht geben im großen und ganzen ohne buchhalterisches Detail, das Ihnen, falls erwünscht, selbstverständlich auch zur Verfügung steht.
Wir haben hier die Konten Thomas Bernhard Insel und Suhrkamp Verlag jetzt einfach einmal zusammengelegt und zwei Konten angelegt:
Konto A
»Alte Werke« (»Amras«, »Frost«, »Verstörung«, »Boris«, »Watten«, »Prosa«, »Ungenach«). Wir hatten am 22. 11. 1969 unsere ungewöhnliche Vereinbarung darüber getroffen. Dieses Konto wird zum 31. 8. 1972 abgeschlossen. Heute sieht es so aus, daß wir gegenüber der Schuld von ca. DM 32.000.— Honorarverrechnungen von ca. DM 21.000.— verbuchen konnten, so daß der Sollsaldo jetzt nur noch ca. DM 11.000.— beträgt. Sie haben bis zum 31. 8. 1972 noch Zeit, diesen Sollsaldo abzutragen.
Konto B
Hier sind die »Kommenden Arbeiten« erwähnt (»Das Kalkwerk«, »Midland in Stilfs«, »Atzbach« und andere). Wir hatten hier 24 Monatsraten È DM 800.— vereinbart. Bis zum 31. 8. werden diese Raten einen Betrag von DM 19.280.— ergeben.
Dagegen stehen dann folgende Beträge:
Die »Kalkwerk«-Abrechnung 1970
ca. DM 9.000.—
»Midland in Stilfs« und »Atzbach«
bis zum 31. 8. 1971 geschätzt DM 7.000.—
Nebenrechte »Midland in Stilfs«
und »Atzbach« bis zum 31. 8. 1971 DM 2.000.—
»Kalkwerk« bis 31. 8. 1971 DM 2.000.—
so daß sich hier insgesamt eine Summe von ca. DM 20.000.— ergeben wird, so daß am 31. 8. 1971 auch das Konto B ausgeglichen sein wird.
Daneben steht nun das neue Darlehen in Höhe von DM 15.000.—. Den Scheck habe ich Ihnen in Brüssel übergeben. Diesen Betrag behandeln wir, wie Sie es in Brüssel gewünscht haben, zunächst als Darlehen; ich würde vorschlagen bis zum 31. 8. 1972. Zu diesem Zeitpunkt (beziehungsweise rechtzeitig vorher) werden wir ja dann eine neue Vereinbarung treffen können.
Insgesamt sieht die Rechnung also doch ganz optimistisch aus.
»Midland in Stilfs« wird Anfang März erscheinen. Die Manuskripte »Atzbach« erwarten wir jetzt. Mit dem Deutschen Taschenbuchverlag und Rowohlt sprechen wir wegen einer Lizenz »Frost«.
Ich habe mit meinen Mitarbeitern in der Theaterabteilung gesprochen. Es wäre uns sehr angenehm, wenn wir – sagen wir – zu einem guten Sommertermin den
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