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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Dezember ausgeliefert.

[137; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    10. November 1970
    Lieber Thomas Bernhard,
    ich war das Wochenende über in Stockholm, um mit Peter Weiss und einigen Freunden Gespräche zu führen. Ich sprach auch mit Bengt Holmqvist, der wahrscheinlich der einflußreichste Literaturkritiker Schwedens ist. Er hat mir von seiner Faszination nach der Lektüre des »Kalkwerks« gesprochen: »Thomas Bernhard ist für mich der einzige deutschsprachige Autor mit einer sicheren Anwartschaft auf den Nobelpreis.« Bengt Holmqvist hat das Buch auch dem schwedischen Verlag Norstedt empfohlen, der es inzwischen auch schon angenommen hat. Wahrscheinlich wird Frau Holmqvist das Buch übersetzen. 1
    Zurückgekehrt sprach ich mit Dr. Karl Korn von der »FAZ«; ganz spontan sagte er mir, er hätte in den letzten Jahren keinen Roman gelesen, der ihn so fasziniert hätte wie das »Kalkwerk«. Er sei so begeistert von diesem Buch, daß er fast daran gedacht hätte, es im nachhinein noch in der Zeitung abzudrucken, aber seine Kollegen hätten ihn dann wieder zurückgepfiffen.
    Ich übermittele Ihnen diese beiden ja nicht unwichtigen Stimmen. Wir werden vom Verlag aus alles tun, dem Buch weite Verbreitung zu geben.
    Herzliche Grüße
    Ihr
    Siegfried Unseld
    1   S. U. ist vom 7. bis 9. November 1970 in Stockholm und trifft Peter Weiss und seine Frau Gunilla Palmstierna-Weiss, den Literaturkritiker von Dagens Nyheter und Mitverwalter der Rechte am Werk von Nelly Sachs, Bengt Holmqvist, und dessen Frau Margaretha sowie Olof Lagercrantz. Die schwedische Übersetzung des Kalkwerks, Kalkbruket , erscheint 1972 in der Übersetzung von Margaretha Holmqvist bei Norstedts.

[138; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉]
     
    Frankfurt am Main
    11. November 1970
    Lieber Thomas Bernhard,
    noch ein Nachtrag. Anbei die »suhrkamp information« Nr. 2. Bitte beachten Sie die Innenseiten. Sie sind wirklich Äußerung des Inneren. |(i. e. meiner Bewunderung!)|
    Herzlich
    Ihr
    Siegfried Unseld

    Anlage 1
    1   Die suhrkamp information ersetzt ab 1970 als neues, zweimal pro Jahr erscheinendes Werbemittel des Verlags die in die Jahre und in die Kritik geratene Jahresschau Dichten und Trachten (erstes Heft 1953). Auf den Seiten 16-18 der suhrkamp information , 2. Heft / 1970, finden sich ein Szenenfoto aus der Hamburger Uraufführung von Ein Fest für Boris , die Dankesrede von Th. B. bei der Entgegennahme des Georg-Büchner-Preises sowie ein Verzeichnis seiner im Suhrkamp und Insel Verlag erschienenen Bücher.

[139]
     
    Ohlsdorf
    30. 11. 70
    Lieber Doktor Unseld,
    die Reihenfolge der Prosastücke wie im Kuvert:
»Midland in Stilfs«
»Der Wetterfleck«
»Am Ortler«.
    Meine Vorstellung ist die eines übersichtlichen Satzspiegels, also eine möglichst grosse Druckschrift.
    Wann ist es Ihnen möglich, mich zu treffen?
    Herzlich Ihr
    Thomas B.

[140; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    8. Dezember 1970
    Lieber Herr Bernhard,
    ich war ein paar Tage verreist und kann deshalb erst heute den Eingang Ihres Briefes vom 30. November und des sehr erwarteten Manuskriptes bestätigen. Es wird meine nächste Lektüre sein. Ich freue mich schon darauf.
    Ich schreibe Ihnen jetzt aber so schnell, weil Sie mich baten, Ihnen einen Termin für ein Treffen zu nennen. Ich bin in diesen Tagen sehr angespannt. Doch kann ich eine Möglichkeit nennen, die vielleicht auch für Sie angenehm wäre. Könnten wir uns am Sonntag, dem 13. Dezember, in München treffen? Das wäre doch, was unsere Wegedistanz betrifft, halbe halbe. Sagen Sie mir doch, ob das möglich ist. Ich würde dann vorschlagen, daß wir uns am Nachmittag um 16.00 Uhr im Hotel Bayerischer Hof träfen. Ich würde mich sehr freuen. Bitte, schicken Sie mir doch ein Telegramm, oder rufen Sie an. 1
    Herzliche Grüße
    Ihr
    [Siegfried Unseld]
    1   Anlaß für den Aufenthalt von S. U. in München am 13./14. Dezember 1970: Gespräche mit unabhängigen Verlegern, Besuch bei Koeppen, der wieder einmal die Fertigstellung eines Romans in Aussicht stellt.

[141]
     
    Ohlsdorf
    15. 12. 70
    Lieber Doktor Unseld,
    durch den Tod meines Onkels in der vergangenen Woche, ist es mir nicht möglich gewesen, nach München zu kommen, der Versuch, zu telefonieren, schlug fehl. 1
    Sicher machen Sie aber bald wieder einmal eine Reise in meine Nähe und dann könnten wir uns treffen.
    Wann glauben Sie, werde ich die Fahnen von »Midland« bekommen können?
    Ich arbeite gut und es steht alles am

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