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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Text des neuen Stückes haben könnten.
    Soviel für heute. Alles Gute und herzliche Grüße für Sie
    Ihr
    [Siegfried Unseld]
    1   Im Reisebericht Köln—Düsseldorf—Brüssel—Aachen , 8.-10. Februar 1971 schreibt S. U.:
»Er war heiter und gelassen an seinem 40. Geburtstag und hat sich über das Kommen und die Grüße, die ich ihm überbrachte, und auch über das Geschenk [zwei silberne Kerzenständer, die S. U. am selben Tag im Antiquitätenladen Stuart in Brüssel kauft] sehr gefreut. Gelegenheit zu ausführlichen Gesprächen.
Mit dem Manuskript ›Atzbach‹ können wir wie vorgesehen rechnen.
Dann erhalten wir im Herbst d[iese]s. J[ahre]s. den Text des zweiten Stückes. Er hat es praktisch jetzt schon fertig, möchte es aber ruhen lassen und dann im Sommer noch einmal eine Niederschrift vornehmen.
Parallel dazu entsteht dann der nächste Roman, der noch ›intensiver als »Kalkwerk« sein wird‹. Nach dem Stück und dem Roman kämen dann wieder einige kleinere Arbeiten für die edition oder für die Bibliothek. Er sieht diese Arbeiten als ›Ausruhe-Punkte‹ zwischen den großen Arbeiten an.
In ein paar Jahren will er dann an sein Opus magnum gehen, eine große Prosa-Arbeit, an der er Jahre schreiben will. Das Problem ist dann freilich, ob die bisherigen Arbeiten ihm das dann materiell ermöglichen.
Er hat im übrigen unsere materiellen Vereinbarungen sehr genau im Kopf und nimmt sie auch sehr ernst. Die neue Zahlung, die wir ihm leisteten, wollen wir als Darlehen behandeln.
Bernhards Freunde in Brüssel sind Beamte bei der Brüsseler Kommission. Einer von ihnen, Herr Dr. Franz Froschmaier, ist der stellvertretende Kabinettschef des deutschen Mitglieds. Als ich in Brüssel ankam, fiel bei den europäischen Behörden die Entscheidung für den nächsten Schritt in Richtung der Währungs- und Wirtschaftsunion Europa.«

[149; handschriftlich; Ansichtskarte »GOMAGOI—Strada Stelvio—Gr. Ortles/Ortlergebiet—Stilfserjochstraße«]
     
    [Gomagoi]
    16. 3. 71
    »Nachricht aus GOMAGOI«
    am Ortler. Ich freue mich auf das Buch 1 , bin ab 19. 3. wieder in Ohlsdorf.
    Herzlich
    Thomas Bernhard
    1    Am Ortler. Nachricht aus Gomagoi ist der Titel der Schlußerzählung von Midland in Stilfs .

[150; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉]
     
    Frankfurt am Main
    18. März 1971
    Lieber Thomas Bernhard,
    »Midland in Stilfs« ist jetzt fertig gebunden worden, in diesen Tagen gehen die Exemplare an den Buchhandel. Ich freue mich sehr über dieses Buch. Ich bin sicher, es wird für die Dauer zu meinen Lieblingsstücken der Bibliothek Suhrkamp zählen.
    Verfügen Sie über Ihre fünfzig Freiexemplare? Wir haben eine Auflage von 5.000 Exemplaren gebracht. Der Ladenpreis beträgt DM 5.80, Ihr Honorar 7,5%. Dreißig Freiexemplare sind schon in getrennten Sendungen an Sie unterwegs.
    Gefällt Ihnen der Einband und der Umschlag?
    Herzliche Grüße
    Ihr
    Siegfried Unseld

[151]
     
    Ohlsdorf
    31. 3. 71
    Lieber Doktor Unseld,
    »Midland« ist aussen und innen ein sehr gutes Buch geworden, an dem ich tagelang nach meiner Rückkehr die grösste Freude gehabt habe.
    Jetzt bin ich an die endgültige Fassung von »Atzbach« gegangen, das ich im Mai abliefern werde.
    Diese Prosa ist grösste Kopfanspannung und grösstes Vergnügen zugleich für mich.
    Meine Situation ist »Die Einsamkeit des Langstreckenläufers«, diesen Titel habe ich meiner gegenwärtigen Existenz gegeben.
    Gomagoi, wo ich gewesen bin, entspricht ganz und gar der Erzählung in »Midland«, diese Prosa ist von den drei Stücken die beste.
    Im Sommer habe ich das »Schauspiel« abgeschlossen.
    Was »Boris« betrifft, bitte ich um genaue Informationen von seiten der Theaterabteilung.
    Hier ist in diesen Tagen, in meiner Abwesenheit, ein Film nach einem Buch von mir fertig gemacht, -gedreht worden, der absolute Behutsamkeit verlangt. Es ist ein Film nach einer Prosaskizze von mir, die mit »Der Italiener« betitelt ist, aus der »Baumgrenze«, die Hauptperson, der Italiener, ist ein echter Italiener, Herr Jovine aus Rom, ein Mann mit ausgezeichnetem Profil, der mehrere Sätze von Hegel zu sprechen hat in dem Film. 1
    Zwei Monate im ganzen bin ich weg gewesen und es hat die schönsten und unsinnigsten Augenblicke gegeben zwischen Waterloo und Gomagoi, zwischen Brüssel und Belgrad, zwischen Novi Sad und Rom, alles Zündstoff für meinen Schreibtisch.
    Jetzt habe ich nicht mehr die Absicht, auch nur für kurze Zeit wegzufahren und meine Verachtung für

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