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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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besten.
    Herzlich Ihr
    Thomas B.

    P. S.: In der »Frankfurter Zeitung« habe ich eine Notiz von Ihnen betreffend die Amerikanerin Barnes gelesen, die so ausgezeichnet ist wie die Djuna Barnes selbst gross; hoffentlich vertragen Sie dieses Lob, wie es mir schwer fällt. (Es wird lange keins mehr folgen!!!) 2
    1   Am 8. Dezember 1970 stirbt Rudolf Freumbichler, der 1910 geborene jüngere Bruder der Mutter von Th. B., die Beisetzung findet am 15. Dezember in Salzburg statt.
    2   S. U. reagiert in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 7. Dezember 1970 mit dem Artikel Eine Ehrengabe als Rente auf einen von Rolf Hochhuth in derselben Zeitung veröffentlichten Artikel ( Die abgeschriebenen Schriftsteller , 25. November 1970), in dem Hochhuth die These vertritt, die »alten Schriftsteller« würden von den Verlagen unterdrückt, und berichtet zu Beginn von einem Besuch bei Djuna Barnes: »Vor wenigen Wochen begegnete ich in New York Djuna Barnes; sie warnte mich vor ihrer Behausung: ›I live here like a rat in a hell.‹ An der Türe von Patchin Place 5 gibt es keine Namensschilder und keine Glocke. Djuna Barnes wohnt im ersten Stock, den sie nur verläßt, um einmal in der Woche ihr Hauptnahrungsmittel einzukaufen: Ice-Cream (sonst trinkt sie Tee) oder um das Krankenhaus aufzusuchen, unabweisbar geplagt von Leukämie, Arthritis, Asthma. Der einzige Raum dieser Wohnung besteht fast nur aus Büchern, einem mit Papieren überfüllten Tisch, einem Bett; ein Mininebenraum, eine Kochnische, in der man sich nicht umdrehen kann. Die Fenster schließen nicht dicht, das Haus scheint jahrzehntelang keinen Handwerker gesehen zu haben, Reparaturen finden nicht statt. Der Hauswirt kann sie nach dem New Yorker Mietgesetz nicht kündigen, solange sie lebt und solange sie 49 Dollar Miete bezahlt, eine gewiß bescheidene Summe für ein ›Appartement‹ in New York, aber 49 Dollar sind 49 Dollar, und Djuna Barnes, Amerikas größte lebende Dichterin, verdient diese 49 Dollar nicht.«

[142; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    21. Dezember 1970
    Lieber Thomas Bernhard,
    herzlichen Dank für Ihren Brief vom 15. Dezember. Ihr Lob meiner Djuna-Barnes-Notiz floß mir natürlich honigsüß durch die Kehle wie feinste Spätlese! Auf diesem Ohr bin ich besonders empfindlich, und so haben Sie mir noch das schönste Geschenk zum Jahreswechsel gemacht. Schönen Dank.
    Die Fahnen von »Midland« werden Sie spätestens Anfang Februar bekommen. Ich freue mich, daß Sie gut arbeiten und daß alles zum Besten steht.
    Ich werde in den Tagen vom 19.-26. Januar wahrscheinlich in München sein. Ich will es mir dann so einrichten, daß wir uns entweder in München sehen können oder daß ich nach Salzburg komme. Würde Ihnen ein Tag in diesem Zeitraum angenehm sein?
    Ich wünsche Ihnen erträgliche Festtage, einen guten Jahreswechsel und für das Jahr 1971 das Wichtigste, was es gibt: Produktivität.
    Sehr herzlich, Ihr
    Unseld

    P. S.: Wenn Sie in Wien sind, vergessen Sie bitte nicht, Frau Stavianicek sehr herzlich von mir und meiner Frau zu grüßen.

1971
     

[144; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉]
     
    Frankfurt am Main
    14. Januar 1971
    Lieber Herr Bernhard,
    ich höre, Sie lesen Anfang Februar in Stuttgart. Wäre es da nicht möglich, daß wir uns träfen? Bitte, schreiben Sie mir doch einen genauen Termin. 1
    Und sagen Sie mir auch, wo Sie am 9. Februar sein werden. Es wäre natürlich besonders schön, wenn wir an diesem Tage zusammenkommen könnten.
    Um Sie froh und heiter zu stimmen, darf ich Ihnen mitteilen, daß wir von der Bibliothek-Suhrkamp-Ausgabe der »Verstörung« jetzt eine zweite Auflage gedruckt haben. Wir waren vorsichtig und druckten nur 2 000 Exemplare, also das 4. und 5. Tsd., aber wir können ja jederzeit nachdrucken. Wir müssen bei dieser Reihe sehen, daß wir keine Fehler bei Nachdrucken machen. Aber ich freue mich natürlich sehr, daß das Buch in der Bibliothek Suhrkamp weitere Leser gewinnt.
    Herzliche Grüße
    Ihr
    Siegfried Unseld

    P. S.: 5 Belege lasse ich Ihnen mit gesonderter Post zugehen.
    1   S. U. bezieht sich hier möglicherweise auf eine Anfrage von Horst Albert Glaser vom Lehrstuhl für Neuere Deutsche Philologie der Universität Stuttgart, der in einem Brief vom 7. Januar 1971 Th. B. für Anfang Februar zu einer Lesung in Stuttgart im Rahmen eines Seminars einlädt.

[145; handschriftlich auf Briefpapier des Hotels Krone, Winterthur] 1
     
    [Winterthur]
    25. 1. 71
    Lieber Doktor

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