Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
trinken, zu schwimmen, zu essen, zu sprechen.
Herzlich
Ihr
Siegfried Unseld
[170; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
21. September 1971
Lieber Herr Bernhard,
ich halte das erste Exemplar von »Gehen« in Händen. Es ist doch recht schön geworden. Ich freue mich, daß wir dieses Buch bei unserem Flughafengespräch vereinbart haben; ich bin wirklich glücklich darüber, es unter den ersten 10 Titeln der neuen Reihe, die ja für den Verlag so wichtig ist, bringen zu können.
Wir druckten eine Auflage von 15 000 Exemplaren; der Ladenpreis beträgt DM 3.—; Honorar 7%, also DM —,21 pro Exemplar. Ihnen stehen 75 Freiexemplare zur Verfügung; 20 Exemplare schicken wir Ihnen mit gleicher Post zu. Bitte, verfügen Sie über die anderen.
Schöne Grüße
Ihr
Siegfried Unseld
[171; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
4. Oktober 1971
Lieber Herr Bernhard,
aus gegebenem Anlaß die Frage: wann schicken Sie mir das Manuskript »Der Ignorant und der Wahnsinnige«? Die Sache ist wichtig aus doppeltem Grund – einmal möchte ich das Stück natürlich sehr gerne kennenlernen – zum anderen bereiten die Theater jetzt ihre Programme und die Schauspielerdisposition für 1972 vor. Die Herren Lietzau und Wendt haben mir kürzlich erklärt, daß sie aus Gründen der Schauspielerdisposition jetzt den Text bald kennenlernen müssen. Dieselbe Frage stellt sich ja auch für die anderen Theater. Können Sie sich jetzt nicht doch von diesem Text trennen? Ich möchte dies sehr erwarten und Sie sehr darum bitten.
Wie gefällt Ihnen »Gehen« in der Ausstattung der Taschenbücher? Die Reihe findet ein gutes Echo.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Siegfried Unseld
[172; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
26. Oktober 1971
Lieber Herr Bernhard,
ich höre nichts mehr von Ihnen und weiß nicht, wie ich’s deuten soll.
Wir bereiten einige Wiener Aktivitäten vor; ich halte am Montag, den 8. November, abends um 20 Uhr bei der Österreichischen Gesellschaft für Literatur einen Vortrag »Hermann Hesse heute«. Am nächsten Tag veranstaltet der Verlag um 11.00 h im Palais Palffy, Josefsplatz 6, Beethovensaal eine Pressekonferenz mit anschließendem Empfang. Wenn es möglich wäre, daß Sie nach Wien kommen, würde ich mich freuen, wenn Sie daran teilnehmen könnten. Ich meine natürlich nicht so sehr meinen Vortrag als vielmehr die Pressekonferenz des Verlages am 9. November; es wäre mir sehr wichtig, daß hier auch Autoren des Verlages anwesend wären. Bitte, lassen Sie doch von sich hören.
Herzlich
Ihr
Siegfried Unseld
[173]
Ohlsdorf
1. 11. 71
Lieber Doktor Unseld,
mit Herrn Rach habe ich mich ausgezeichnet verstanden und mir ist klar, dass wir es mit einem guten Mann zu tun haben; es gab zwei nützliche Tage.
Die Abmachung, die ich mit Rach getroffen habe, das Stück bis zur Salzburger Aufführung mehr oder weniger in totalem Verschluss zu halten, ist grundlegend. 1
Meine Zuversicht ist die beste, wenn ich an ein Maximum an Anstrengung denke.
Ich bin nicht in Wien, habe meine Vorlesung abgesagt und bleibe in Ohlsdorf, grossen Wert legte ich, zusammen mit grosser Freude natürlich auf einen Besuch Ihrerseits hier, vielleicht lassen sich dann Blöcke, die wir uns in den Weg gelegt haben inzwischen, wegräumen.
Ich hoffe sehr auf Ihren Abstecher nach Ohlsdorf.
Das mit Rach besprochene wird er Ihnen ja vortragen.
»Gehen« ist, aussen, sehr gelungen, aber es strotzt vor Fehlern unter anderem heisst es an einer Stelle »niemals« statt »nochmals« oder umgekehrt etcetera.
Sie sehen, es gibt immer einen Stoff für ein Zusammentreffen.
Ich denke auch an den Rotwein. 1
Herzlich Ihr
Thomas Bernhard
P. S.: Ich bin von den »freundlichen Grüssen« |Ihrerseits| wieder abgekommen.
P. S. I.: Morgen mit Peymann nach Salzburg.
1 Rudolf Rach besucht Th. B. am 30. Oktober 1971 in Ohlsdorf. Er kündigt sich mit einem Telegramm folgenden Inhalts an: »Lieber Herr Bernhard, brauchen wegen intensiver Spielplangespräche 1972/73 unbedingt Manuskript ›Der Ignorant und der Wahnsinnige‹. Komme am Samstagnachmittag nach Ohlsdorf, um es abzuholen.« Nach seiner Rückkehr schreibt er am 4. November 1971 an Th. B.: »War Ihr Besuch in Salzburg erfolgreich? Hat man Peymanns Honorarwünsche akzeptiert? Und ist man einer Klärung der Besetzungsfrage nähergekommen? [. . .] Ich schwanke, ob ich noch einmal meine Vorstellungen von einem geänderten Schluß vorbringen soll.
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