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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Thomas Bernhard,
    unsere Begegnung war wiederum sehr angenehm, und sie ist es in doppelter Weise durch die durchweg guten Reaktionen auf das Stück. 1 Die Salzburger Aufführung war fraglos ein Erfolg, und ich meine auch, daß sie gut war, wenn ich auch nicht ganz so begeistert sein kann und doch Schwächen sehe. Im übrigen ist das nur gut, denn gegen eine perfekte Aufführung anzugehen haben Theater ja immer große Scheu.
    In diesem Zusammenhang noch eine Überlegung: ich halte es doch nicht für gut, die 2. Auflage Bruno Ganz zu widmen. Stellen Sie sich vor: jeder Schauspieler, der diese schöne, aber doch auch schwierige Rolle sich erarbeitet, muß dann immer gegen das von Ihnen angesehene Vorbild – nämlich Bruno Ganz – ankämpfen. Doch entscheiden Sie, wie Sie es für richtig befinden.
    Wichtig wäre auch, daß wir bald die Korrekturen der Satzfehler erhalten. Und denken Sie bitte auch an das Auftreten von Frau Vargo.
    Sie dürfen sicher sein, daß wir mit großer Energie den Bühnen, Fernsehanstalten und auch den Buchhändlern das Stück ans Herz legen.
    Ich freue mich, daß wir konkrete Termine für die Ablieferung neuer Werke haben. Anfang November wollen wir uns hier in Frankfurt treffen, und Sie übergeben mir das Manuskript der »Korrektur«, und Ende des Jahres erhalten wir dann das Manuskript des neuen Stücks. Es wäre wichtig, daß über dieses neue Stück nicht gesprochen wird. Ich werde das auch Dr. Rach noch einmal sagen.
    Also, die Dinge stehen gut. 2
    Herzliche Grüße
    Ihr
    Siegfried Unseld
    1   Im Reisebericht Salzburg—München, 28. Juli -1. August 1972 hält S. U. fest:
»Besuch bei Thomas Bernhard und Uraufführung seines Stückes ›Der Ignorant und der Wahnsinnige‹ im Landestheater Salzburg während der Salzburger Festspiele. [29. Juli, 19.30 Uhr: Regie: Claus Peymann, Bühnenbild: Karl-Ernst Herrmann, Königin der Nacht: Angela Schmid, Vater: Ulrich Wildgruber, Doktor: Bruno Ganz, Frau Vargo: Maria Singer, Kellner: Otto Sander] Siehe hierzu Kritiken von Joachim Kaiser und Hilde Spiel. [Hilde Spiel: Der Mensch – ein Präparat. Uraufführung von Bernhards »Der Ignorant und der Wahnsinnige« , in: Frankfurter Allgemeine Zeitung , 31. Juli 1972; Joachim Kaiser: Ein Fest für die Königin der Nacht , in: Süddeutsche Zeitung , 31. Juli 1972]
Mit Bernhard ergab sich wiederum ein sehr angenehmes Gespräch. Er bestätigte abermals, daß er in den ersten Novembertagen von Brüssel kommend in Frankfurt das Manuskript seines neuen Romans ›Korrektur‹ mir übergeben werde. Das neue Stück wird gegen Ende des Jahres abgeschlossen sein und dann dem Theaterverlag übergeben.
Bernhard arbeitet an neuen erzählerischen Texten, die er für die BS vorsehen möchte. Wir besprachen für den September 1973 einen ersten Band mit dem Titel ›Erinnern‹. Diesem Buch werden dann in Jahresabständen ›Erinnern 2‹ und ›Erinnern 3‹ folgen.
Über die materiellen Gespräche gibt es einen ausführlichen Brief vom 2. August.«
    2   Der Briefdurchschlag trägt rechts oben die handschriftliche Notiz: »cc Dr. Rach«.

[200; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    2. August 1972
    Lieber Thomas Bernhard,
    die finanzielle Geschichte schreibe ich in einem gesonderten Brief. Meine Bitte vorab: lesen Sie die Darlegungen und Ziffern in kühler Ruhe durch. Insgesamt kann auch hierfür gelten, daß die Dinge gut stehen, das heißt: trotz der Belastungen, die sich aus den Ziffern ergeben, bin ich guten Mutes.
    Wir stehen ja vor der Frage, daß – von den zweimaligen Zahlungen zum Stück »Der Ignorant und der Wahnsinnige« von je DM 20.000.— – also DM 40.000.— – abgesehen, folgende Posten offenstehen:

Das Darlehen, das Sie am 9. Februar 1971 erhielten in Höhe von
DM 15.000.—
Ein offener Posten aus den laufenden Zahlungen (bis August 1972)
DM 15.000.—
Monatliche Zahlungen bis April 1973
DM 12.000.—
Nun wünschen Sie eine weitere Vorauszahlung in Höhe von
DM 20.000.—
Das ist ein Betrag von insgesamt
DM 62.000.—
    Wir müssen also sehen, wie wir diesen Betrag von DM 62.000.— nun verrechnen. Ich mache Ihnen hierzu einen Vorschlag und bitte um Ihre Stellungnahme.
    I.   Unsere berühmte Absprache, die »Alten Werke« betreffend, hat sich erfüllt. Das Konto ist durch die Gutschriften und durch die Vorauszahlung für »Frost«-suhrkamp taschenbuch 47 abgedeckt.
Nun haben Sie selbst angeregt, daß wir vielleicht eine neue Vereinbarung ähnlicher Art treffen sollten. Ich

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