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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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mache Ihnen folgenden Vorschlag:
Das Darlehen vom 9. Februar 1971 in Höhe von DM 15.000.— (über dessen Rückzahlung wir im August 1972 verhandeln sollten) rechnen wir nun mit dem Konto »Alte Werke« ab und zählen zu diesem Konto auch »Kalkwerk« und »Midland«. Also: »Alte Werke« hieße die Publikationen ausschließlich »Der Ignorant und der Wahnsinnige«. Mit dieser Regelung hätten Sie also gewissermaßen dieses Darlehen von DM 15.000.— für sich aus der Welt geschafft.
II.   Sie erhielten für das Stück »Der Ignorant und der Wahnsinnige« zwei Zahlungen:
1.  am 1. 9. 1971 DM 20.000.—
2. a conto der Salzburger Honorare zweimal DM 10.000.—, also DM 20.000.—
Die zweite Zahlung von DM 20.000.— können wir vergessen, da sie durch die Salzburger Einnahmen gedeckt ist. Eventuelle Überschüsse aus Salzburg gehen Ihnen, unserer Absprache gemäß, direkt zu .
Zur Deckung der ersten Zahlung von DM 20.000.— verwenden wir die Erlöse aus dem österreichischen Fernsehen und aus zu erwartenden deutschen Fernsehabschlüssen und – falls erforderlich – die deutschen Theatertantiemen. Die Überschüsse gehen dann selbstverständlich zur Verrechnung auf das Konto »Neue Werke« (siehe IV.). Danach wäre auch die Zahlung von DM 40.000.— ›erledigt‹.
III.   Gegenüber der von Ihnen jetzt geforderten Zahlung von DM 20.000.— verrechnen wir Vorauszahlungen folgender neuer, von Ihnen genannter Arbeiten:
1. Bibliothek Suhrkamp: »Der Ignorant und der Wahnsinnige«
2. Bibliothek Suhrkamp: »Erinnern«
3. Den Roman »Korrektur«
4. edition suhrkamp-Band 500: »Atzbach«
Die Summe von DM 20.000.— dürfte sich ungefähr mit den Vorauszahlungen aus diesen Werken decken, so daß Sie auch gewissermaßen dann diese Zahlung von DM 20.000.— aus Ihrem Gedächtnis streichen können. Erlöse über 20.000.— werden dem Konto »Neue Werke« (siehe IV.) gutgebracht.
IV.   Konto »Neue Werke«
Dieses Konto ist jetzt belastet mit folgenden Zahlungen:
1.  den Abrechnungen und Zahlungen bis zum 31. 8. 1972 von ca.
DM 15.000.—
2.  den künftigen monatlichen Zahlungen, die das Konto bis zum 31. 8. 1973 belasten werden mit
DM 12.000.—
Insgesamt DM 27.000.—.
Gegen diese DM 27.000.— könnten verrechnet werden:
1.  Alle überschüssigen Erlöse aus der Regelung II. und III.
2. Eine Vorauszahlung auf das neue Stück.
3. Sonstige Erlöse aus den Verträgen.
    Ich finde diese Lösung für Sie wie für uns akzeptabel und fair. Sie brauchen sich dann nicht mit großen Überlegungen herumzuschlagen, wir haben sowohl das alte Darlehen von DM 15.000.— wie die neue Zahlung von DM 20.000.— untergebracht, und die monatlichen Zahlungen, die wir bis zum 31. August 1973 leisten, können ebenfalls durch kommende Erlöse abgedeckt werden.
    Insgesamt also stehen die Dinge gut. Für Sie ergibt sich freilich ein Problem: das Ihrer Steuer, das Sie bitte nicht vergessen dürfen.
    Sind Sie mit diesen Vorschlägen einverstanden? Falls Sie Änderungswünsche haben, so lassen Sie mich diese wissen. Hoffentlich sehen Sie, daß ich mir Mühe gab, diese finanziellen Dinge auch im Hinblick auf Ihre eigenen Vorstellungen zu durchdenken. Bitte, schreiben Sie mir schnell, damit ich auch die Überweisung der gewünschten DM 20.000.— in die Wege leiten kann.
    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr
    [Siegfried Unseld]

[201]
     
    Ohlsdorf
    8. 8. 72
    Lieber Doktor Unseld,
    Ihren Besuch in Ohlsdorf sollten Sie bald einmal wiederholen, vor allem, wenn die Atmosphäre eine beruhigte und ohne Theater und ohne Menschen ist, die im Gehen und Laufen und Schwimmen nicht mithalten.
    Unsere Salzburger Unternehmung ist geglückt. Dass es zu einem, wie Sie inzwischen wissen, Abbruch der Vorstellungen gekommen ist, ist bedauerlich, aber doch konsequent und schadet auf keinen Fall. Tatsächlich ist Peymann vollkommen im Recht und wenn es sein muss, wird ein Gericht das Urteil über Salzburg fällen, diesem Urteil können Peymann und seine Leute ruhig entgegensehen, mir ist der Sachverhalt klar, die Schuld eine eindeutige auf seiten der Festspieldirektion. Nur muss alles jetzt mit klarem Kopf geklärt werden, Peymann, der nicht immer vernünftig ist, habe ich strikte Empfehlungen gegeben, meine Gerichtspraxis kommt mir jetzt wieder einmal zu gute und mein Instinkt, doch meine Unbestechlichkeit in Rechtsdingen. 1
    Dass die Einmaligkeit der Aufführung für mich einen besonderen Reiz hat, brauche ich Ihnen nicht extra zu

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