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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Übersicht vom 24. 10. mit einem Betrag von ca. DM 66.000,— belastet.
    2)   Wir zahlen Ihnen, beginnend vom 1. Januar 1973, monatlich DM 1.400,— (vierzehnhundert). Das ergibt am 31. 12. 1977 eine Summe von DM 84.000.—. Insgesamt hat der Verlag dann an Sie DM 150.000.— gezahlt.
    3)   Zu den bisher bei uns liegenden Verlags- und Aufführungsrechten geben Sie uns an einem Ihnen genehmen Zeitpunkt der Jahre 1973 oder 74 drei neue Manuskripte:
Den Roman »Korrektur«.
Ihr neues dramatisches Stück.
Den Band »Erinnern 2« für die Bibliothek Suhrkamp.
Sie übertragen uns bei diesen drei Manuskripten sämtliche Rechte, also auch Aufführungs-, Sende-, Film- und Fernsehrechte.
Gegen den Betrag von DM 150.000.— stehen alle Erlöse, die wir aus Ihren bisherigen Werken und aus den drei neuen Manuskripten erreichen.
    4)   Wir rechnen in dem 5-Jahres-Zeitraum nicht miteinander ab; die Abrechnungen werden nur von der Buchhaltung des Verlages intern nach den Honorarsätzen der Verträge erstellt. Am 31. Dezember 1977 machen wir einen Strich unter dieses Gesamtkonto und beginnen am 1. Januar 1978 neu, egal, wie die intern geführte Abrechnung aussieht.
    5)   Sie verpflichten sich in diesem Zeitraum, vom Verlag keine weiteren Zahlungen anzufordern mit folgender Ausnahme: Sie werden in diesem 5-Jahres-Zeitraum, wie ich hoffe und wie es Sinn dieser Vereinbarung ist, weitere Werke schreiben. Diese Manuskripte und Rechte, die in diesem Zeitraum entstehen werden, bieten Sie dem Suhrkamp Verlag an. Für diese Werke werden wir dann gemeinsam sinnvolle Vorauszahlungen vereinbaren (die dann zusätzlich zu den monatlichen Zahlungen geleistet werden). Kommen Sie der Angebotspflicht nicht nach, bedeutet dies die Kündigung dieser Vereinbarung von Ihrer Seite. Dann entfallen sofort die monatlichen Zahlungen. Honorarzahlungen an Sie erfolgen erst dann, wenn der Gesamtsaldo durch Honorare/Tantiemen-Erlöse gedeckt ist.
    Ich bitte Sie herzlich, dieses Angebot genau durchzurechnen. Das Angebot befreit Sie nämlich von der Befürchtung größerer Verschuldung. Die Zahlungen, die wir Ihnen leisten, sind keine Vorauszahlungen, sondern Garantiezahlungen. Ob wir die DM 150.000.— Honorare mit den uns überlassenen Werken bis zum 31. 12. 1977 abdecken können, ist unsere Sache, wir müssen (und wollen) uns in jedem Fall besonders anstrengen. Andrerseits können Sie die Erlöse vorausberechnen, um abzuwägen, wieweit Ihnen diese Garantiezahlung adäquat erscheint. Mein Vorschlag und die Summe von DM 150.000.— bezieht sich auf die 5-Jahres-Erlöse Ihres bisher geschriebenen Werkes, wobei ich mit bedacht habe, daß Sie den Roman, das neue Stück und »Erinnern 1« in diesem Sinne ja abgeschlossen haben. Sinn dieser Vereinbarung ist es, Ihnen durch die (wie Sie sicher bemerkt haben) erhöhten monatlichen Zahlungen die materielle Basis für Ihr weiteres Schreiben zu geben, uns von diesen ja nicht angenehmen Fragen zu entlasten und unser Gespräch produktiven Bereichen vorzubehalten.
    Dieses Angebot unterbreite ich Ihnen einmalig. Sie werden das verstehen. Wie Sie auch die Motive dieses Angebots verstehen: die große Achtung, die der Verlag Ihnen als seinem bedeutenden Autor schuldet, und meine persönliche Verehrung für Sie.
    Ich bin also zu diesem Einsatz bereit. Und Sie? Ich warte auf Ihre Nachricht. 1
    Schöne Grüße
    Ihr
    Siegfried Unseld
    1   In seinem Reisebericht Ohlsdorf, 28. und 29. Oktober 1972 über sein Treffen mit Th. B. in Ohlsdorf schreibt Rudolf Rach: »Der Empfang durch Thomas Bernhard war durchaus herzlich. Er machte Tee, und wir begannen unsere Diskussion.
Zuerst übermittelte ich ihm den Brief von Herrn Unseld [Brief 214]. Der Brief sei keine Antwort auf seinen Brief, meinte er unwillig. Er reagierte völlig emotional, und es bedurfte einiger Zeit, ehe es möglich wurde, die einzelnen Punkte direkt anzusprechen. Es kam jedoch auch dann nicht zu einer wirklich rational geführten Diskussion. Sein Beleidigtsein überschattete alles und erlaubte es nur in zwei Punkten, wirklich konkret zu werden.
Korrektur werde nicht im Frühjahr nächsten Jahres erscheinen können. Das sei ihm jetzt zu schnell, und im übrigen habe das Manuskript Zeit. Entweder im Herbst nächsten oder im Frühjahr übernächsten Jahres glaube er das Manuskript richtig plaziert.
Aber all das war eher für ihn Nebensache. Entscheidende Aufmerksamkeit widmete er vor allem dem Finanzbericht. Die Zahlen brachten ihn tatsächlich aus

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