Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
Vom Netzwerk:
der Deinen.
    Am Abend batest Du in diesem Telefonat um DM  100.000,–, und Du wolltest dieses Geld ausdrücklich als eine Beteiligung an der Firma sehen, nicht als ein Dir gegebenes Darlehen. Es ist nur zu verständlich, daß ich hier die Frage der Bücher und Rechte aufwerfen mußte. Du hast damals gesagt, daß Du die Rechte an den früheren Stücken vom Verlag der Autoren auf uns übertragen würdest. Ich weiß nicht, ob Du in dieser Richtung irgend etwas unternommen hast. Dann warf ich die Frage des Pariser Journals auf. Nein, lieber Peter, zu keinem Augenblick sagte ich, daß ich das bei Residenz klären könnte und auch nur möchte. Erstens einmal bin ich nicht mehr on speaking terms mit Schaffler und zum zweiten: ich könnte das gar nicht, denn das »Recht« dazu hast nur Du. Ich habe also gewartet, da ich ja Dein Wort hatte. Und ich bin zutiefst erschrocken, daß jetzt der Residenz Verlag »Das Gewicht der Welt. Journal 1975-1977« anzeigt. Und ich kann Deiner Vorstellung nicht folgen, wenn Du meinst, das Erscheinen dieses Buches bei Residenz entspräche der »Unauffälligkeit, die sie auch als Erscheinung haben sollen«.
    319 Am nächsten Morgen hast Du mich dann noch einmal angerufen und hast mich gebeten, diese DM  100.000,– telegrafisch zu überweisen. Ich habe das getan und wie gesagt auch die Zahlung weder als eine Zahlung für Dich noch als ein Darlehen angesehen, sondern als eine Leistung des Suhrkamp Verlages zur Realisierung Deines Films. An Deiner Bitte um telegrafische Überweisung sah ich ja die Dringlichkeit der Sache, und später habe ich erfahren, daß Du hättest nicht weitermachen können, wenn diese Zahlung nicht gekommen wäre. Ich habe nie mehr ein Wort von Dir darüber gehört, und dabei wäre es doch leicht gewesen, Du hast ja gespürt, daß mir das Ganze der Summe wegen schwerfiel, daß ich aber spontan reagierte, als ich sah, wie existentiell die Angelegenheit für Dich war.
    Lieber Peter, wir sollten uns wirklich bald sprechen. Nicht mehr über die Residenz-Angelegenheit, mit Deiner Entscheidung hast Du dem Verlag und mir Schaden zugefügt. Ich weiß, Du hörst das nicht gerne und siehst mir diesen Satz auch nicht nach. Aber es ist so. Doch ebenso sehr kann ich einen Schlußstrich unter diese Sache ziehen und schlage deshalb dann vor, daß wir dies unbesprochen lassen. Wir haben ja Zukünftiges.
    Kommst Du demnächst in unsere Zonen? Oder bist Du den Juli über in Paris. Wenn Du nicht früher hierherkommst, würde ich vielleicht Mitte Juli Dich in Paris besuchen.
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    320 [255]
    [Clamart]
    19. Juni 1977
    Lieber Siegfried,
    es ist immer dann eigentlich unmöglich, weiterzureden, wenn einer dem andern das falsche oder schlechte Gedächtnis vorhält, oder auch nur sagt, dass seine Erinnerung eben eine andre ist. Dabei lebe ich von meinem Gedächtnis: Ich weiss also (nicht »genau«, sondern ich weiss es nur), dass die zwei Telefongespräche anders waren, als Du es darstellst. Erst einmal sprachst Du bei dem Telefongespräch des Abends von einer Beteiligung von 200.000 Mark | von denen Du 100.000 gleich überweisen wolltest. | Dann war nicht von den Stücken die Rede, die schon beim Verlag der Autoren sind, sondern von denen, die ich schreiben werde. Und das Entscheidende: dass ich Dir sagte, wegen Deines Plans, das Journal gemeinsam mit dem Residenz Verlag zu veröffentlichen (immerhin eine neuartige Form von Buchveröffentlichung, die Du vorschlugst und die ich auch akzeptierte), solltest Du Dich mit Schaffler verständigen – und ich weiss eben, dass Du das wolltest und zusagtest: denn ich konnte nicht anders als deutlich machen, daß ich zu dem Zeitpunkt, mitten in den Dreharbeiten, nur diese Dreharbeiten bewältigen konnte. Ich erinnere mich sehr klar. Und am nächsten Tag (Nachmittag, nicht Morgen) war nicht ich es der Dich anrief, sondern Du riefst mich an (auch das weiss ich: ich war ja beim Drehen und hätte nie jemanden anrufen können in der Anspannung) und sagtest, Du habest mit Marré gesprochen: eine Beteiligung an einem solchen Projekt, von dem man nicht erwarten könne, dass es sich rentiere (Du drücktest das vorsichtiger aus), mache Dir »Sorgen«. Du schlugst mir dafür, ganz im Gegensatz zu unsrer Einigung des Vorabends (da, in der Nacht,
321 hatte ich Dich angerufen), ein Darlehen des Verlags an mich persönlich vor, und zwar in der Höhe von 100.000 Mark. Du weisst auch, daß ich durch einen solchen Sinnenwechsel

Weitere Kostenlose Bücher