Der Briefwechsel
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Ich wäre gerne noch vor meiner Abreise zu Dir gekommen, aber es geht nicht, meine Mutter ist schwer erkrankt, und ich weiß auch gar nicht, ob mich nicht schlimmere Nachrichten in den USA erreichen. 3
Alles Gute für Dich und für Dein Schreiben. Ich werde in Austin sehr an Dich denken. Ich möchte dort auch in einem Seminar Dein Gedicht »Leben ohne Poesie« lesen. 4
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
P. S.: Anbei die Anzeige vom 15. Oktober 1976 aus der »Zeit«
1
312 Marcel Reich-Ranicki, Unser junger Handke und die alte Hedwig , in: Frankfurter Allgemeine Zeitung , 10. Oktober 1976, rückte P. H. in die Nähe von Hedwig Courths-Mahler, der Autorin von Trivialliteratur (siehe auch Brief 329, Anm. 2).
2
Vom 24. Oktober bis 2. Dezember 1976 lehrte S. U. als Gastprofessor an der University of Texas in Austin/Texas. Die Anlage hat sich nicht erhalten. Es handelt sich wahrscheinlich um die schriftliche Regelung der Zuständigkeiten für Vertragsunterzeichnungen, Entscheidungen über Manuskriptannahmen usw.; sie ist gedruckt in: »Ich bitte um ein Wort …« , S. 293f.
3
S. U. notierte in der Chronik 1976 unter dem Datum des 14. Oktober 1976: »Fahrt nach Ulm. Meine Mutter schwer krank, zerebrale Durchblutungsstörung, ihr 79. Geburtstag. Der Tod ist ihr näher gerückt, greifbar nahe. Ich bin in einer merkwürdigen Stimmung. Der Gedanke an meine Mutter bedrückt mich, wirft Schatten auf mein US -Vorhaben.«
4
Unter dem 29. November 1976 vermerkt der Reisebericht USA , Mexiko, 20. Oktober-15. Dezember 1976 : »Dann das Seminar: Peter Handke, ›Leben ohne Poesie‹. Der vorgesehene Referent Klaus Steindrechner ist nicht erschienen. Später finde ich in meinem Postfach eine Entschuldigung. Ich übernehme das Referat, eher sehr erfreut, weil ich das Gedicht lieben lernte.«
313 1977
[249; handschriftlich; Ansichtskarte: »Unique Lobby of the famous Brown Palace Hotel Denver Colorado«]
Januar 1st, 1977
Lieber Siegfried,
ich habe hier bis jetzt Glück gehabt: kaum kam ich in die bis dahin schneelosen Rocky Mountains, fing es zu schneien an, und es war der schönste, weichste und leichteste Schnee, den ich je erlebt habe.
Ich bin viel herumgegangen, es war sogar möglich, habe dann noch in Colorado Springs am Wegrand im Schnee gesessen und die große Hochebene gesehen. Das war schon was! Auf bald!, hoffentlich,
Dein Peter 1
1
Beim Eindruck auf dem unteren Rand der Karte » WHERE THE WORLD REGISTERS « hat P. H. »The World« eingekästelt und darüber geschrieben: »= ich«. (Siehe Abb. 9.) P. H. war am 28. Dezember 1976 von Frankfurt am Main (am 27. und 28. hatte er S. U. getroffen) nach New York geflogen, von dort weiter nach Denver; am 31. Dezember hielt er sich in Colorado Springs auf, am 2. Januar 1977 war er von New York nach Frankfurt am Main zurückgeflogen.
314 [250; Anschrift: Clamart]
Frankfurt am Main
12. Januar 1977
Lieber Peter,
heute ist Deine Karte aus Denver gekommen. Du hättest mich anrufen sollen. Ich glaube, ich wäre hingeflogen. Habe herzlichen Dank.
Und noch einen Dank: es war schön, daß Du an diesem 8. Januar hier warst. Ich werde das nie vergessen. 1
Alles Gute, bis bald. Denke Dir etwas aus. Ich komme gern.
Herzliche Grüße,
Dein
[Siegfried Unseld]
1
S. U. nahm seine Tätigkeit im Suhrkamp Verlag am 2. Januar 1952 auf. Sein 25jähriges Arbeitsjubiläum feierte er am 8. Januar 1977 in Frankfurt als »Betriebsfest« mit Autoren und Mitarbeitern des Verlags. P. H. gehörte zu den 120 Gästen.
[251; handschriftlich; Anschrift: ]
Frankfurt am Main
[28. Januar 1977]
Lieber Peter
Gratuliere
Dir
uns
zum 75. Tausend 1
Dein
S
1
315 Die linkshändige Frau war vom 4. Oktober 1976 bis 3. März 1977 ununterbrochen auf der Spiegel -Bestsellerliste – einmal auf Platz 3, sonst auf Platz 4 und 5.
[252; Anschrift: Clamart]
Frankfurt am Main
20. Mai 1977
Lieber Peter,
ich habe lange nichts von Dir gehört. Ich hoffe sehr, daß es mit dem Film gut und produktiv weitergeht und Du Deine Vorstellungen realisieren kannst.
Die Zahlung ist offensichtlich eingegangen. 1
Nun eine gute Nachricht. Der »New Yorker« möchte die »Linkshändige Frau« im frühen Herbst in einer Nummer abdrucken. Das ist für die öffentliche Aufmerksamkeit gegenüber Deinen Büchern in den USA eine sehr wichtige Sache. Unser Agent Kurt Bernheim verhandelt im Augenblick die Honorare. Wir sollten, meine ich, auch den
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