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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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    Ich will Dich telefonisch nicht stören, aber Du kannst mich am nächsten Sonntag leicht in Frankfurt erreichen, dann natürlich auch in den Pfingsttagen. Bitte laß doch von Dir hören.
    Herzliche Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    1
P. H. drehte den Film Die linkshändige Frau im März und April 1977 in Clamart. Das Drehbuch basierte auf der im Taunus angesiedelten Erzählung, lokalisierte sie jedoch in der Nähe von Paris.
    316 [253]
    [Paris]
    26. Mai 1977
    Lieber Siegfried,
    ja, es ist sehr lange her, daß wir miteinander geredet haben. Ich erinnere mich an ein Telefongespräch am Abend, das sich nach einiger Zeit in schönes Wohlgefallen auflöste, und an ein andres am Nachmittag danach, das dann plötzlich wieder ganz anders war. Du sprachst bei jenem ersten Telefonat auch davon, daß Du mit Schaffler über die Veröffentlichung der Notizen reden wolltest. Ich fragte ihn vor kurzem – aber er wusste nichts davon. Ich bin auch ganz froh, dass die Aufzeichnungen in meinem »kleinen Verlag« erscheinen (statt in meinem »grossen«): das entspricht der Unauffälligkeit, die sie auch als Erscheinung haben sollen (als Wesen hoffentlich mehr). 1
    Ich war froh über das Darlehen, das der Verlag der Firma road movies gegeben hat – obwohl ich andrerseits verbittert bin über diese Firma (die Geschäftsführerin jedenfalls), die das nötige Geld auch ohne solche persönliche Verquickungen hätte beschaffen müssen. Die haben meinen Namen und mich benützt, selber aber keine Anstrengung über die Routine, die, für sich, nicht einmal Routine ist, unternommen. Der Film ist jedenfalls abgedreht – und wir werden sehen, hoffentlich. Wenn ich überhaupt ein Gefühl dazu haben kann, dann bin ich froh (und zufrieden).
    Daß der »New Yorker« die »Linkshändige Frau« publizieren will, weiß ich seit einiger Zeit von Nancy Meiselas; später schrieb mir auch Frau Ritzerfeld. Natürlich ist es mir recht, daß Ralph Manheim auch einmal profitiert. Ich würde ja gern seine Übersetzung kennen.
    Seit einem Tag gibt es ein Mädchen im Haus, das sich um Amina ein bißchen kümmern soll. Es stört mich schon,
317 oder noch. Es wäre schön, gäbe es jemanden, der einem hilft, ohne daß man es ihm sagen muß. Meine Aggressionen sind aber auch albern: über ein nicht weggeräumtes Weinglas z. B. Fremde Anwesenheit scheint mir nur erträglich, wenn ich vom andern ein Gefühl des Denkens kriege. Das ist das Problem, mein Problem. Beim letzten Telefongespräch hast Du gesagt: »Bedenke doch, was der Verlag alles für Dich getan hat!« Dieser Satz beschäftigt mich immer noch, und ich würde gern einmal mit Dir darüber reden. Er hat mich eigentlich ganz tief erschreckt. Ich wollte das nicht verschweigen.
    Ich habe alle Bücher (fast) von Achternbusch noch einmal gelesen (weil ich vielleicht was darüber anläßlich des Petrarca-Preises sagen soll, aber wohl nicht kann). Als Schreiber gebe ich ihm schon oft recht, als Leser fast nie. Ich wünsche mir zum Lesen eine Konstruktion, in der die Leute deutlicher werden mit ihren Leben und man ihnen aus größerer Entfernung zuschauen kann und sie doch besser erlebt. 2
    Vielleicht reden wir bald einmal.
    Herzlich, für heute,
    Dein Peter
    1
P. H., Das Gewicht der Welt. Ein Journal (November 1975-März 1977) erschien 1977 im Residenz Verlag. Seit Sommer 1975 hielt P. H. regelmäßig in Notizbüchern Beobachtungen, Reflexionen, Zitate aus Gehörtem und Gelesenem sowie Vorformulierungen für geplante Bücher fest. Eine erste Auswahl der Notizbucheintragungen präsentierte Das Gewicht der Welt. Das Typoskript umfaßt 172 Blatt ( ÖLA 165/01/W1/Sammlung Max Droschl). Auf das Titelblatt klebte P. H. eine Seite aus seinem Notizbuch mit einer Zeichnung von Haltegriffen in einem Zug – die auf dem Buchumschlag abgebildet wurde.
2
Herbert Achternbusch verbrannte den Scheck über 20.000 DM Preisgeld des ihm zuerkannten Petrarca-Preises 1977. Die Lau
318 datio von P. H., Zu Herbert Achternbusch , erschien in: Die Zeit , 24. Juni 1977; wiederabgedruckt in: P. H., Das Ende des Flanierens , S. 101-105.
    [254; Anschrift: Clamart]
    Frankfurt am Main
    14. Juni 1977
    Lieber Peter,
    hab Dank für Deinen Brief vom 26. Mai. In der Tat wäre es gut, wenn wir bald einmal miteinander sprächen und unser gegenseitiges Erschrecken ausräumten.
    Meine Erinnerung an die beiden Telefonate ist doch etwas verschieden von

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