Der Briefwechsel
Peter
[245; handschriftlich]
Grein/Donau
12. Juli 1976 1
Lieber Siegfried,
seit einer Woche gehe ich kreuz + quer durch Österreich und habe, für den Moment, genug von Wäldern, Bächen und lauten Gasthöfen. Heute morgen habe ich die Tennisschuhe, mit denen ich gegangen bin, in einen Abfallkorb gesteckt und will jetzt ein bißchen mit dem Schiff die Donau hinunter. 2
Bitte laß auf dem Umschlag den Text und das Foto weg; der
309 Text war ja doch nur [für] den Verlagsprospekt + für die Vertreter bestimmt; für das Buch selber wäre es besser, es wäre nichts da als die Erzählung, wie beim »Tormann« damals, ohne Klappentext, der ja viel zu viel von der Erzählung schon verrät. Foto, wie gesagt (von mir), möchte ich auch keines. Und ich warte natürlich immer noch auf den Umschlagentwurf mit der Vignette.
Bitte, überleg auch, wie Du Gedichte von Ernst Meister 3 als Taschenbuch erscheinen lassen kannst. Es sind ganz großartige Sachen; die Zeitungen haben ja auch anläßlich des Petrarca-Preises geklagt, daß es die Gedichte von Meister nirgendwo als Taschenbuch, erschwinglich, gäbe. (Siehe » FAZ « + »Zeit«.) Und ich erinnere Dich an den »Drehkäfig« von Henning Grunwald. 4
Lieber Siegfried, ich hoffe, Dich bald zu sehen,
Dein Peter
1
Der Brief trägt den handschriftlichen Vermerk von S. U.: »keine Adresse/abwarten«.
2
P. H. reiste Anfang Juli über Kärnten und das Salzburger Land nach Oberösterreich. Von Linz ging es weiter ins Mühlviertel (Freistadt, Kefermarkt, Sandl), entlang der tschechoslowakischen Grenze ins Waldviertel (Großpertholz, Gmünd, Zwettl, Rappottenstein) bis an die Donau (12. 7.), wobei er große Strecken zu Fuß zurücklegte. ( DLA , A : Handke, Peter, Notizbuch 007)
3
»Auch Ernst Meister wird in diesem Herbst neue Gedichte publizieren. Da viele seiner älteren Gedichte zur Zeit nicht mehr greifbar sind, wäre es wünschenswert, wenn sich – gerade nach dieser Preisverleihung – ein Verlag dazu bereit fände, eine Taschenbuchausgabe aus den zahlreichen Gedichten Ernst Meisters zusammenzustellen.« Volker Hage, Im Garten Petrarcas , in: Frankfurter Allgemeine Zeitung , 1. Juli 1976. Die Zeit , 2. Juli 1976, druckte die beiden Reden auf die Preisträger von Urs Widmer (Sarah Kirsch) und Nicolas Born (Ernst Meister).
4
Henning Grunwald, Der Drehkäfig , erschien nicht im Suhrkamp Verlag.
310 [246; handschriftlich]
[Salzburg]
4. August 1976
Lieber Siegfried,
mit der Modifikation, die ich grob, mit dem Filzstift an dem Umschlag gemacht habe, bin ich mit dem Ganzen sehr einverstanden. Nur sollte der Büffel wohl noch kleiner sein, und es wäre auch zu erwägen, ob man ihn weiter hinuntersetzen sollte, wie ich es ungefähr angedeutet habe. Sonst gefällt mir der Entwurf, er ist einfach, still und paßt zu der Geschichte. Bis bald also, 1
Dein Peter
1
P. H. hielt sich zwischen dem 18. und 21. August in Frankfurt am Main auf; dabei nahm er letzte Korrekturen am Umschlag vor. Für einen Teil der ersten Auflage wurden danach neue Umschläge gedruckt. Die Klappen der Klappenbroschur enthielten keinen Text. Die Auslieferung des Buches erfolgte am 26. August 1976.
[247; handschriftlich]
[Clamart] 1
12. Oktober 1976
Lieber Siegfried,
hier schicke ich Dir das Exemplar mit den Korrekturen. Es sind 11, und alle sind eher klein. Aber es liegt mir daran. Es wäre schon ganz freundlich, wenn ich einmal die Verkaufszahlen erfahren könnte.
Herzliche Grüße
Dein Peter
1
Seit Oktober 1976 wohnte P. H. in Clamart (einem Vorort von Paris), 53, rue Cécille-Dinant.
311 [248; Anschrift: Clamart]
Frankfurt am Main
18. Oktober 1976
Lieber Peter,
habe Dank für Deine Zeilen vom 12. Oktober 1976. Die Korrekturen für die »Linkshändige Frau« werden wir bei der Neuauflage sorgsam beachten.
Der Stand der Ziffern: wir haben 48.000 Exemplare gedruckt, per 30. 9. sind 25.123 Exemplare verkauft worden. Wahrscheinlich werden wir am 15. 10. 1976 etwa 32.000 Exemplare verkauft haben. Der Verkauf hält weiterhin an. Reich-Ranickis verantwortungslose Kritik wird neue, verantwortungsvolle auf den Plan rufen. 1 Wir haben auch für die kommenden Ausgaben der »Zeit« noch Anzeigendispositionen.
Ich habe hier im Verlag eine Regelung für meine Vertretung geschaffen. Ich gebe sie Dir anbei zur Kenntnis. Die Arbeit geht also aktiv weiter. Wenn Du irgendwelche Wünsche hast, so wende Dich doch an Frau Zeeh, sie wird sie ausführen oder auf jeden Fall an die richtigen
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