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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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nicht das meine – und vor allem nicht das Blau, das in dem Buch erzählt wird. Schön sind ja Bücher in Bahnhofskiosken, aber trotzdem müssen nicht alle Bücher wie Bahnhofsbücher aussehen. Percys Buch ist etwas sehr Eigenes, mit einem ganz deutlichen, persönlichen Ansatz, eine philosophische Erzählung, eine theologische Untersuchung mithilfe von Ortsbeschreibungen und einem Helden der Ortlosigkeit, eben dem Idioten des Südens. Dieser verdient vielleicht ein eher klassisches Außengewand. Nun
482 ja. Gesagt habe ich's. – Und so grüße ich Dich herzlich im neuen Jahr. Hier schneit es viel, und es ist eine Zeit des Lesens, Nachlesens, Zurückgehens, Findens, die wohl bald wieder zu Ende gehen wird. Ich soll, zwei Wochen lang, einen Fernsehfilm nach Duras »Die Krankheit Tod« machen. Danach hoffe ich aber, frei zu sein. Vielleicht hast Du einmal Zeit zum Reden.
    Herzlich,
    Dein Peter
    1
P. H., Phantasien der Wiederholung , S. 99; der letzte Eintrag des Buches lautet: »Ich werde mich entschlossen verirren.«
    [378; handschriftlich; Ansichtskarte: »Trieste, Castello di Miramar …«]
    24. Januar 1985
    Lieber Siegfried,
    wann sehen wir uns wieder, und wo? Du fehlst mir schon hin und wieder. Ich habe den Film nach dem Text der Duras abgedreht, in Jugoslawien, und bin einfach sehr froh. 1 Nun zum Buch!
    Herzlich, Dein alter
    Peter H.
    1
Marguerite Duras, Die Krankheit Tod / La maladie de la mort , zweisprachige Ausgabe, deutsch von Peter Handke, erschien 1985 im S. Fischer Verlag als Fischer Taschenbuch 7092. P. H. schrieb das Drehbuch zu Das Mal des Todes. Regie: P. H., Darsteller: Marie Colbin und P. H., Kameramann: Xaver Schwarzenberger, Schnitt: Marie Homolkova. Erstausstrahlung: ORF , 20. Februar 1986.
    483 [379; Anschrift: Salzburg]
    Frankfurt am Main
    6. Februar 1985
    Lieber Peter,
    ich möchte Dir noch einmal für Deinen Brief vom 3. Januar danken. Ich freue mich, daß die übersetzerische Arbeit auch für Dich selbst so sinnvoll ist. Du gibst dem originalen Text immer wieder eine neue Dimension hinzu. Aber natürlich möchte ich Dich auch wieder zur Arbeit an Deinen eigenen »inneren Ländereien« ermutigen.
    Sehr gespannt bin ich auf Deinen Fernsehfilm nach Duras' »Die Krankheit Tod«. Überhaupt werden wir noch einmal in Sachen Duras sprechen müssen.
    Ich bin den Januar über viel auf Reisen gewesen, um für die Klassiker-Bibliothek zu werben. Diese hatte bei den Buchhändlern doch ein sehr gutes Echo ausgelöst. 1
    Februar und März werden nun (hoffentlich) etwas ruhiger werden, und ich würde mir wünschen, daß wir uns sehen könnten. Hast Du Reisepläne, oder sollen wir uns in Salzburg, München oder anderswo treffen?
    Mit allen guten Wünschen und herzlichen Grüßen
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    1
Der Deutsche Klassiker Verlag im Insel Verlag ( DKV ) wurde am 1. Juli 1981 begründet. Für das erste Halbjahr 1985 wurde eine »Eröffnungsedition« der Bibliothek Deutscher Klassiker in 40 Bänden angekündigt. Im Januar fanden Präsentationen der Ausgaben vor Buchhändlern u. a. in Hamburg, Berlin, Nürnberg, München, Stuttgart, Bonn statt.
    484 [380; handschriftlich]
    [Salzburg]
    22. Februar 1985
    Lieber Siegfried,
    ich schreibe das auf, um zu wiederholen, daß ich, nach einer sehr genauen Lektüre der ersten dreißig übersetzten Seiten von »L'amant«, die Übersetzung von Ilma Rakusa als nützlich, verwendbar, absatzweise inspiriert, wenn auch insgesamt, besonders im Kleinen, als verbesserungsbedürftig empfinde, insbesondere, was Rhythmus, die Bildkraft, die Abstraktionsreinheit, die Dinghaftigkeit der deutschen Sätze betrifft, welche, auf keinen Fall, in jeder Wortverbindung der sich auf ein Vor verständnis ungleich mehr »verlassen-könnenden« französischen Sprache folgen dürfen »!« 1 Ich wiederhole auch meinen Vorschlag: den Text setzen zu lassen und daß dann ich den Text in Kleinarbeit zusammen mit der Übersetzerin und Raimund Fellinger noch einmal durchtüftele, bis er atmet und den ent sprechenden Glanz hat. Dazu werden, gegen Ende März, sicher noch ein paar sportlich-geistige Tage nötig sein – wenn Frau Duras und Ilma Rakusa einverstanden sind, daß ich solcherart mittue. 2
    Herzlich
    Dein alter Peter
    1
In seinem Reisebericht Paris, 15.-17. Februar 1985 , hielt S. U. fest: »Handke war in seinem Urteil [über eine von Elisabeth Borchers revidierte Übersetzung von Marguerite Duras' L'amant durch Ilma Rakusa] gespalten. Einerseits immer wieder

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