Der Briefwechsel
entzückt über schöne übersetzerische Funde, auf die er nie gekommen wäre, andererseits fand er die ersten Seiten so nicht möglich, zu holprig, zu wenig fließend, zu einfach, zu wenig klar. […] In der Frage der Wiedergabe der Zeiten in der französischen und der deutschen Sprache war er ganz dezidiert. Das Perfekt im Französischen
485 muß nicht mit dem Perfekt im Deutschen wiedergegeben werden. Selbstverständlich muß man jeden einzelnen Fall prüfen und entscheiden, ob Perfekt oder Imperfekt. Wir haben in diesen vier Stunden etwa zweieinhalb Seiten geschafft, und an manchen Stellen hat er ›Verbesserungen‹ diktiert, ich war an solchen Stellen gegen seine Lösung, denn sie lösten sich vom Original. Freilich, er hatte recht, er übersetzte die Autorin sinngemäß in einfaches und schönes Deutsch. Ich habe an Frau Rakusa und an Elisabeth Borchers jene zwanzig von Handke durchgesehenen Seiten mit den Anmerkungen gegeben und auch jene zweieinhalb Seiten, die wir dann gemeinsam redigiert haben. Es ist nun Sache von Frau Rakusa zu entscheiden.«
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In seinem Reisebericht Zürich–Wien, 16.-18. März 1985 , hielt S. U. fest: »Dann [Wien, 17. März] Bis abends um 21.00 Uhr arbeiteten wir [Peter Handke und Ilma Rakusa] an der Übertragung von Duras' ›L'amant‹. Handke ist nun mit der Übersetzung ›einverstanden‹. Sie sei adäquat, stellenweise ›inspirierend‹. Er habe das auch an Marguerite Duras geschrieben. Hoffentlich stört sich die Duras nicht an der Formulierung ›stellenweise‹. [Beim Paris-Besuch von S. U. am 20. März 1985 erklärte Duras, »daß Peter Handke ihr geschrieben habe. Damit sei sie nun auch mit der Übersetzung sehr einverstanden.«] Spätes Abendessen, dann mit wachsendem Alkoholkonsum polemisierte Handke gegen den Titel ›Der Liebhaber‹. Es müsse ›Der Liebende‹ heißen. Das sei die korrekte Wiedergabe. Alles andere sei ›Quatsch‹.«
[381; Anschrift: Salzburg]
Frankfurt am Main
27. Februar 1985
Lieber Peter,
hier kommt nun das erste »endgültige« Exemplar von Walker Percys »Idiot des Südens«; Raimund Fellinger hat Dir neulich ja nur ein Ausfallmuster mitbringen können. Aber zumindest weiß ich nun auch, daß der Umschlag Dir so fremd nicht mehr ist. Mir gefällt er so, wie er ist!
486 Wir druckten eine erste Auflage von 3.000 Exemplaren; der Ladenpreis beträgt DM 38,–. Die Bücher werden morgen an den Buchhandel ausgeliefert. Deine zehn Belege sind in einzelnen Päckchen an Dich unterwegs. Reicht Dir diese Anzahl?
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
P. S.: Das Buch kommt mit getrennter Post.
[382; handschriftlich; Ansichtskarte: »Gostlina ›Grča‹«]
4. April 1985
Lieber Siegfried,
hier im Karst, nördlich von Triest, in Slowenien, soll viel von der »Wiederholung« spielen. (Vergiß meine Hitzköpfigkeit von Wien.) Ich grüße Dich aus der Sonne. Wir kommen gern nach Frankfurt.
Dein
Peter
[Zusatz von dritter Hand: »Ich freue mich auf Frankfurt, und hoffe, dass wir zumindest 1 gemeinsamen Lachkrampf haben können. Mir geht's nur gut. Liebe Grüße Marie 1 ]
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Marie Colbin
487 [383; Anschrift: Salzburg]
Frankfurt am Main
9. April 1985
Lieber Peter,
ich schicke Dir die Seite 3 der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« mit der Anzeige Walker Percy »Der Idiot des Südens«. Du siehst, wir bemühen uns. 1
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
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In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien am 6. April 1985 eine schwarzweiße Streifenanzeige für Walker Percy, Der Idiot des Südens, mit vier lobenden Stimmen aus Die Zeit , New York Times, Chicago Daily News und The Nation . Unter dem Datum des 15. April 1985 schrieb P. H. an Burgel Zeeh: »Ob Sie bitte dem Siegfried weiterleiten, wie sehr mich die Anzeige für Walker Percy gefreut hat?«
[384; Anschrift: Salzburg]
Frankfurt am Main
22. April 1985
Lieber Peter,
bei Suhrkamp/Insel Publishers Boston Inc. erschien eine Schulbuchausgabe des »Wunschlosen Unglücks«. Wir erhielten diese Lizenz vom Residenz Verlag.
Diese neun oder zehn Ausgaben, die jetzt in Boston in dieser Form erschienen sind, haben unter den Deutschlehrern in den USA ein durchaus positives Echo. 1
Ich schicke Dir ein Exemplar zu und bin mit herzlichen Grüßen –
Dein
[Siegfried Unseld]
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488 P. H., Wunschloses Unglück . Herausgegeben von Barbara Becker-Cantarino, erschien 1985 in der Reihe Suhrkamp/Insel Series in German Literature ; die Bücher druckten den
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