Der Briefwechsel
übrigens habe ich an Bernard Lortholary von Gallimard geschickt, er wartet darauf. An Dich und an Sophie die herzlichsten Grüße von mir (und von Ferne zugerufen überaus herzliche von Beatrice)
[Siegfried Unseld]
1
S. U. vermerkte in der Chronik unter dem 17. Juni 1990: »Peter Handke hat mich durch Fellinger jetzt dringlich gebeten, ihn in Paris anzurufen. Er wußte, warum ich mich über Wochen nicht bei ihm gemeldet habe. Unmittelbar nach seinem letzten Besuch in Frankfurt, der ja so überaus herzlich und freundschaftlich verlief [16. Februar 1990], erfuhr ich durch eine Ankündigung des Residenz Verlages, daß ein neues ›Werk‹ von Peter Handke bei Residenz erschiene. ›Noch einmal für Thukydides‹. ›Ein schmales
561 Album genau und groß gesehener Naturbilder‹. Warum hat er mir dies nicht von Mann zu Mann gesagt? Unser Telefonat war zögerlich von beiden Seiten, aber dann sprach ich diese Sache an und gab ihm meine Enttäuschung kund. Sein Argument: er wolle immer wieder in Jahresabständen eine Verbindung zu Österreich haben. Ich sagte, daß ich dies verstehe, nur was ich nicht verstünde: daß er mir dies nicht angekündigt habe. Das Gespräch blieb offen, irgendwann sollten wir uns ja sehen.«
2
P. H., Versuch über die Jukebox . Erzählung, erschien am 26. Juli 1990.
[461; Anschrift: Chaville 1 ]
Frankfurt am Main
8. August 1990
Lieber Peter,
mit einem herzlichen Gruß und vielen guten Wünschen schicke ich Dir den von mir gegengezeichneten Vertrag für die »Jukebox« in Dein neues Domizil. Möge!
Ulla und ich werden am 28. August in Frankfurt heiraten. Nach dem Zeremoniell verschwinden wir für drei Tage, um am Samstag, den 1. September, nach Paris zu kommen. Es wäre sehr schön, könnten wir Dich treffen. Bitte laß uns dies bald wissen. 2
Und bitte, halte Dir einen Tag im September für uns frei: wir laden für Samstag, den 22. September, einen Freundeskreis zu einer nachträglichen Hochzeitsfeier auf Schloß Maurach bei Überlingen am Bodensee ein. Dort wollen wir von 12 bis 18 Uhr ein Fest feiern. Wir rechnen mit Dir!
Burgel Zeeh legt Dir einen Brief für die Deutsche Bank Kronberg bei, und sie wird Dir auch bald zu Deinen Fragen der Besteuerung Auskunft geben. 3
Mit herzlichen Grüßen
Dein
[Siegfried Unseld]
2 Anlagen 4
1
562 P. H. bezog am 1. Juli 1990 ein Haus in Chaville bei Paris.
2
Die standesamtliche Trauung von Ulla Berkéwicz und S. U. fand im Frankfurter Römer am 28. August 1990 »mittags mit dem Glockenschlage zwölf« statt. Danach gab es einen Empfang für die Mitarbeiter des Verlags, ein Mittagessen mit Freunden; es schloß sich ein Flug nach Zürich zu Max Frisch an. Von Zürich flogen Ulla Berkéwicz und S. U. nach Paris. Im Reisebericht Zürich, Vitznau, Paris, 28. August-2. September 1990 , ist vermerkt: »Peter Handke hat ein neues Haus in Chaville gefunden. Wir nehmen ein Taxi, fahren 40 Minuten endlos durch Vorstädte, Vororte, Vorweiler, Wüsteneien von Steinlandschaften‹ […]. Handke hört das Taxi, kommt uns entgegen. Dann gehen wir mit ihm 100 Meter durch einen Weg zwischen zwei Häusern und dann ein Garten, der ein, wie Ulla Berkéwicz sagte, verwunschenes Haus freigibt. Handke erfüllte sich seinen Wunsch, nicht in einem Villenvorort, nicht in einer Waldsiedlung, sondern unter Kleinbürgern zu leben, freilich das Haus hat zwei äußere Vorteile: Drei Minuten zur Eisenbahnstation, die einen mit dem Zug in zwanzig Minuten nach Paris bringt, und in fünf Minuten ist man im Wald, in dem man stundenlang zum Beispiel nach Versailles wandern kann.«
3
In einem handschriftlichen Brief vom 1. August 1990 hatte P. H. Burgel Zeeh gefragt, ob er trotz seines Umzugs nach Frankreich als österreichischer Staatsbürger in Österreich Steuern zahlen müsse. Und, zum zweiten, ob der Umrechnungskurs von Ffr. 3,20. – für DM 1.00 – üblich sei. Als Antwort sandte Burgel Zeeh am 31. August eine Notiz von Heribert Marré, wonach der »ständige Aufenthalt« für die Besteuerung ausschlaggebend sei, bei P. H. also nun das französische Steuerrecht.
4
Die zweite Anlage neben dem Verlagsvertrag ist ein vorformulierter Brief, in dem P. H. durch seine Unterschrift zwei Geldüberweisungen bestätigen soll, die Burgel Zeeh in seinem Namen getätigt hat.
563 [462; handschriftlich]
[Chaville]
13. August 1990
Lieber Siegfried (mit Ulla),
an G.'s Tag wird es also sein, und es ging doch recht rasch. Ich freue mich, weiß, rot und grün.
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