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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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sprechen zu können.
    Ich habe gerade mit Ach und Krach ein Stück geschrieben. Es heißt »Publikumsbeschimpfung« und ist mein erstes und mein letztes. Ich möchte es nun hier in Graz zur Erprobung im Forum Stadtpark aufführen lassen und auch sonst dazu sehen, daß ich es vielleicht anbringe. Wahrscheinlich muß ich mich dazu an Sie wenden. Ich frage Sie deshalb um Rat, was zu tun ist oder ob überhaupt etwas zu tun ist.
    Mit herzlichen Grüßen
    Ihr
    Peter Handke
    [8; Anschrift: ]
    Frankfurt am Main
    25. Oktober 1965
    Lieber Herr Handke,
    schönsten Dank für Ihren Brief vom 21. Oktober. Ich freue mich sehr, daß wir uns in Wien sehen und sprechen können. Ich werde am Dienstagnachmittag nach Wien kommen. Vielleicht können wir uns gleich am Abend um 19 Uhr treffen, auch damit wir uns über Ihr Stückproblem unterhalten können; ich wohne im Royal. 1 Wenn nicht, erwarte ich Sie dann spätestens bei der Veranstaltung der Literarischen Gesellschaft am 3. November um 11 Uhr. 2
    Mit herzlichen Grüßen
    Ihr
    [Siegfried Unseld]
    1
18 Das Hotel Royal befindet sich in der Singerstraße 3, im 1. Bezirk in Wien.
2
Am 3. November 1965 referierte S. U. in der Österreichischen Gesellschaft für Literatur im Palais Wilczek über die Programmatik der Verlage Suhrkamp und Insel, danach las Franz Tumler aus Aufschreibung aus Trient. Roman , der gerade im Suhrkamp Verlag erschienen war. Am Abendessen mit den Inhabern der österreichischen Auslieferung von Suhrkamp und Insel sowie Wiener Buchhändlern nahmen teil: Thomas Bernhard, Peter Handke, Zbigniew Herbert, Franz Tumler und Wolfgang Kraus. Im Reisebericht Wien 2. bis 4. November 1965 hielt S. U. fest: »Peter Handke. Mit ihm traf ich zweimal zusammen. Der Eindruck blieb gleich oder verstärkte sich. Ich glaube, wir haben da einen hochinteressanten Autor gewonnen. Ich habe ihm angekündigt, daß bis Ende November die Fahnen-Sendungen [von Die Hornissen ] beginnen. Wir wollen von dem Buch Leseexemplare etwa in einer Anzahl von 250 herstellen, die dann mit besonderer Berücksichtigung der Wiener und Grazer Sortimenter verschickt werden sollen. Erscheinungstermin des Buches nicht später als 20. März. Peter Handke gab mir dann sein Sprechstück ›Publikumsbeschimpfung‹, das ist eine sehr originelle Sache, die sehr reizvoll ist. Die Aufführungschancen sind schwer zu beurteilen, doch sollte man es natürlich versuchen. Das Stück liegt jetzt beim Forum Theater in Graz, das es vielleicht im Frühjahr aufführen will; ebenfalls ist die Zeitschrift ›manuskripte‹ an einer Veröffentlichung des Stückes interessiert. Ich möchte Herrn Braun bitten, das Stück sogleich zu lesen und mit mir dann das weitere zu besprechen.«
    [9]
    Graz
    5. November 65
    Lieber Dr. Unseld,
    eine Bitte, die ich leider nicht mehr aufschieben kann: Könnten Sie Ihre Honorarabteilung anweisen, mir zumindest mitzuteilen, was mit meiner seit über 1  1 / 2 Monaten fälligen Honorarrate geschehen ist? Ich habe am 5. 11. bei der Abtei
19 lung angefragt, aber man hat mir bis jetzt nicht einmal geantwortet . Ich brauche Ihnen keine Genrebilder von meiner Lage zu geben. Es ist einfach unangenehm, von einem Tag zum andern von geliehenem Geld zu leben. Hätte ich diese lange Verzögerung im vorhinein gewußt, hätte ich mich wenigstens um eine Arbeit umsehen können. So warte ich täglich auf eine Erklärung von seiten Ihrer Abteilung.
    Ich hoffe, Sie sind nicht ungehalten, daß ich mich, nachdem ich mich anscheinend erfolglos an Ihre Honorarabteilung gewendet habe, nun an Sie wende.
    Vielen Dank im voraus (für Ihre Erklärung) und im nachhinein (für Ihre liebe Einladung nach Wien)
    Ihr
    Peter Handke
    [10; Anschrift: ]
    Frankfurt am Main
    18. November 1965
    Lieber Herr Handke,
    jetzt bin ich wirklich einmal im eigenen Hause auf die Schliche des Verlagsbürokratismus gekommen. Unsere Honorarbuchhaltung hat Ihnen am 5. Oktober wegen der Steuerbefreiung geschrieben, Sie haben darauf auch brav geantwortet. Ihre Unterlagen wurden dem hiesigen Finanzamt eingereicht, das wegen der vorweihnachtlichen Steuertätigkeit überlastet ist und den Antrag noch nicht bearbeitet hat, und da in der Buchhaltung ein Schematismus besteht, Zahlungen nur dann ohne Steuerabzug zu leisten, wenn diese Bescheinigung vorliegt, ist die Zahlung bisher unterblieben. Das tut mir sehr leid, ich entschuldige mich dafür.
    Ich habe folgendes veranlaßt: heute ist Ihnen die erste Rate
20 telegraphisch zugegangen, die

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