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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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Bierkrüge in den Sand stellten, und hörte Wortfetzen von Jehoumilqs Feilschen. Er watete jenseits der Fischerboote zum Strand und ging zum Tempel. Das verwitterte Tor war offen; im halbdunklen Inneren erkannte er Götterbilder aus Stein, Holz und grünlichem Kupfer. Ptah als schwarzer Mumienkörper, die Mondsichel Chons' über der engen Kappe und Upuaut mit Gehstab, Schild und Kriegskeule. Der Priester rief ihn an und winkte ihn zwischen die Säulen, deren Farbe abblätterte. Er schlug ein Tuch im Handteller auf und zeigte verschieden große Goldkörner. Karidon gab ihm den Lederbeutel.
    »Danke, Händler. Ich werd Körnchen um Körnchen verbrennen, damit es lange reicht.«
    Karidon warf über die Schulter einen Blick auf die Statuen. Sie starrten ihn aus harten Steinaugen düster an. Der Priester verbeugte sich knapp und hob die Hand. Karidon sagte: »Gibt es bei den Erzgruben auch einen Tempel?«
    »Für zweihundertfünfzig Sklaven?« Der Priester schüttelte den Kopf. »Beim Brunnen baut man gerade ein Tempelchen.«
    »Sollten wir wiederkommen«, sagte Karidon versonnen, »versuche ich mehr Anty oder Santjer mitzubringen. Wie gesagt: Es ist rar am Hapi, weil der Handel mit dem Süden unterbrochen ist.«
    Er grüßte den Priester und drehte sich zweimal um. Er hoffte, den Späher irgendwo zu sehen, aber Chaemrehu blieb verschwunden. Holx-Amr und Hesquemari trugen Wasserkrüge und Trinkschläuche zwischen dem Schiff und dem Brunnen hin und her; niemand wusste, wo und wann es wieder gutes Wasser gab. Die Horus schaukelte leicht, die geringe Flut schob sie höher auf den Strand. Selkara stellte einen Ölkrug ab, klatschte in die Hände und rief:
    »Das Kupfer schlepp ich nicht allein. Los, Kari. Hilf mir.«
    Jehoumilq und Abdim besiegelten den Handel mit einem Handschlag. Ein Dutzend Ruderer folgte Abdim zum Lagerhaus. Als die Tore geöffnet wurden, fiel Sonnenlicht auf sieben lange Reihen von je etwa hundert Kupferbarren, die schräg aneinandergelehnt im Sand lagen, zwischen ihnen Holzkisten voller Malachit in faustgroßen und größeren Brocken. Jehoumilq pfiff schneidend durch die Zähne.
    »Deine Kupferberge sind fruchtbar, Fürst«, sagte er. »Einen feinen Schatz hast du hier gestapelt.«
    Abdim nickte und winkte. Seine Männer luden nacheinander vierzehn Barren mit dem Umriss einer kleinen Rinderhaut, je ein Char schwer, auf die Schultern der Ruderer. Karidon steckte die Axt in den Gürtel und packte die dicke Scheibe. Als er als letzter das Schiff erreichte, das Mlaisso mit einem Riemen langsam vom Sand abstieß, nahm ihm Holx-Amr den Barren ab und murmelte:
    »Und noch einmal zweihundertfünfundsiebzig Deben Kupfer für Chakaura!«
    »Du solltest brüllen, Holx.« Karidon grinste. »Den Namen hören sie hier besonders gern.«
    Hinter ihm tauchte ein Kopf aus dem Wasser. Chaemrehu schwamm auf die Strickleiter zu. Er war völlig erschöpft, seine Eidechsenaugen lagen in tiefen roten Höhlen. Karidon packte ihn an den Hüften und schob ihn halb an Deck. Der Späher rollte sich zur Seite und blieb keuchend auf den heißen Planken liegen. Ein Ruderer stemmte einen Wasserkrug aus dem Bauch des Schiffes und leerte ihn langsam über Kopf und Schultern des wieselgesichtigen Rôme. Karidon kletterte über die Bordwand und packte einen Riemen, ehe er zu Mlaisso ins Heck ging.
    »Fürst Abdim braucht Gold und alles andere dringend. Jehou hat hundertachtzig für eins bekommen. Sehr günstig!«
    Mlaisso betrachtete Abdim und seine Bewaffneten mit halbgeschlossenen, kalten Augen. Mit der Fingerkuppe strich er über die Zedernholzscheibe am Nasenflügel.
    »Noch dringender sind tausend Soldaten und ein Rudel guter Verwalter.« Er spuckte aus. »Aber die würden den Hafen auch nicht schöner machen.«
    Jehoumilq, als letzter, rollte die Strickleiter auf und schaute sich suchend um. »Alle an Bord? Auch der Späher?«
    »Jawohl, Kapitän«, sagte Karidon. Holx-Amr löste den Knoten und schwenkte das Steuerbordruder herum. »Hast du etwa Eile, dieses Hafenkleinod zu verlassen?«
    »Keine Eile.« Jehoumilq winkte. Die Mannschaft zog die Rah auf, das Segel blähte sich augenblicklich. »Aber das dringende Bedürfnis. Bringt unser Frühlingsschiff in den Wind, Männer!«
    Er winkte zum Land, packte die andere Pinne und stützte sich schwer auf den Holzschaft. Karidon ging zum Bug und beugte sich über Chaemrehu. »Warst du im Dorf und bei den Bergwerken und Schmelzen?«
    »Ja.« Der Späher richtete sich halb auf.
    »Hast du

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