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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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gesehen, was der Goldhorus wissen muss?«
    »Ja.«
    Karidon wartete, bis Chaemrehu gierig den dritten Becher Kräutersud geleert hatte.
    »Deine Wortschwalle, Mann«, knurrte er, »martern meine Ohren.«
    Die Horus , deren übergroßes Fleckensegel das Licht der Nachmittagssonne einfing, rauschte auf einen runden Landvorsprung zu, hinter dem träge Brandung an Felsriffen schäumte. Es würde nicht einfach sein, dachte Karidon, einen guten Ankerplatz für die Nacht zu finden.

14. Fürst Anatnetish

    Ohne einen Menschen oder ein anderes Schiff zu sehen, segelten sie mit kräftigem Nordwind entlang der Backbordufer nach Süden. Möwen und Fischadler jagten zwischen dem Gebirge und dem Ufer über dem tiefen Wüstenstreifen, vor dem Hintergrund eines riesigen Berges. Als beide Ufer des Langen Bittermeeres auseinanderwichen, kamen Riffe in Sicht; dahinter ankerten sie in den Nächten. Jehoumilq beriet sich mit Ptah und Karidon und änderte den Kurs nach Osten. Sie ließen die Rah herunter und zurrten das Segel fest, als der Nordwind querab kam, ruderten einen halben Tag an der Backbordküste entlang und sahen an der engsten Stelle zwischen Meer und Golf zwei niedrige Inseln. Noch immer hatten sie die drei Berggipfel – Ptah schätzte ihre Höhe auf mehr als fünftausend Ellen – im Blick. Manchmal bildeten sich südlich der Spitzen weiße Wolkenfedern, unter denen, wie winzige Doppelsicheln, schwarze Geier kreisten.
    Das Rudern wurde zur Anstrengung. Als mitten in einer mondhellen Nacht ein böiger, seltsamer Wind aufsprang, setzten sie das Segel, hielten die Riemen bereit und stellten zwei Männer in den Bug. Sie trieben weit in den Golf hinein. Am Morgen, vor einer Windstille, waren die Ufer wieder zusammengerückt. Tage um Tage ruderten sie zwischen schroffen, schrundigen Bergen und weißen Stranden entlang. Der Wasservorrat schwand schneller, als sie gedacht hatten. Karidon ließ Krüge mit Dünnbier öffnen. Die Tage waren nicht mehr unerträglich heiß, die Nächte blieben angenehm kühl. Wieder schrieb Karidon alles auf, was er Tama-Hathor-Merit berichten würde und was für Ikhernofret oder Sokar-Nachtmin wichtig sein konnte. Zwei aufeinanderfolgende Nächte verbrachten sie an Stränden aus feinem Sand und erreichten mit leeren Wasserkrügen, noch immer den Bug im Nordwind, den weiten Bogen, in dem der Golf endete.
    »Dieses Mal fällt uns die Maske armer Händler leichter.« Jehoumilq suchte, die Hand über den Augen, die Hafeneinfahrt. »Seid wenigstens so lange freundlich, bis wir genug Wasser an Bord haben.«
    »Und was ist, Neb Kapitän, wenn sie ihr Kupfer zwanzig Tagereisen weit im Land abbauen? Zwanzig Tage im Hafen?« Ti-Senbi schlug die langen Beine übereinander und runzelte die Stirn. Die Blicke der Männer schienen, seit Beginn der Reise, an ihr abzugleiten wie vertrocknete Haut. Ihre Augen verfolgten den Flug einer krächzenden Möwe. »Wieder Durstmärsche wie in Kush?«
    »Mein reizvolles, leider viel zu junges Kind«, sagte Jehoumilq mit schleppender Stimme. »Kraftvolle, bohrende Fragen sind Vorrecht der Jugend. Mlaisso, Karidon und ich sind alte Männer, die fast jeden unter den Tisch trinken können. Wenn es in diesem elenden Hafen am Ende der Welt eine Schenke gibt, erfahren wir in den zehn Tagen, die Chaemrehu ausspäht, alles, was wir wissen müssen.«
    »Die Götter mögen eure Mägen und Lebern segnen.«
    »Es wird auch hier einen Abdim oder einen anderen Fürsten geben«, sagte Karidon, »der Lampenöl braucht, und einen Priester, der uns um Weihrauch anfleht. Mittlerweile wissen wir, dass ein Heer des Goldhorus, zu Schiff oder über Land, unendlich viel Wasser braucht.«
    Jehoumilqs Blicke ruhten auf den rissigen, grauen Planken.
    »Zu den Riemen«, brummte er. »Bringen wir unser schönes Frühlingsschiff an Land, bevor es sich auflöst.«

    Der Hafen nannte sich T'na; eine Ansammlung weißer, rotbrauner und blauer Häuser auf Steinsockeln, mit einem sandigen, steingefassten Kai und einem Wellenbrecher. Zwei breitbäuchige kleine Schiffe, halb so groß wie die Horus , hatten längs der Kaimauer festgemacht. Die Horus legte sich quer dazu, mit dem Bug nach Süden, aus Gründen, die jeder an Bord kannte. Die Bewohner schienen freundlich und waren gutgekleidet, es gab drei Schenken und ein Badehaus. Karidon und Jehoumilq blieben an Bord, während Holx eine Hälfte der Mannschaft in die Schenken und an den Brunnen mitnahm und Ptah mitTi-Senbi den Vorsteher suchte.
    »Derlei ordentliche

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