Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
Vom Netzwerk:
Städtchen«, sagte der Kapitän, »machen mich, mit wenigen Ausnahmen, misstrauisch. Da steckt Ordnung dahinter, und Macht. Hier ist es nicht die Macht des Goldhorus. Stört mich beträchtlich.«
    »Mich auch«, rief Pinkasi unterdrückt.
    Karidon steckte Kupfer und Silber ein, als der Verwalter neben dem Schiff stand. Neugierige versammelten sich. Hinter den Häusern dehnte sich ein Palmenwäldchen aus. Jehoumilq sprach mit dem Verantwortlichen, der Tharbek hieß; das Kupfer aus den Bergwerken ging mit Eselskarawanen nach Norden; vom Hafen, wo im Jahr nicht mehr als zwei Dutzend Schiffe anlegten, ging nur ein geringer Teil nach Süden, zu unbekannten Orten.
    »Natürlich brauchen wir fast alles, was du geladen hast«, sagte Tharbek und zupfte an seinem Bart. »Aber noch mehr brauchen wir Nachrichten.«
    »Die könnt ihr haben. Zahlt einfach ein paar Runden in der Schenke. Das macht meine Leute zu sprudelnden Quellen der Beredsamkeit.«
    »Wie lange wollt ihr bleiben?«
    »Ein paar Tage, glaube ich.«
    »Ein Kite Silber am Tag; dafür könnt ihr Brunnen und Abtritt uneingeschränkt benutzen.«
    »Vier Kite für einen Siebentag.«
    »Meinetwegen. Einverstanden. Du zahlst gleich?«
    »Karidon!« Jehoumilq lachte dröhnend. »Das erleichtert rasches Ablegen, Mann.«
    Karidon wog Silber ab und zahlte. Die Mittagssonne stach auf Dächer und auf die Leinwand, die über dem Heck ausgespannt war. Die Besatzung wechselte sich ab: nacheinander aßen und tranken sie in den Schenken, froh, der Suppe Hesqemaris für einige Tage entflohen zu sein. Als Jehoumilq aus dem Badehaus zurückkam, grinste er wie ein Hapikrokodil.
    »Bis auf den Schmuck haben wir die ganze Ladung losgeschlagen.« Die Planke federte unter seinem Gewicht. Er raunte an Karidons Ohr: »Zweihundertzehn Kupfer für Gold. Silber handeln sie siebenmal billiger als Gold. Wir haben vierundzwanzig Deben Silber fürs Hapiland.«
    »Hör ich richtig? Sieben Deben Silber für ein Deben Gold?«
    »Was meinst du, warum ich eure Zeche und die Blutsauger im Badehaus bezahlt hab? Anna-Metall haben sie übrigens keines.«
    »Ich schweige, Vater der Gerissenheit«, murmelte Karidon. Wenn sie im Hapiland Gold gegen Silber tauschten, bekamen sie für ein Deben Silber mehr als fünf Deben Gold. »An diesem Ende der Welt ist gut handeln; offensichtlich.«
    Niemand zeigte übermäßiges Misstrauen. Unter den Gästen der Schenken suchte Karidon vergeblich nach Chaemrehu. Die Sklaven im Badehaus rasierten, massierten, ölten und wuschen sorgfältig und gründlich und versprachen, am nächsten Abend die ausgebesserten Kittel und Schurze zum Schiff zu bringen. Als in der Schenke die Öllampen brannten, setzte sich Karidon zu Jehoumilq und Ptah, lehnte sich an die kühle Wand und streckte wohlig stöhnend die Beine aus.
    »Wir werden berichten, wer hier befiehlt«, sagte er leise. »Anatnetish muss es in Gubla oder Men-nefer gelernt haben.«
    »Ein angenehmer Ort. Trotzdem werden wir hinter die Mauern blicken.«
    Es gab Wein, den man nicht zu mischen brauchte. Das Essen war einfach, aber gut, und eine Stunde später saßen die Besatzungen und Kapitäne der anderen Schiffe an den Tischen: Fragen, Antworten, Nachrichten, Gerüchte, Vermutungen und Erzählungen von gutem und schlechtem Handel, Witze und Scherze oder Fragen nach den Liebeskünsten oder dem Aussehen der Dirnen schwirrten durcheinander. Im hinteren, leicht erhöhten Teil der Schenke aßen und tranken drei schweigsame, scharfäugige Männer. Ihre Waffen lehnten an der Wand oder hingen an Holzknöpfen. Scheinbar gleichgültig wanderten ihre Blicke über die Gäste; später kam ein hochgewachsener Mann mit schulterlangem, blauschwarzem Haar, das ein weißes Tuch bändigte, aus einer Seitentür und setzte sich zu den Wachen. Tharbek flüsterte Karidon und Jehoumilq zu:
    »Fürst Anatnetish. Er liebt es, uns zu besuchen, wenn es niemand erwartet.«
    Einige Male begegneten die Blicke Karidons denen des Fürsten. Über die Länge des Schankraums hinweg schien er Kapitän und Steuermänner der Horus besonders wachsam zu beobachten. Als zwei hellhäutige, prächtig gekleidete Frauen an Anatnetishs Tisch kamen und die Wachen ihnen Platz machten, richtete er seine Aufmerksamkeit auf sie.
    »Seine beiden Lieblingssklavinnen.« Tharbek seufzte und musterte verstohlen die Frauen. »Eines unsrer Versäumnisse, Steuermann! Ein Sklavenmarkt sollte zweimal im Jahr bei uns abgehalten werden. Alle würden kommen, aus allen Richtungen.« Er

Weitere Kostenlose Bücher