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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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näherte sich eine kleine Staubwolke. Zwei stämmige, wohlgenährte Esel trugen eine Sänfte. Metall blitzte, der Zug bewegte sich schnell auf das Ende der Hafengasse zu. Karidon sah Saigoos und Sagarqa zwischen den Säulen der Tempelfassade stehen, des einzigen Gebäudes, das vor kurzer Zeit mit Kalk gestrichen worden war. Er drehte sich um und rief Mlaisso und Ti-Senbi zu:
    »Der Herrscher kommt. Ich geh zu Jehou.«
    Er hängte die Doppelaxt um und schwang sich über die Bordwand. Einige Schritte entfernt schleppten die Fischer ihren Fang zu den steinernen Bänken der Häuser. Möwen kreisten über den Köpfen der Menschen; sie schrien misstönend, als Abdims Kolonne den Weg verließ und sich den Händlern näherte. Neben der Sänfte schritt ein kahlgeschorener Priester, an dessen Brust eine Kupferplatte baumelte. Abdim trug einen Lederhelm, mit Bronzeschuppen beschlagen, und im Gurt der Lederrüstung einen mächtigen Kampfkolben. Er schwang sich katzenartig aus dem Tragesitz und kam, ohne sich umzusehen, auf Jehoumilq und Karidon zu.
    »Was sucht ihr hier?« Die Stimme war tief und heiser, die letzten Worte rollte er auffallend. Jehoumilq hob die Brauen und breitete die Arme aus.
    »Wir sind Händler, wie du sehen kannst, Fürst. Uns hat man berichtet, hier hätten die Menschen viel Kupfer, Malachit und andere Steine. Ist es verboten, in deinem schönen Hafen anzulanden?«
    »Woher kommt ihr?«
    »Aus Gubla, wo sie Kupfer und Bronze brauchen. Wir haben in Pa-Beseth Ölkrüge ausgeladen, und dort hat man uns gesagt, dass ihr Henket braucht und andere feine Dinge. Hier sind wir, mit viel gutem Henket.«
    Karidon betrachtete Abdim, den Priester und die Bewaffneten. Keine Rômetgesichter; Hakennasen, schwarze Bärte und dunkle Augen, schwarzes Haar, sehnige Gestalten. Abdim nahm den Helm ab und wischte Schweiß vom Leder. Das Leder hatte einen rötlichen Abdruck über der Stirn hinterlassen. »Rômet-Henket? Seid ihr durch den Kanal gerudert?«
    »Niemand hat uns aufgehalten. Mir scheint, der neue Herrscher hat Schwierigkeiten im Hapiland.«
    »So scheint es. Ihr wollt Kupfer? Was zahlt ihr?«
    »Wie verrechnest du, Fürst Abdim?«
    Seine Männer umringten die Händler und die wenigen Bewohner. Abdims Misstrauen schien gewichen zu sein; er sprach leiser. »Noch rechnen wir mit Rômet-Deben.«
    »Ein Deben Gold für hundertfünfzig Deben Kupfer?« Jehoumilqs Stimme schmeichelte, er schien ratlos zu sein. »In Gubla, wohin wahrscheinlich deine Esel das Erz schleppen, haben wir allerdings hundertneunzig Deben bekommen.«
    »Habt ihr Gold?«
    »Zehn Deben, etwa. Und zwanzig Deben Silber. Du siehst unser heruntergekommenes Schiff: wir sind nicht reich. Unser letztes Gold blieb bei den Händlern in Pa-Beseth.«
    »Was habt ihr noch?«
    Karidon zählte einen Teil der Ladung auf: minderwertiges Lampenöl, gutes Zedernöl, Wein aus Kefti, Elfenbein, Stoffballen, gegerbte Häute, Salben, Trockenfleisch, Gänse- und Entenfleisch im eigenen Fett, Knoblauch, Datteln und Feigen; und Schreibblätter. In dieser Einöde wurde außer Elfenbein und teurem Schmuck fast alles gebraucht. Karidon überließ das Feilschen dem Kapitän und näherte sich dem Priester. Er schien unter Karidons Blick unruhig zu werden und starrte auf die Doppelaxt, deren blitzende Schneide ihn blendete.
    »Ich bin Karidon aus Kefti«, sagte Karidon leise, »und ich habe viele Rômet-Götter gesehen. Welche Götter bestimmen im Land Sichem oder Sekmem, das die Rômet Asmach und Retenu nennen?«
    »Dort ist der ärmliche Tempel des Ptah und des Upuaut, des Gottes all dessen, was unter der Erde ist, und des Öffners aller Wege. Es war nicht immer so. Erst als die Macht des Hapilandes abfiel von unserer steinigen Wohnstatt, gewannen Upuaut und Ptah, in anderer Bedeutung, an Kraft.« Er hüstelte und flüsterte: »Habt ihr Weihrauchharz?«
    Karidon zuckte mit den Schultern. »Nur ein Beutelchen. Am Hapi herrscht großer Mangel an Santji und Anty.«
    »Ein Deben Gold hab ich.«
    »Drei Deben Weihrauch«, sagte Karidon. »So handelt man's im Hapiland, ich schwör's. Soll ich's holen?«
    Der Priester wechselte in die Tamerisprache: »Du verstehst mich? Seit ich und meine Gehilfen vom Großen Tempel in Men-nefer nichts mehr bekommen, keine Botschaft, kein Gold, nichts – seither verbrenn ich seltsame Dornen und das Harz von Sträuchern, von denen ich nicht einmal die Namen kenne. Ich hol das Gold.«
    Karidon nickte, ließ Mlaisso, Saigoos und Sagarqa vorbei, die große

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