Der Bronzehändler
nicht ganz genau, aber ... er braucht ehrliche, zuverlässige Frauen, die sein Haus besorgen. Er versprach seinem Freund, eine gute Frau mitzubringen. Ihr werdet es gut haben; keine braucht fortzulaufen. Hat euch Nehib Sklavenzeichen eingebrannt? Ich hab keine gesehen.«
Die Frauen hörten schweigend zu und blickten, während sie gierig kaltes Dattelbier oder gemischten Wein tranken, von Karidon zu Ptah, bis sich Hesqemari ans Kopfende des Tisches setzte und einen Lederbeutel vor sich hinstellte.
»Nein. Keine trägt Brandzeichen. Der Schakal weiß ganz genau, dass Narben den Preis drücken.« Kalian lachte bitter; sie hatte eine angenehme dunkle Stimme. »Wir hätten es übler treffen können. Oder irre ich mich?«
»Du irrst nicht, Frau.« Hesquemari zog die Schnur des Verschlusses auf und schlug den Beutel auseinander. Er lachte in sich hinein. »Das schickt euch Kapitän Jehoumilq. Als Zeichen seiner selbstlosen Großzügigkeit.«
»Schmuck!«, sagte Doreare und strich über ihr kurzes dunkelbraunes Haar. Sonnenstrahlen ließen das vergoldete Kupfer funkeln. »Ketten, Reife, Ringe«, flüsterte sie ungläubig.
»Unser Koch Hesqemari.« Ptah leerte den Weinkrug in die Becher.
Tarben schüttelte den Kopf und tastete nach der Schale. »Koch? Ich auch gut Koch. Ich helfen, ja?«
»Kann den Geschädigten deiner tagtäglichen Suppen nur hilfreich sein, Hesqe.« Karidon wandte sich an Tarben. Sie strich das gekräuselte schwarze Haar, das bis tief über die Brüste fiel, nach beiden Seiten aus dem Gesicht. »Woher bist du, Tarben?«
»Aus Sichern. Ihr nennt es Sekmen oder Sekmem. Chaosu haben mich entführt.« Karidon fand nach einigen Sätzen in die Sprache der Retenu von den Kupferhäfen zurück.
»Offensichtlich sind die Nomaden nicht nur in Kush eine Landplage. Verstehst du mich gut?«
Sie nickte und hob den Kopf. Der Wirt und zwei Mägde brachten das Essen. Die Frauen zwangen sich, nicht heißhungrig darüber herzufallen; während sie aßen, blickten sie immer wieder auf den Schmuck aus Men-nefer. Karidon und Ptah verständigten sich mit wenigen Blicken. Hesqemaris Miene blieb neugierig und ziemlich mürrisch. Er trank Bier, sortierte mit ziellosen Fingerbewegungen den Schmuck auseinander, und nach einer Weile sagte er zu Gaitha, als erwarte er von ihr besonders viel Verständnis:
»Ihr dürft an Bord nicht pfeifen. Wenn es keinen oder wenig Wind gibt, dürft ihr Finger- und Fußnägel nicht schneiden. Sonst bringt uns ein rasender Sturm um. Ich werde morgen eine Katze ersäufen, Kari: vier Frauen auf den Planken! Vier! Bis Kefti!«
»Ich kann zählen. Ersäuf deine verdammte Katze«, knurrte Karidon. »Benehmt euch gut. Ihr macht Jehou das letzte große Geschenk, ja?«
»Schon gut. Das unvollständige Dutzend wird nicht murren.«
Den Abend und den nächsten Tag – eigentlich hätte die Morgenröte mit dem Landwind schon diese Nacht ablegen können – hatte Jehoumilq dazu bestimmt, mit anderen Kapitänen Nachrichten, Neuigkeiten und Gerüchte auszutauschen; nach den Frühjahrsstürmen schwärmten die Schiffe wie die Bienen aus, und für sieben, acht Monde des Händlerjahres waren selbst fadenscheinige Behauptungen für die Bronzehändler nicht unwichtig. Der Hafen war voll; Gubla wimmelte von Seeleuten.
Eine Stunde später hatten die Frauen ohne Streit den Schmuck unter sich aufgeteilt. Ihr Hunger war gestillt; Doreare leckte wie eine satte Katze die Lippen, schlug die Beine übereinander und ließ sich die Trinkschale füllen. »Und wer, Herr Karidon, soll mit Kapitän Johmalx das Lager teilen?«
»Er heißt Jehoumilq«, sagte Ptah scharf betont. »Viele Tage und Nächte an Bord und in seinem schönen Haus zwischen Arni und Gnos werden vergehen. Jeder Fischer findet seinen Fisch; man wird sehen. Damit haben wir nichts zu tun. Der Kapitän, für uns wie ein strenger Vater, ist nicht mehr der Jüngste. Wollt ihr einen Rat von mir? Karidon würde das Gleiche sagen, nicht wahr?«
Karidon nickte. Hesqemari stützte sein Kinn in beide Handflächen und ließ den Blick zwischen Tarben und Ptah wandern; er grinste verhalten. Ptah-Netjerimaat lächelte; seine Wangen zeigten die Grübchen, aber seine Augen lächelten nicht. Er schob den Goldreif am Oberarm höher und starrte erst Doreare, dann Kalian an.
»Verhaltet euch so, wie ihr behandelt werden wollt. Wir sind Seefahrer und Händler, keine Schinder. Jehoumilq wird seine Wahl treffen, so oder so, und dann weiß jede, woran sie ist. Übrigens: Kefti
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