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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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durch den Eingang und nickte anscheinend zufrieden, grüßte den Wirt Masû und dessen unbekannte Gäste, schleuderte gutgelaunt einen Stein nach einem heiser kläffenden Hund und erklärte Kalian und Doreare die Gründe des raschen Wachstums der Bäume entlang der Straße. Als sie hinter den Baumkronen den schwarzen Rauch der Bronzeschmelzen in der Mittagshitze sahen, streckte er den Arm aus und zupfte an seinem Bart. »Dort warten Pachos und Keiron; sie wissen nicht, dass wir kommen. Viel feines Eisen für deinen Freund, Kari. Jetzt wird wieder hart verhandelt: es muss für uns alle reichen, für viele Jahre.«
    Karidon nickte. Beide Frauen blickten verständnislos; Jehoumilq schien mit Hinweisen auf den Reichtum der Morgenröte-Besatzung zurückhaltend gewesen zu sein. Die hohe Mauer um Pachos' Besitz war von Wein und Ranken überwuchert und fast unkenntlich. Ein Tor aus Holzbohlen klaffte weit, das Mauerviereck des Hauses war frisch gekalkt, die Säulen und Bögen glänzend farbig bemalt. Der Garten und alle Fruchtbäume standen in voller Blüte und sattem Grün. Eine dunkelhaarige junge Frau eilte herbei.
    »Sag deinem Herrn Pachos, der alte Bronzehändler ist da«, brummte Jehoumilq. »Und treib die Köter weg. Wir bringen gute Nachrichten, wenig Gold und viel gute Laune. Lauf, Mädchen.«
    Sie folgten ihr bis zur Terrasse, an deren Ecken mannshohe Tonkrüge standen. Von jenseits der Mauern kamen gleichmäßige Hammerschläge auf Metall. Pachos kam aus dem Haus, stutzte und breitete die Arme aus.
    »Jehoumilq und das eisenreiche Dutzend!« Er packte Jehoumilqs Handgelenke und zog ihn näher. »Willkommen im Haus der Bronze und des Öls. Ihr werdet staunen!«
    In der Halle begrüßte er die anderen Besucher, rief nach Dienern, Wein, Brot und Oliven und nach Malis, schickte einen Jungen zu Keiron und deutete ins Hausinnere, das größer und prächtiger schien, als die Außenmaße vermuten ließen.
    »Das Eisen ist bis aufs letzte Kite geschmolzen und verschmiedet. Zehntagelang hat Keiron nichts anderes getan; einige Stücke zeigen seltsame Färbung und Härte. Lasst es euch von ihm selbst berichten. Ich hab alles in der Schatzkammer verwahrt.« Er lachte und streichelte seinen Bauch. »Habt ihr viel Kupfer und Zinn an Bord?«
    »Wir teilen es gern zwischen dir und dem Goldhorus«, sagte Karidon. »Inzwischen wissen die Handwerker und Schmelzer auch in Itch-Taui, wie sie gutes Nechoschet herstellen können. Wir haben deinen feinen Hafen gesehen, Fürst Pachos: du wirst reich durch die Bronze?«
    »Und mit mir viele andere, selbst Wirt Masû. Ich bedaure, dass mich Keiron, wenn auch nur für ein Jahr, verlässt.«
    »Reichtum verpflichtet, Pachos«, rief Jehoumilq. »Zeig uns, was ihr aus dem Eisen gemacht habt.«
    Die Pfeilspitzen, Speerspitzen, Dolchschneiden, Meißel, Sägen, Dechsel, Sicheln und andere Werkzeuge waren gewogen, alle Gewichte zusammengezählt worden; mattschwarz, graubraun und bläulich schattiert lagen die Gegenstände in Flechtkörben oder auf dem Mosaik des Hallenbodens. Jehoumilq stemmte die Fäuste in die Hüften und nickte langsam, Karidon kniete vor einem Korb und hob eine Beilklinge hoch, deren Schneide wie Silber glänzte. Er merkte nicht, dass Keiron hereingekommen war, aber er erkannte die Stimme des Schmiedes.
    »Weniger als sieben von hundert Teilen eures Eisens sind beim Schmelzen und Schmieden verlorengegangen, Kapitän. Und was Pachos und ich entnahmen, ist aufgeschrieben. Zwölfmal hab ich das Eisen in Öl getaucht und wieder glühend gemacht. Nun glänzt es bläulich.«
    »So ist's recht!« Er wandte sich an Pachos. »Wir danken dir. Ich werde unser Geschäft siegeln. Zum letzten Mal. In Zukunft hast du's mit Karidon zu tun. Er trägt alle Verantwortung.«
    Karidon stand auf und nickte langsam. »Hast du dein Boot gesehen, Jehoumilq?« Der Schmied lehnte sich an die Tischkante; sein Blick heftete sich auf Kalian und Doreare. Ptah und Holx-Amr fragten gleichzeitig: »Boot?«
    »Boot!« Jehoumilq grinste und schlug sich auf die Schenkel. Malis reichte ihm die Trinkschale. »Mein Boot. Gaitha und ich segeln hinter euch her nach Mnis. Die Morgenröte schleppt den Rest. Ihr werdet doch nicht etwa geglaubt haben, dass der alte Jossel der See entsagt und nur ein bisschen in der Brandung schwimmt? Sonst – wenn mich Karidon für die Zinnhafenfahrt braucht –, sonst: ich würde das richtige Segeln verlernen.«
    »Beim Horus!« Ptah wartete, bis Jehoumilqs Kichern und das Gelächter

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