Der Bronzehändler
auch deinen Bart nicht mehr zu färben, Jossel. Wann sehen wir euch wieder, Karidon?«
»Im Choyak vielleicht, im neunten Mond. Wenn wir nicht am Hapi festgehalten werden.« Karidon sah sich um: Ptah-Netjerimaat und Tarben lachten auf der Terrasse; Ptahs Hand lag auf Tarbens rundem Knie. Der Schmied und Kalian saßen neben dem zerklüfteten Stamm des Olivenbaumes. Kalian wickelte dünne Leinwandstreifen um Keirons Unterarme. Die Mannschaft hörte dem Musiker zu, der die Rohrflöte blies, trank und lachte; gelegentlich löste ihn Selkara weniger melodisch ab. Doreare trug aus der Küche eine Tonplatte voller gerollter, gefüllter Fladenbrote. »Ein lautes Fest, Jossel. Deswegen ...«
Gaitha gab Karidon einen gefüllten Becher.
»Deswegen werde ich jetzt das Ruder übernehmen. Vom Abschied haben wir oft gesprochen, ich weiß dich in guten Händen.« Er erwiderte Gaithas Lächeln. »Ich hab's eilig, wegen des Baâ-Enepe. Gaitha wird dein Leben verschönern, du hast das Boot, ein Haus voller Frauen – es wird ein großartiger Sommer. Du hilfst mir, wenn ich dich brauche?«
»Wie immer, Krabbe, du weißt es. Vergiss nicht den eigenen Reichtum, bevor du an die Zinnhäfen denkst.«
»Das Himmelsmetall wird uns reich machen.«
Um Mitternacht saßen nur noch Gaitha, Karidon und Jehoumilq auf der Terrasse, redeten leise und verfolgten den Lauf des Mondes zwischen den Sternen. Auf den Steinplatten der Brüstung lag Karidons Bronzeaxt. Eulenrufe unterbrachen die Laute der Grillen und Frösche. In der nächsten Nacht, vier Stunden vor Sonnenaufgang, verließen drei Schiffe den Hafen; zuletzt zog die Mannschaft der Morgenröte die Rah hoch.
Pi-Osiri am östlichen der beiden breitesten Mündungsarme, mehr als zweihundert Chen-Nub hapiaufwärts von den Wirbeln entfernt, in denen sich Jotru und Wadji-Wer mischten, galt bei den meisten Handelskapitänen als erster brauchbarer Tauschhafen. Bis Men-nefer zu segeln und zu rudern bedeutete viel Zeitverlust; die Morgenröte kam, an Tjebnutjer vorbeigerudert, nur langsam voran und legte endlich an einer langen Mauer aus Holzbohlen an. Sieben Schiffe schaukelten an knarzenden Tauen im Schatten uralter Palmen und großer, rundblättriger Sykomoren. Karidon band die Pinne des Steuerbordruders fest, zog die Schultern hoch und knurrte:
»Ich kann nicht sagen, dass es mir hier gefällt. Beim geringsten Zwischenfall, Holx, quälen wir uns weiter nach Men-nefer!«
»So ist es abgemacht, Käpten.«
Jeder war sich bewusst, dass ihr Schiff einen Schatz barg, die Versicherung ihres künftigen Reichtums. Ginge es nach Karidon, hätte er die Eichentruhen vor Cha-Osen-Ra oder dem Obersten Verwalter in Men-nefer hingestellt. Die Ruderer räumten mit sichtlichem Unbehagen das Schiff auf. Feuchte Mittagshitze waberte über dem Wasser. Karidon lehnte neben Ptah im Heck an der Bordwand, betrachtete die Hausfronten und einen kushitischen Sklaven, der bedächtig mit einem Palmwedelbesen die Sandfläche vor den Hausmauern säuberte.
Ptah stieß Karidon an und wies nach rechts; er brummte: »Kein schlechtes Zeichen. Soldaten!«
Sieben Speerträger, angeführt von einem Bogenschützen, kamen auf das Schiff zu. Karidon drehte sich um.
»Legt die Planke aus, Selkara. Man begrüßt uns.«
Selkara wischte Schweiß aus den Schnurrbartenden und nickte. Der Unterführer hob den Arm und rief zum Heck hinauf: »Ich bin Atet-Iuefankh, Kapitän. Nennt ihr euer Schiff mit den verstörten Augen die Auge der Morgenröte?«
»Genauso ist es.« Karidon stupste Ptah mit dem Zeigefinger. »Ptah-Netjerimaat und Karidon von Kefti. Komm an Bord. Ich muss mit dir reden, Iuefankh.«
Das Ende der Planke schlug in den Sand, der Bogenschütze packte die Seilschlinge und kletterte über die Bordwand. Hesqemari füllte Becher mit kräftigem Keftiwein, während Saigoos und Idris übers Heck das Sonnensegel spannten. Karidon setzte sich auf die Heckkiste, Iuefankh blickte ihn erwartungsvoll an.
»Wir haben drei Truhen, von je zwei Männern gut zu tragen, im Schiff. Der Inhalt ist unvorstellbar wertvoll. Ich sag's nur dir, Bogenschütze. Kennst du den Feldherrn des Nordens, Userhet? Oder Sokar-Nachtmin, den Obersten Führer der Heere?«
»Ich kenne sie beide, Kapitän, aber es ist kaum denkbar, dass sie meinen Namen kennen, obwohl ich seit fünf Jahren hier für Ordnung und Ruhe sorge.«
»Was sagst du mir über den Verwalter der Stadt?«
»Uch-Djehuti. Ein guter, ehrlicher Mann.«
»Könnt ihr diese drei Truhen schnell
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