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Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)

Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe)

Titel: Der Bürohengst (Finn Falkner Reihe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Seinfriend
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mit zusammengebissenen Zähnen hervor. „Nicht mehr!“
    „Also … Mmh …“ Sie nickt. Fast bin ich schon erleichtert. Und dann kommt’s natürlich: „Und dieser Lukas?“
    Ich schließe die Augen, was nichts daran ändert, dass mein Gesicht immer heißer wird. „Ma …“
    „Ich möchte, dass es dir gut geht!“ Das ist die Standardausrede für neugierige Mütter, will ich meinen.
    „Mir geht es gut!“ Ich seufze. Verdammt, ich sollte mir ein Herz fassen, schließlich haben meine Eltern unglaublich locker reagiert. „Und ja, Lukas ist jetzt mein Freund.“
    „Ja, dass ihr befreundet seid, hast du ja gesagt …“
    Ich bin mir sowas von sicher, dass sich meine Mutter absichtlich ahnungslos gibt! „Liebhaber! Ist das deutlich genug?“
    „Oh, und dieser Marco?“
    „ … hat mich betrogen. Ich will von ihm nichts mehr wissen.“
    Erneut eine Schweigerunde, bevor sie sich räuspert. „Ich hab ja schon gehört, dass Männer mit – diesen Neigungen – in Liebesangelegenheiten – nun ja, eher unstet sind.“
    „Das ist einfach blöd gelaufen.“ Ich glaube, mein Kopf muss mittlerweile einer Alarmleuchte im Einsatz gleichen. „Wenn in einer Beziehung etwas – grob falsch läuft –, dann kann ich da nicht drüber hinwegsehen. Ich hab jedenfalls nicht vor, Lukas gleich wieder in den Wind zu schießen, okay?“  
    „Das ist gut. Der scheint ein wirklich netter junger Mann zu sein.“
    „Ma, du findest alle …“ Mir stockt der Atem.
    „Mensch, fast hätte ich den Zug verpasst“, sagt Benny Brulic und wirft seine Tasche neben uns auf den Boden. „Das war vielleicht eine Hektik! Ich hatte glatt vergessen, welchen Zug du nehmen wolltest, weil ich nicht glauben …“
    „Was willst du hier?“, unterbreche ich ihn eisig.
    „Na, wir sind doch für die Heimfahrt verabredet. Sag bloß, du hast vergessen, dass wir wieder zusammen fahren wollten?“
    Eigentlich müsste ich jetzt richtig schockiert sein und entrüstet. Aber ich hätte wohl wissen müssen, dass ich die Laberbacke so schnell nicht loswerde. Ich weiß nur nicht, wie er das geschafft hat … Bis ich meine Mutter ansehe.
    „Du hattest dein Handy aus“, sagt sie und nickt, „da habe ich dem jungen Mann gesagt, dass du es eilig hast und er sich beeilen soll.“
    „Ja, das war total lieb“, stimmt Benny zu. „Und es tut mir wirklich leid, dass ich keine Zeit hatte, um mal auf einen Kaffee vorbeizukommen.“
    „Ach, ihr jungen Leute …“ Meine Mutter winkt ab. Trotzdem sehe ich in ihrem Blick etwas, das ich bisher nicht kannte.
    „Lass mich raten: Mein Handy war aus und du hast die Nummer meiner Eltern im Telefonbuch gefunden …“
    Benny grinst. „Man glaubt gar nicht, wie praktisch diese alten Dinger sind. Du warst ja vorhin so schnell weg, dass ich keine Zeit mehr hatte zu fragen, ob du diesen Zug oder einen späteren nimmst.“
    „Ach, das ist dein Arbeitskollege?“, fragt meine Mutter und jetzt sehe ich eindeutig die Sorge in ihren Augen. Natürlich weiß sie, dass auf der Arbeit was schiefgelaufen ist. Dann noch die Fragerei mit Marco und Lukas und dem unsteten Lebenswandel. Genau in diesem Augenblick hat sie wohl eine vage Idee, dass sie möglicherweise eine sexuelle Verabredung für mich getroffen hat.
    „Ja, ich habe Benny zufällig auf der Arbeit wiedergetroffen“, antworte ich.
    „Die Welt ist ein Dorf“, fügt Benny hinzu.
    Ich bin sehr froh, dass der Zug endlich einfährt und Blablabenny nicht die Gelegenheit bekommt, eventuell unangenehmes Zeug von sich zu geben. Meine Mutter guckt dennoch skeptisch drein.
    „Und du sorgst dich um mich “, raune ich ihr zu. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass Leute, die nett tun, nicht unbedingt nett sind?“  
    Jetzt schaut sie mich noch sorgenvoller an.
    „Glücklicherweise ist der Kerl nur absolut nervig.“ Ich ringe mir ein beruhigendes Lächeln ab. „Das halte ich die nächsten Stunden schon aus. Trotzdem: Vielen Dank, Mutter!“
    Und dann verabschieden wir uns und ich kann endlich ohne mütterlichen Wachdienst weiter. Im Zug gebe ich mir gar nicht erst Mühe, vor Benny zu fliehen. Er scheint wieder ganz der Alte zu sein, hartnäckig ohne Gnade und ätzend ohne Ende. Also was soll’s? Ist ja nicht so, dass ich nicht auch eine Strafe verdient hätte.
    Wieder denke ich an Lukas. Ob er mich wirklich liebt und gleichzeitig akzeptiert, dass mir wohl zwangsläufig Ausrutscher passieren? Bei Marco hatte ich schon das Gefühl, dass er ein bisschen eifersüchtig ist.

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