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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Temperatur schon längst wieder gestiegen war; der Frühsommer hatte sich aus dem Schuppen B zurückgezogen, und an der Tür schlug einem eine muffige Kälte entgegen, wie wenn man im November in seiner Jagdhütte ankam und der Ofen mitten im Raum so tot war wie ein Gott, an den keiner mehr glaubte. Die Zeit verstrich sehr langsam. Sandy wollte Curt schon fragen, ob er denn ewig da drin bleiben würde, sah dann aber auf seine Armbanduhr und musste feststellen, dass erst vierzig Sekunden vergangen waren. Er sagte Curt dann aber doch, dass er nicht um den Buick herumgehen solle. Die Gefahr war zu groß, dass sich das Seil verhedderte.
    » Ach, und Curtis – geh da weg, wenn du den Kofferraum aufmachst!«
    » Verstanden.« Er klang fast so belustigt und nachsichtig wie ein Junge, der seinen Eltern versprach, nicht zu schnell zu fahren, auf der Party keinen Alkohol zu trinken und auf die anderen aufzupassen, o Mann, ja, klar, aber immer doch. Alles nur, damit sie so lange zufrieden waren, bis er endlich abhauen durfte, und dann … ab geht die Luzie!
    Er öffnete die Fahrertür des Buicks und beugte sich über das Lenkrad. Sandy wappnete sich für den Ruck, mit dem er jetzt durchaus rechnete. Diese Ahnung musste sich auch auf Dicky übertragen haben, denn Sandy spürte, wie der seine Gürtelschlaufen packte. Curt fasste hinein, fasste noch weiter und hob dann den Schuhkarton mit den Grillen heraus. Er spähte durch die Luftlöcher. » Sieht so aus, als wären sie alle noch da«, sagte er und klang ein wenig enttäuscht.
    » Man sollte doch meinen, die wären verbrutzelt«, sagte Dicky-Duck. » Bei dem ganzen Feuer.«
    Aber da war kein Feuer gewesen – nur Licht. An den Schuppenwänden war kein einziger Brandfleck, und das Thermometer, das sahen sie, zeigte dreizehn Grad an, und diesem Messwert nicht zu trauen führte nicht weiter, da ihnen aus dem Schuppen muffige Kälte entgegenkam. Dennoch wusste Sandy, wie Dicky Eliot das meinte. Wenn einem von dem blendend grellen Licht noch der Kopf dröhnte und einem die letzten Nachbilder noch vor den Augen schwirrten, war es schwer zu glauben, dass ein paar Grillen, die sich am Nullpunkt der Lichteruption befunden hatten, das alles unversehrt überstanden hatten.
    Doch das hatten sie. Und zwar alle, wie sich dann herausstellte. Wie auch der Ochsenfrosch, nur dass seine gelbschwarzen Augen nun trüb aussahen. Er war zwar noch da, aber als er dann loshüpfte, hüpfte er direkt an die Käfigwand. Er war erblindet.
    Curt öffnete den Kofferraum und wich dabei zurück, eine fast balletthafte Bewegung, die die meisten Polizisten beherrschen. Sandy machte sich an der Tür wieder bereit, hielt mit beiden Händen das durchhängende Seil und wappnete sich für den Fall, dass es sich spannte. Dicky-Duck packte wieder seine Gürtelschlaufen. Und wieder geschah nichts.
    Curt beugte sich über den Kofferraum.
    » Kalt hier drin!«, rief er. Seine Stimme klang hohl und eigenartig fern. » Und da ist auch wieder dieser Geruch, dieser Kohlgestank. Und es riecht auch nach Pfefferminze. Und … warte mal …«
    Sandy wartete. Als nichts folgte, rief er nach Curt.
    » Ich glaube, das ist Salz«, sagte Curt. » Fast wie Meersalz. Das hier ist der Ausgangspunkt, direkt hier im Kofferraum. Da bin ich mir sicher.«
    » Und wenn es die Lost Dutchman Mine ist – ist mir egal«, sagte Sandy. » Ich will, dass du da rauskommst. Auf der Stelle.«
    » Nur noch einen Augenblick.« Er beugte sich weiter über den Kofferraum, und Sandy rechnete schon fast damit, dass er vornüberkippen würde, als ob ihn irgendwas hineinzog. Aber dann war er doch nicht so dumm und hob einfach nur Matt Babickis Blumenkasten heraus. Er drehte sich um und hielt ihn hoch, damit Sandy und Dicky ihn sehen konnten. Die Blumen sahen unversehrt aus. Ein paar Tage später gingen sie dann ein, aber das hatte keine übernatürlichen Ursachen; sie waren im Kofferraum des Wagens erfroren, wie sie auch erfroren wären, hätte Curtis sie längere Zeit in einen Gefrierschrank gestellt.
    » Bist du noch nicht fertig?« Sandy merkte, dass er sich schon wie die olle Oma Dearborn anhörte, aber er konnte einfach nicht anders.
    » Doch, schätze mal schon.« Curtis klang enttäuscht. Sandy zuckte zusammen, als Curt den Kofferraumdeckel zuknallte, und hinten an seiner Hose spannten sich Dickys Finger. Sandy hatte das Gefühl, dass der alte Dicky-Duck drauf und dran gewesen war, ihn von der Tür weg und mit dem Hintern voran auf den Parkplatz zu

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