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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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da, wie er immer dagestanden hatte, seit ihn der alte Johnny Parker hineingeschleppt hatte (Johnny war mittlerweile in Rente und überstand die Nächte nur noch mit einer Sauerstoffflasche neben dem Bett, rauchte aber wacker weiter), und warf seinen Schatten auf den Betonboden.
    Sandy wollte sich schon abwenden und in der Hütte nach dem Seil suchen, als erneut ein Schlag ertönte. Laut und dumpf, aber nicht sehr energisch. Der Kofferraumdeckel erbebte und dellte sich kurz in der Mitte. Für Sandy sah es so aus, als hätte die Federung des Roadmaster tatsächlich gezittert.
    » Da! Siehst du?«, sagte George. Er wollte noch etwas hinzufügen, aber da sprang der Kofferraumdeckel des Buicks auf und der Fisch plumpste heraus.
    Es war natürlich genauso wenig ein Fisch, wie das Fledermauswesen eine Fledermaus gewesen war, aber Sandy und George erkannten auf Anhieb, dass es nicht dazu geschaffen war, an Land zu leben; auf der Seite, die sie sehen konnten, hatte es nicht nur eine Kieme, sondern vier parallel angeordnete Schlitze in einer Haut, die den Farbton dunkel angelaufenen Silbers hatte. Es hatte einen zottigen, membranartigen Schwanz. Mit einem letzten, krampfhaften Zucken hatte es sich aus dem Kofferraum befreit. Seine hintere Hälfte beugte und spannte sich, und Sandy dachte, dass es damit wahrscheinlich ausgeschlagen hatte. Ja, das war klar, aber wie etwas derart Großes jemals in den geschlossenen Kofferraum des Buicks gepasst hatte, kapierten sie beide nicht. Denn was da mit einem Klatschen auf dem Betonboden von Schuppen B gelandet war, hatte die Ausmaße eines Sofas.
    George und Sandy hielten sich aneinander fest wie Kinder und kreischten los. Für einen Moment waren sie wieder Kinder, war jeder erwachsene Gedanke aus ihren Hi rn e n ged rängt. In der Kaserne fing Mister Dillon an zu bellen.
    Das Wesen lag da auf dem Boden und war genauso wenig ein Fisch wie ein Wolf ein Haustier war – auch wenn er so ähnlich aussah wie ein Hund. Dieser Fisch war in jedem Fall nur bis zu seinen violetten Kiemenschlitzen ein Fisch. Wo bei einem Fisch der Kopf gewesen wäre – etwas, was beruhigenderweise wenigstens Augen und ein Maul gehabt hätte –, hatte das hier einen großen Knäuel nackter, rosafarbener Dinger, die für Tentakeln zu dünn und steif und für Haare zu dick waren. Jedes Einzelne lief in einen schwarzen Knoten aus, und Sandys erster schlüssiger Gedanke war: Eine Garnele – die obere Hälfte ist so eine Art Garnele, und das Schwarze sind die Augen.
    » Was ist denn?«, rief jemand. » Was ist da los?«
    Sandy drehte sich um und sah Herb Avery auf der Hintertreppe. Er blickte ganz wild und hatte seine Ruger gezogen. Sandy machte den Mund auf, aber zunächst kam nur ein leises, feuchtes Keuchen heraus. George hatte sich nicht mal umgedreht; er glotzte immer noch durchs Fenster, und die Kinnlade war ihm heruntergeklappt.
    Sandy atmete tief durch und setzte neu an. Was ein Ruf werden sollte, kam nur heraus wie das Keuchen nach einem Schlag in die Magengrube, aber immerhin. » Alles in Ordnung, Herb. Alles in Butter. Geh wieder rein.«
    » Und wieso habt ihr dann …«
    » Geh rein!« Na, das war doch schon ein bisschen besser, dachte Sandy. » Geh rein, Herb. Und steck die Waffe weg.«
    Herb sah zu seiner Pistole hinunter, als wäre er sich bis dahin gar nicht bewusst gewesen, dass er sie gezogen hatte. Er steckte sie wieder in sein Holster und sah Sandy mit einem Blick an, als wollte er fragen, ob er sich da sicher sei. Sandy machte scheuchende Handbewegungen und dachte: Oma Dearborn sagt, du sollst wieder reingehen, verdammt noch mal!
    Herb ging und rief Mister D zu, er solle endlich mit dem blöden Gebelle aufhören.
    Sandy wandte sich zu George um, der kalkweiß geworden war. » Es hat geatmet, Sandy – oder versucht zu atmen. Die Kiemen haben sich bewegt, und die Seite hat sich gehoben und gesenkt. Jetzt hat es aufgehört.« Seine Augen waren weit aufgerissen, wie bei einem Kind, das gerade einen Autounfall miterlebt hatte. » Ich glaube, es ist tot.« Seine Lippen zuckten. » Mann, ich hoffe, dass es tot ist.«
    Sandy sah hinein. Erst war er sich sicher, dass George sich irrte: Das Ding war noch am Leben. Es atmete immer noch oder versuchte zu atmen. Dann wurde ihm klar, was er da sah, und er befahl George, die Videokamera aus der Hütte zu holen.
    » Was ist mit dem Seil?«
    » Das Seil brauchen wir nicht. Wir gehen da nicht rein – jedenfalls noch nicht. Aber hol die Kamera. So schnell du

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