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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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spuckte, wenn der Tank fast leer war.
    Curt näherte sich vorsichtig wieder den Fenstern. Er musste sich zwar ducken, wenn wieder ein Blitz herausschoss, konnte aber zwischendurch kurz in den Schuppen sehen. Sandy ging zu ihm, duckte sich bei den grelleren Blitzen ebenfalls (Wir sehen wahrscheinlich aus wie bei irgendeinem abstrusen Drill, dachte er ) und kniff die Augen zu, die trotz drei Schichten Polarisationsglas in der Schutzbrille geblendet waren.
    Der Buick wirkte vollkommen intakt und unverändert. Die Plane lag wieder dünenförmig davor, von keinerlei Feuer angesengt. Arkys Werkzeuge hingen unberührt an der Wand, und hinten in der Ecke lagen immer noch die zusammengeschnürten Zeitungsbündel. Es hätte nur eines Streichholzes bedurft, und dieser trockene Haufen alter Nachrichten wäre in Flammen aufgegangen, aber das ganze grelle, violette Licht hatte nicht mal eine einzige Costco-Werbebeilage auch nur an den Rändern angekohlt.
    » Siehst du eines der Tiere, Sandy?«
    Sandy schüttelte den Kopf, trat einen Schritt zurück und nahm die Schutzbrille ab, die Curt ihm geliehen hatte. Er gab sie an Andy Colucci weiter, der darauf brannte, in den Schuppen zu sehen. Sandy ging zurück zur Kaserne. Der Schuppen B würde anscheinend wohl doch nicht in die Luft fliegen, und er war der Dienst habende Sergeant Commanding und hatte jetzt zu tun.
    Auf der Eingangstreppe zur Hintertür blieb Sandy stehen und sah sich noch einmal um. Trotz der Schutzbrillen näherten sich Andy und die anderen nur sehr zögerlich der Fensterreihe im Schuppentor. Da gab es nur eine Ausnahme: Curtis Wilcox. Er stand direkt davor – als fürchtete er weder Tod noch Teufel, wie Sandys Mutter vielleicht gesagt hätte –, so nah er nur konnte, und beugte sich sogar noch vor, um noch näher ranzukommen, drückte die Schutzbrille doch tatsächlich an die Fensterscheibe und wandte den Kopf nur jedes Mal leicht zur Seite, wenn ein besonders greller Blitz aufzuckte, was jetzt nur noch gut alle zwanzig Sekunden geschah.
    Der bringt es fertig und ruiniert sich damit die Augen, dachte Sandy. Er wird mindestens schneeblind dabei. Doch dem war nicht so. Anscheinend konnte er die Blitze vorhersehen, hatte sich ihrem Rhythmus angepasst. Von dort, wo Sandy am anderen Ende des Parkplatzes stand, sah es tatsächlich so aus, als würde Curt ein, zwei Sekunden vor jedem Blitz das Gesicht abwenden. Und wenn es dann blitzte, wurde er für einen Moment zu seinem eigenen Schattenriss, ein erstarrter, fremdartig wirkender Tänzer, der sich vor einem violetten Lichtmeer abzeichnete. Es gruselte Sandy bei diesem Anblick. Ihm kam es so vor, als sähe er sowohl etwas Reales als auch Irreales. Später dachte Sandy dann, dass sich Curt, wenn es um den Buick ging, ähnlich eigenartig verhielt wie Mister Dillon. Er heulte zwar nicht wie der Hund oben im Aufenthaltsraum, stand aber anscheinend in Verbindung mit dem Ding, war auf der gleichen Wellenlänge. Er tanzte mit dem Buick – so kam es Sandy damals und so kam es ihm auch später noch vor. Er tanzte mit dem Buick.
    Um zehn nach sechs an diesem Abend erkundigte sich Sandy über Funk bei Matt Babicki unten am Fuß des Hügels, was los sei. Nichts sei los, sagte Matt ( Nichts, Oma – so hörte es sich für Sandy an), und Sandy beorderte ihn zurück in die Kaserne. Wenn er immer noch wolle, könne er sich dann gern kurz mal den alten Buick ansehen. Matt raste los wie der Blitz. Als er ein paar Minuten später wiederkam, wirkte er enttäuscht.
    » Das hab ich schon mal gesehen«, sagte er und überließ es Sandy, darüber nachzugrübeln, wie beschränkt und undankbar doch die meisten Menschen waren, wie schnell ihre Sinne abstumpften und das Wunderbare alltäglich erscheinen ließen. » Die Jungs sagen, vor einer Stunde sei er so richtig ausgeklinkt, aber beschreiben konnte das keiner.« Es wunderte Sandy nicht, dass Matt so verächtlich klang. In der Welt eines Leitstellenbeamten ließ sich alles beschreiben, musste und konnte die Kartografie der ganzen Welt in Zifferncodes dargelegt werden.
    » Mich brauchst du da nicht anzugucken«, sagte Sandy. » Ich kann dir nur eins sagen: Es war sehr hell.«
    » Hell. Aha.« Matt warf ihm einen Blick zu, der wohl besagen sollte: Nicht nur eine Oma, sondern auch noch eine Versager- Oma . Dann ging er in die Kaserne.
    Gegen sieben Uhr hatte sich der Fernsehempfang der Troop D (stets ein wichtiger Gesichtspunkt, wenn man nicht draußen im Einsatz war) wieder normalisiert. Auch die

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