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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Aber ja, Mutter – wir halten uns an die Vorschriften und sind höllisch vorsichtig.«
    Er lief zu seinem Wagen – nicht zu seinem Streifenwagen, sondern zu seinem Privatauto, dem restaurierten Bel-Aire, den sein Sohn dann später fahren würde – und machte den Kofferraum auf. Er wühlte immer noch in den Kisten und Schachteln, die er da hinten drin hatte, als der Buick explodierte.
    Er explodierte nicht im eigentlichen Sinne des Wortes, aber für das, was er da tat, schien es keinen treffenderen Ausdruck zu geben. Die an diesem Tag dabei waren, vergaßen es nie, sprachen später aber, auch unter sich, nur bemerkenswert selten darüber, denn die Furcht einflößende Pracht und die schiere Kraft, die dahintersteckte, waren unmöglich in Worte zu fassen. Allenfalls konnten sie sagen, dass es die Junisonne überstrahlt und den Schuppen förmlich durchscheinend gemacht, in einen Geist seiner selbst verwandelt hatte. Es war unfassbar, dass schlichtes Glas zwischen diesem Licht und der Außenwelt bestehen konnte. Das pulsierende Strahlen drang durch die Bretterwände des Schuppens wie Wasser durch Käseleinen; die Umrisse der Nägel zeichneten sich wie die Rasterpunkte eines Zeitungsfotos ab oder wie die dunkelroten Blutströpfchen auf einer frischen Tätowierung. Sandy hörte Carl Brundage rufen: Diesmal fliegt er bestimmt in die Luft! Und hinter sich, in der Kaserne, hörte er Mister Dillon in panischer Angst heulen.
    » Trotzdem wollte er raus und dabei sein«, erzählte Orville Sandy später. » Ich hab ihn oben in den Aufenthaltsraum gebracht, so weit wie möglich weg von dem verdammten Schuppen, aber das hat gar nichts geändert. Er hat es mitgekriegt. Hat es gehört, denk ich mal – hat es summen hören. Und dann hat er das Fenster gesehen. Großer Gott! Wenn ich ihn nicht schnell gepackt hätte, wäre er bestimmt direkt durchs Fenster gesprungen, erster Stock hin oder her. Er hat mich vollgepisst, und das hab ich erst ’ne halbe Stunde später überhaupt gemerkt, solche Angst hatte ich.«
    Orville schüttelte, ernst und nachdenklich blickend, den Kopf.
    » So was hab ich bei einem Hund noch nie erlebt. Noch nie. Sein ganzes Fell war gesträubt, und er hatte Schaum vor dem Maul und solche Stielaugen. Gott. «
    Curt kam währenddessen mit einem Dutzend Schutzbrillen angelaufen. Die Trooper setzten sie auf, aber auch damit war es unmöglich, zu dem Buick hineinzuschauen; es war sogar unmöglich, sich den Fenstern auch nur zu nähern. Und da war auch wieder diese eigenartige Stille, obwohl sie alle meinten, eigentlich mitten in einem Getöse stehen und Donner, Erdrutsche und Vulkanausbrüche hören zu müssen. Doch da die Tür und die Tore des Schuppens geschlossen waren, hörten sie (im Gegensatz zu Mister D) nicht einmal das Summen. Schuhsohlen scharrten, und jemand räusperte sich, und in der Kaserne heulte Mr. Dillon, und Orvie Garrett versuchte ihn zu beruhigen, und aus dem offen stehenden Fenster der Leitstelle (dem nun, Curts wegen, der Blumenkasten fehlte) hörte man das Rauschen aus Matt Babickis Funkgerät. Aber sonst nichts.
    Curt ging zum Schuppentor wie jemand, der sich gegen einen Sturm anstemmte, mit gesenktem Kopf und erhobenen Händen. Zweimal versuchte er, den Kopf zu heben und in den Schuppen B zu sehen, aber es gelang ihm nicht. Es war einfach zu hell. Sandy packte ihn an der Schulter und musste sich sehr zurückhalten, um ihm nicht ins Ohr zu brüllen. Es war nicht nötig zu brüllen, aber in dieser Situation war einem einfach danach.
    » Hör auf, da reingucken zu wollen. Das kannst du nicht. Jedenfalls noch nicht. Das brennt dir die Augen aus dem Kopf.«
    » Was ist das, Sandy?«, flüsterte Curt. » Was um Himmels willen ist das?«
    Sandy konnte nur den Kopf schütteln.
    Der Buick führte eine halbe Stunde lang die Lightshow aller Lightshows auf, verwandelte den Schuppen B in eine Art Feuerball, schoss parallele Lichtstrahlen aus allen Fenstern und blitzte und blitzte – ein knallbunter Neon-Hochofen, der weder Hitze noch Geräusche von sich gab. Wäre währenddessen irgendjemand aus der Familie von Mr. Normalbürger dort aufgetaucht – wer weiß, was der gedacht und hinterher erzählt und wie viel man ihm davon abgekauft hätte; aber es kamen keine Außenstehenden hinzu. Und um halb sechs konnten die Trooper schon wieder einzelne Blitze erkennen, als erschöpfte sich die Energiequelle allmählich, die dieses Phänomen speiste. Es erinnerte Sandy daran, wie ein Motorrad ruckelte und

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