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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Klugscheißerzwinkern, das nur seine Blässe und der Schweiß etwas verdarb, der ihm über Stirn und Wangen lief. » Da es erst Februar ist, will das nicht viel besagen. Komm, gehen wir.«
    Vierzehn Monate später, im April 1985, veranstaltete der Buick eine zwar nur kurze, aber gewaltige Lightshow – es war die grellste seit dem Jahr des Fischs. Die schiere Gewalt des Ereignisses widersprach Curts und Tonys Theorie, dass die Kraft, die von dem Roadmaster ausging oder durch ihn hindurchströmte, allmählich schwächer wurde. Die Kürze des Ereignisses aber schien für diese Theorie zu sprechen. Letztlich konnte man sich selbst aussuchen, was man davon halten wollte. Nichts Neues also.
    Zwei Tage später, als sich die Temperatur im Schuppen bei sechzehn Grad eingependelt hatte, sprang der Kofferraumdeckel des Buicks auf, und ein roter Stab flog heraus, wie von Druckluft angetrieben. Arky Arkanian war in diesem Moment gerade im Schuppen, hängte eben seinen Pfostenlochbohrer an die Wand und bekam einen Mordsschreck. Der rote Stab prallte an einen Deckenbalken, knallte auf das Dach des Buicks, rollte herab und landete auf dem Boden. Hallo, Fremder.
    Der Neuankömmling war knapp zwanzig Zentimeter lang, unregelmäßig geformt, so dick wie das Handgelenk eines Mannes und hatte am einen Ende mehrere Astlöcher. Andy Colucci, der ihn zehn Minuten später mit einem Fernglas betrachtete, beschloss, dass die Astlöcher Augen waren und dass es sich bei dem, was an der Seite wie Rillen oder Risse wirkte, in Wirklichkeit um ein Bein handelte, das vermutlich im Todeskampf eingezogen worden war. Das war kein Stab, dachte Andy, sondern eine Art rote Eidechse. Wie schon der Fisch, die Fledermaus und die Lilie machte es auch dieses Wesen nicht lange.
    Diesmal war Tony Schoondist dran, in den Schuppen zu gehen und das Ding einzusammeln, und an diesem Abend erzählte er im Tap mehreren Troopern, er habe es kaum über sich gebracht, es anzurühren. » Das Scheißding hat mich angestarrt«, sagte er. » So kam es mir jedenfalls vor. Ob es nun tot war oder nicht.« Er schenkte sich ein Glas Bier ein und trank es in einem Zug aus. » Hoffentlich war’s das jetzt«, sagte er. » Das hoffe ich wirklich.«
    Doch diese Hoffnung erfüllte sich natürlich nicht.

Damals: Shirley
    Es ist schon komisch, dass einem manchmal erst mal nur Kleinigkeiten einfallen, wenn man sich an einen bestimmten Tag erinnert. Dieser Freitag war wahrscheinlich der schrecklichste Tag meines Lebens – ich konnte anschließend ein halbes Jahr lang nicht mehr gut schlafen und habe zehn Kilo abgenommen, weil ich eine Zeit lang auch nichts mehr herunterbekam –, aber wenn ich an diesen Tag denke, fällt mir zuerst etwas Nettes ein. Es war der Tag, an dem mir Herb Avery und Justin Islington einen Strauß Feldblumen geschenkt haben. Das war kurz bevor das Chaos ausbrach.
    Die beiden waren bei mir schlecht angeschrieben. Sie hatten meinen nagelneuen Leinenrock ruiniert – beim Rumalbern in der Küche. Ich hatte nichts damit zu tun, hab mich da rausgehalten und mir nur eine Tasse Kaffee geholt. Ich hab nicht aufgepasst, und genau das darf man bei Männern nicht machen, denn, weißt du, eine Zeit lang sind sie ganz normal, und dann entspannt man sich und wiegt sich vielleicht sogar in dem Glauben, sie wären im Grunde ganz vernünftig, aber dann rasten sie plötzlich aus. Herb und dieser Islington kamen wie die Pferde in die Küche galoppiert – das war eine Woche vor dem Tanklasterunglück, musst du wissen – und brüllten wegen irgendeiner Wette rum. Justin hat Herb an den Kopf und die Schultern geboxt und gebrüllt: Du musst blechen, Schweinebacke! Du musst blechen! Und Herb hat geschrien: Das war doch nur ein Scherz! Du weißt doch ganz genau, dass ich nicht um Geld spiele! Lass mich in Ruhe! Aber beide haben sie gelacht. Wie die Irren. Justin hing Herb schon halb auf dem Rücken, hielt ihn am Hals fest und tat so, als wollte er ihn würgen. Herb hat versucht, ihn abzuschütteln, und keiner von ihnen hat in meine Richtung geschaut oder auch nur bemerkt, dass ich da in meinem nagelneuen Rock vor der Kaffeemaschine stand. Das ist ja bloß PCO Pasternak, weißt du – die gehört hier zum Inventar.
    » Passt doch auf, ihr Flegel!«, hab ich gerufen, aber da war es schon zu spät. Sie hatten mich angerempelt, ehe ich meine Tasse absetzen konnte, und schon war ich mit Kaffee vollgespritzt. Dass meine Bluse was abgekriegt hat, hat mich nicht groß gestört, das war ein

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