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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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in den letzten Wochen, bevor er sich dann den Lauf seiner Pistole in den Mund schob, nicht dabei ertappt hat, wie er immer wieder dachte: Den Hund habe ich verfehlt, und die Frau habe ich überfahren. Vielleicht auch nicht, aber ich an seiner Stelle hätte das bestimmt gedacht. Den Hund verfehlt und die Frau überfahren. Wie kann man an einen Gott glauben, wenn es nicht andersrum war?
    George stieg voll in die Eisen und hieb mit dem linken Handballen auf die Hupe. Ich wurde nach vorn geschleudert. Mein Sicherheitsgurt rastete ein. Hinten gab es auch Sicherheitsgurte, aber unser Gefangener hatte sich nicht die Mühe gemacht, einen anzulegen, dazu war er viel zu sehr mit seinem Schlachtruf beschäftigt gewesen, und er knallte mit dem Gesicht an das Gitter, das er gepackt hielt. Ich hörte ein Knacken, das sich nach Fingerknöcheln anhörte. Ich hörte auch etwas krachen. Das Knacken kam wahrscheinlich von einem seiner Finger. Das Krachen kam zweifellos von seiner Nase. Ich wusste, wie es sich anhörte, wenn sich jemand die Nase brach, und es klingt immer gleich – wie wenn man Hähnchenknochen zerbricht. Er gab einen gedämpften, erstaunten Schrei von sich. Ein großer Blutspritzer, warm wie eine Wärmflasche, landete auf der Schulter meiner Uniform.
    Mr. Dillon entging in diesem Moment dem Tod wahrscheinlich nur um zehn Zentimeter, vielleicht auch nur um fünf, aber er lief weiter, ohne uns auch nur anzusehen, die Ohren angelegt und jaulend und bellend, schnurstracks zum Schuppen B. Und sein Schatten lief schwarz und scharf neben ihm her.
    » O Mann, ’ch bin veletzt!«, rief Brian mit seiner verstopften Nase. » ’ch blute überall!« Und dann – es ist unglaublich, aber ich schwöre, es ist wahr – fing er an, sich über die Brutalität der Polizei zu beklagen.
    George machte die Fahrertür auf. Ich saß einen Moment lang einfach nur da und sah D hinterher. Ich rechnete damit, dass er vor dem Schuppen Halt machen würde. Das tat er aber nicht. Er rannte mit Karacho gegen das Schuppentor und schlug sich dabei fast den Schädel ein. Er fiel auf die Seite und schrie. Bis dahin hatte ich nicht gewusst, dass Hunde schreien können, aber das können sie durchaus. Es hörte sich nicht wie ein Schmerzensschrei an, sondern eher wie ein Schrei der Verzwei fl ung. Ich bekam Gänsehaut auf den Armen. D stand auf und drehte sich im Kreis, als würde er seinen eigenen Schwanz jagen. Das machte er zweimal und schüttelte dabei den Kopf, wie um ihn wieder klar zu kriegen. Dann rannte er ein zweites Mal gegen das Tor.
    » D! Aus!«, schrie Huddie von der Eingangstreppe her. Shirley stand neben ihm. » Aus, D! Hörst du nicht!«
    Mister D achtete überhaupt nicht auf sie. Ich glaube, er hätte auch nicht auf Orville Garrett gehört, wäre Orville an diesem Tag da gewesen, und Orv war für D noch am ehesten so was wie ein Herrchen. Er rannte immer wieder, wie verrückt bellend, gegen das Schuppentor an und stieß jedes Mal einen entsetzlichen Verzwei fl ungsschrei aus, wenn er daran abprallte. Beim dritten Mal hinterließ er einen blutigen Nasenabdruck auf dem weiß lackierten Holz.
    Die ganze Zeit über brüllte sich mein alter Kumpel Brian die Lunge aus dem Hals. » Hilf mir, Jacubois! Ich blute wie ein Schwein! Wo hat dein bescheuerter Kollege denn seinen Führerschein her? Auf dem Rummelplatz gewonnen? Hol mich hier raus! Ah, meine Nase!«
    Ich beachtete ihn nicht, stieg aus dem Streifenwagen und wollte George fragen, ob der Hund wohl tollwütig sei, doch ehe ich den Mund aufbekam, roch ich diesen Gestank: nach Meerwasser und vergammeltem Kohl und noch etwas viel Widerlicherem.
    Mister D machte plötzlich kehrt und rannte nach rechts, zur Ecke des Schuppens.
    » Aus, D! Aus!«, schrie Shirley. Sie sah, was ich erst eine Sekunde später sah: Die Tür an der Seite des Schuppens stand ein paar Zentimeter weit offen. Ich habe keine Ahnung, ob jemand – Arky vielleicht – sie offen gelassen hatte.

Jetzt: Arky
    » Das war ich nich. Ich mach die Tür immer zu. Wenn ich das vergessen hätte, hätte mich der alte Sarge zur Sau gemacht. Und Curt vielleicht auch. Die wollten, dass der Schuppen immer zu is.
    Das war ihnen wichtich .«

Damals: Eddie
    Oder vielleicht hatte irgendwas von innen sie aufgemacht. Irgendeine Kraft, die von dem Buick ausging – das meine ich wohl damit. Ich weiß nicht, ob es so war oder nicht; ich weiß nur, dass die Tür offen stand. Daher kam der Gestank, und dahin rannte Mister Dillon.
    Shirley lief die

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