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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Treppe runter und Huddie hinterher, und beide riefen sie Mister D zurück. Sie liefen an uns vorbei. George lief ihnen nach, und ich lief George nach.
    Zwei oder drei Tage zuvor hatte der Buick eine Lightshow veranstaltet. Ich war nicht dabei gewesen, aber jemand hatte mir davon erzählt, und im Schuppen B war es seit fast einer Woche kälter. Nicht viel, nur zwei oder drei Grad. Es hatte also, mit anderen Worten, ein paar Anzeichen gegeben, aber nichts richtig Spektakuläres. Nichts, weswegen man mitten in der Nacht aufgestanden wäre und seiner Mutter einen Brief geschrieben hätte. Nichts, was uns darauf vorbereitet hätte, was wir dann vorfanden, als wir in den Schuppen kamen.
    Shirley war die Erste. Sie rief nach Mister D … und schrie dann nur noch. Eine Sekunde später schrie auch Huddie. Mister Dillon bellte jetzt in einer tieferen Tonlage; er kläffte und knurrte abwechselnd. So hören sich Hunde an, wenn sie ein Tier gestellt oder auf einen Baum gejagt haben. George Morgan schrie: » O Gott! O gütiger Gott! Was ist das denn?«
    Ich ging in den Schuppen, aber nicht sehr weit. Shirley und Huddie standen Schulter an Schulter, und George stand direkt hinter ihnen. Sie versperrten mir den Weg. Es stank infernalisch – ein Gestank, bei dem einem die Augen tränten und man unwillkürlich die Luft anhielt –, aber das merkte ich kaum.
    Der Kofferraum des Buicks stand wieder mal offen. Hinter dem Wagen, in der anderen Ecke des Schuppens, stand eine dünne, faltige, gelbe Schreckensvision, die einen Kopf hatte, der überhaupt kein Kopf war, sondern ein Gewirr rosafarbener Schnüre, die alle zuckten und sich wanden. Darunter sah man gelbes, runzliges Fleisch. Es war sehr groß, mindestens zwei Meter zehn. Einige der Schnüre schlugen gegen den Deckenbalken, unter dem es stand. Dabei machten sie ein flatterndes Geräusch, wie Motten, die nachts an ein Fenster fliegen, weil sie zu dem Licht wollen, das sie dahinter sehen oder ahnen. Ich habe dieses Geräusch immer noch im Ohr. Manchmal höre ich es im Traum.
    Innerhalb dieses Gestrüpps aus hin und her zuckenden rosafarbenen Dingern öffnete und schloss sich etwas in dem gelben Fleisch. Es war schwarz und rund. Vielleicht war das ein Mund. Vielleicht versuchte es zu schreien. Worauf es da stand, kann ich nicht beschreiben. Es ist, als hätte mein Hirn nicht verstanden, was meine Augen da sahen. Das waren keine Beine, da bin ich mir sicher, und ich glaube, es waren auch eher drei als zwei. Sie liefen in schwarzen, gekrümmten Klauen aus. Auf den Klauen wuchsen drahtige Haarbüschel – ja, ich glaube, das war Haar, und in diesen Büscheln hüpften kleine Viecher rum wie Flöhe. Vor der Brust des Wesens hing ein zuckender, grauer Schlauch aus Fleisch, der bedeckt war mit schwarz schimmernden, runden Fleischstücken. Vielleicht waren das Hautblasen. Oder vielleicht waren es, Gott steh mir bei, die Augen von dem Ding.
    Und unser Hund stand davor und bellte und knurrte und versprühte den Schaum, den er vor der Schnauze hatte. Er tat, als wollte er nach dem Ding schnappen, und das Ding kreischte ihn aus seinem schwarzen Loch an. Der graue Schlauch zuckte wie ein Arm ohne Knochen oder wie ein Froschschenkel bei einem Elektroschock. Tropfen spritzten heraus und landeten auf dem Schuppenboden. An diesen Stellen stieg sofort Rauch auf, und ich sah, dass sich die Tropfen in den Beton fraßen.
    Mister D wich ein wenig zurück, als ihn das Wesen ankreischte, bellte und knurrte aber weiter. Er hatte die Ohren angelegt, und die Augen traten ihm aus dem Kopf. Es kreischte ihn wieder an. Shirley schrie und hielt sich die Ohren zu. Ich konnte das nachvollziehen, glaubte aber nicht, dass es groß helfen würde. Dieses Gekreische schien einem nicht durch die Ohren in den Kopf zu dringen, sondern eher umgekehrt: Es schien im Kopf zu entstehen und dann durch die Ohren nach draußen zu dringen, zu entweichen wie Dampf. Ich wollte Shirley schon sagen, sie solle das nicht tun, solle sich nicht die Ohren zuhalten, sonst würde sie noch eine Embolie bekommen oder so was, wenn sie dieses fürchterliche Kreischen nicht rausließe, aber da ließ sie schon von allein die Hände sinken.
    Huddie nahm sie in den Arm, und sie

Damals: Shirley
    Ich spürte, wie Huddie einen Arm um mich legte, und ich nahm seine Hand. Ich musste mich einfach an etwas Menschlichem festhalten. Wie Eddie das erzählt, hört sich die erste Lebendgeburt des Buicks viel zu menschlich an: Es hatte einen Mund inmitten dieser

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