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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Tür auf. Die ganze Zeit über gab er dieses schmerzerfüllte Kläffen von sich, das sich fast wie Geschrei anhörte. Gleichzeitig drang mir ein Geruch in die Nase: Meerwasser und verfaultes Gemüse. Man hörte quietschende Bremsen und Gehupe, und jemand schrie: » Pass auf!« Huddie lief zur Tür, und ich lief ihm nach.

Damals: Eddie
    Wir hatten ihn, zumindest vorläufig, davon abgehalten, weiter seine Freundin zu verprügeln. Wir hatten ihm den Tag versaut, indem wir ihn mit zur Kaserne nahmen. Er musste auf der Rückbank hocken, wo ihm die Sprungfedern in den Arsch pikten und er seine schicken Stiefel auf unseren kotzeabweisenden Spezialfußmatten aus Plastik abstellen musste. Aber Brian zahlte uns das heim. Mir vor allem, aber George musste es sich natürlich auch anhören.
    Er skandierte abwechselnd seine Version meines Vornamens und stampfte, so heftig er konnte, mit den hohen Absätzen seiner Cowboystiefel auf. Zusammen hatte es was von einem Footballschlachtruf. Und die ganze Zeit über starrte er mich mit gesenktem Kopf durchs Gitter an, und seine kleinen Augen leuchteten zugedröhnt – das sah ich in dem Spiegel, der an der Sonnenblende befestigt war.
    » Ed die, der Blä ser!« Bumm-bummbumm! » Ed die, der Blä ser!« Bumm-bummbumm!
    » Hören Sie mal auf damit, Brian?«, meinte George. Wir näherten uns schon der Kaserne – der ziemlich verwaisten Kaserne; da wussten wir mittlerweile, was in Poteenville los war. Shirley hatte uns einiges erzählt, und den Rest hatten wir aus den Funksprüchen der Wagen aufgeschnappt, die dorthin unterwegs waren. » Da tun einem ja die Ohren weh.«
    Mehr Ermutigung brauchte Brian nicht.
    » ED DIE , DER BLÄ SER !« BUMM - BUMMBUMM !
    Hätte er noch heftiger gestampft, dann hätte er wahrscheinlich das Bodenblech durchgetreten, aber George machte sich nicht noch einmal die Mühe, ihn zu bitten, damit aufzuhören. Wenn sie hoppgenommen hinten im Streifenwagen saßen, konnten sie bloß noch versuchen, einem auf die Nerven zu gehen. Das war nichts Neues für mich, aber diese Dumpfbacke, die mir früher in der Highschool-Cafeteria die Bücher aus der Hand geschlagen und in der Stillarbeitsstunde die Schlaufen vom Hemd gerissen hatte, dabei zuzuhören, wie sie diese alten Beleidigungen skandierte … Mann, das war schon unheimlich. Wie eine Reise mit der Zeitmaschine.
    Ich sagte nichts dazu, aber George verstand das bestimmt. Und als er dann zum Mikro griff und sich bei der Zentrale meldete – » Sind in zwei Sekunden in der Basis«, sagte er –, sprach er eindeutig eher zu mir als zu Shirley. Wir würden Brian an dem Stuhl in der Ecke für die bösen Buben festschließen, ihm den Fernseher anstellen, wenn er wollte, und kurz die ersten Schreibarbeiten erledigen. Dann würden wir nach Poteenville aufbrechen, es sei denn, die Lage dort würde sich mit einem Mal bessern. Shirley konnte das County-Gefängnis anrufen und mitteilen, dass einer ihrer liebsten Unruhestifter bald dorthin unterwegs sei. Doch bis dahin …
    » Ed die, der Blä ser!« Bumm-bummbumm! » Ed die, der Blä ser!«
    Er brüllte jetzt so laut, dass er rote Wangen bekam und seitlich an seinem Hals die Sehnen hervorstanden. Das war jetzt für ihn kein Spiel mehr; nein, Brian hatte sich in einen regelrechten Koller hineingesteigert. Was für ein Vergnügen würde es sein, ihn loszuwerden.
    Wir kamen den Bookin’s Hill hoch – George fuhr ein bisschen schneller als unbedingt nötig –, und oben auf dem Hügel war die Troop D. George blinkte und bog ab, vielleicht immer noch etwas schneller als unbedingt nötig. Lippy, der mitbekam, dass er nur noch wenig Zeit hatte, uns auf die Nerven zu gehen, rüttelte jetzt auch noch an dem Gitter zwischen ihm und uns und stampfte weiter mit seinen John-Wayne-Stiefeln.
    » Eddie, der Bläser!« Bumm-bummbumm! Rüttel-rüttelrüttel!
    Wir fuhren die Auffahrt zum Parkplatz hinten auf dem Hof hoch. George bog hinter dem Gebäude scharf links ab. Er wollte vor der Hintertür der Kaserne halten, damit wir den guten alten Brian ohne Fisimatenten reinbefördern konnten.
    Und als George um die Ecke bog, hatten wir Mister Dillon direkt vor uns.
    » Pass auf!«, schrie George. Ob das an mich gerichtet war oder an den Hund oder an ihn selbst, kann ich nicht sagen. Und wenn ich so daran denke, fällt mir auf, wie sehr es dem Tag ähnelte, an dem er in Lassburg die Frau überfuhr. Es war fast wie eine Generalprobe, nur mit einem entscheidenden Unterschied. Ich frage mich, ob er sich

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