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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einer langen Sauftour. Es war nicht Eddie Jacubois, der sich die Gummihandschuhe von den Rasendüngersäcken neben der Tür nahm. Es war jemand, der träumte, er wäre Eddie Jacubois. So kommt es mir jedenfalls mittlerweile vor.
    Ging es mir dabei um Mister Dillon? Ich würd es gern glauben, Junge. Mehr kann ich dazu nicht sagen, denn ich weiß es wirklich nicht mehr. Aber wahrscheinlich wollte ich vor allem das kreischende gelbe Ding zum Schweigen bringen, es aus meinem Kopf rauskriegen. Es war widerlich, es da drin zu haben. Es kam mir vor, als würde ich vergewaltigt.
    Aber irgendwas muss ich mir dabei gedacht haben, weißt du? Denn ich hab mir Gummihandschuhe angezogen, ehe ich die Spitzhacke von der Wand nahm. Ich weiß noch, dass die Handschuhe blau waren. Da lagen mindestens ein Dutzend Paar auf den Säcken, in allen Farben des Regenbogens, aber ich hab die blauen genommen. Ich hab sie schnell angezogen – so wie die Ärzte in Emergency Room . Dann nahm ich die Spitzhacke von der Wand. Ich hab mich an Shirley vorbeigedrängelt und hätte sie fast umgestoßen. Huddie konnte sie gerade noch auffangen. George hat irgendwas geschrien. Ich glaube: » Pass auf mit der Säure!« Ich kann mich nicht erinnern, Angst gehabt zu haben, und ich kann mich schon gar nicht erinnern, dass ich mir tapfer vorgekommen wäre. Ich empfand nur Abscheu und Empörung. So würde man sich fühlen, wenn man beim Aufwachen einen Blutegel im Mund hätte, der einem das Blut aus der Zunge saugt. Als ich Curtis davon erzählte, hat er dafür einen Ausdruck gebraucht, den ich nie vergessen habe: Der Einbruch des Grauens ins Alltägliche. Ja, das war es: Der Einbruch des Grauens ins Alltägliche.
    Mr. D, wie er heulte, knurrte, um sich schlug und versuchte, sich zu befreien; das Ding, wie es auf ihm lag und wie die rosafarbenen Schnüre oben drauf waberten wie Seetang in der Brandung; der Gestank von angesengtem Fell; der Salz- und Kohlgestank; das schwarze Zeug, das aus der Bissstelle floss, wie Ölschlamm an den Falten der gelben Haut runterlief und dann auf den Boden platschte; mein Bedürfnis, es zu töten, es auszulöschen, es aus der Welt zu schaffen – das alles schwirrte mir durch den Sinn, schwirrte wirklich, als hätte der Schock darüber, was wir im Schuppen B entdeckt hatten, mein Gehirn püriert und dann zu einem Wirbelsturm aufgepeitscht, der mit Zurechnungsfähigkeit oder Wahnsinn, mit Polizeiarbeit oder Selbstjustiz oder Eddie Jacubois nichts mehr zu tun hatte. Wie gesagt: Ich erinnere mich daran, aber nicht so, wie ich mich an normale Dinge erinnere. Eher wie an einen Traum. Und darüber bin ich froh. Es ist schon schlimm genug, dass ich mich überhaupt daran erinnere. Auch wenn ich trinke, geht das nicht weg. Das schiebt es nur ein wenig in den Hintergrund. Und wenn man aufhört zu trinken, ist alles wieder da. Als würde man aufwachen und hätte einen Blutegel im Mund.
    Ich lief hin, holte mit der Spitzhacke aus und traf es in der Mitte. Schwarze Schmiere kam heraus, und mir fiel der Titelsong von The Beverly Hillbillies ein – Up from the ground came a-bubblin crude .
    Das Ding schrie und warf sich rückwärts ans Schuppentor. Mister Dillon kam frei und wich zurück, kroch bäuchlings über den Boden. Er bellte vor Wut und heulte vor Schmerz, alles durcheinander. Hinter dem Halsband hatte er einen versengte Furche im Fell. Seine halbe Schnauze war schwarz angesengt, als hätte er sie in ein Lagerfeuer gesteckt. Rauchfähnchen stiegen auf.
    Das Ding, das da am Schuppentor lehnte, hob den grauen Schlauch vor seiner Brust, und da waren tatsächlich Augen dran. Sie sahen mich an, und ich konnte es nicht ertragen. Ich drehte die Hacke um und schlug mit der breiten Seite zu. Man hörte ein lautes Reißen, und ein Teil des Schlauchs fiel auf den Betonboden. Ich hatte dem Ding auch ein Loch in die Brust geschlagen, aus dem massenweise Zeug kam, das wie rosa Rasiercreme aussah, und das blähte sich auf, als stünde es unter Druck. An dem grauen Rüssel – dem abgetrennten Teil, meine ich – verdrehten sich diese ganzen Augen krampfartig, schienen alle in unterschiedliche Richtungen zu gucken. Eine klare Flüssigkeit, das Gift von dem Vieh, glaube ich, tropfte heraus und versengte den Beton.
    Dann war George neben mir. Er hatte eine Schaufel. Damit hieb er auf die Ranken auf dem Kopf des Wesens ein. Er stieß die Schaufel bis zum Stiel in das gelbe Fleisch des Wesens. Das Ding schrie. Ich hörte es in meinem Kopf so laut

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