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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Wagen sechs für Zentrale.«
    » Ich höre, Wagen sechs«, meldete sich Shirley sofort, ruhig wie eine kühle Brise. Shirley, die gleich von Islington und Avery Blumen bekommen würde. In Poteenville, auf der County Road 46, gut zwanzig Meilen von unserem Standort entfernt, war gerade ein Norco-West-Tanklaster mit einem Schulbus zusammengestoßen und hatte dabei Mrs. Esther Mayhew, die Busfahrerin, getötet. George Stankowski war nahe genug drangewesen, um den Zusammenprall zu hören, und da sage noch einer, es sei nie ein Bulle zur Stelle, wenn man mal einen braucht.
    » Zentrale, wir haben einen Code 15-17, verstanden?« Mit anderen Worten: Arschloch hoppgenommen und unterwegs nach Hause.
    » Verstanden, Wagen sechs. Haben Sie eine Person festgenommen oder mehrere? Bitte kommen.«
    » Bestätige: eine Person.«
    » Hier ist Fettsack Nummer eins, over and out«, sagte Brian. Er brach in Gelächter aus – das hohe, glucksende Gelächter eines langjährigen Kiffers. Er fing auch an, mit seinen Cowboystiefeln auf den Boden zu stampfen. Bis zur Kaserne würden wir eine halbe Stunde brauchen. Ich hatte so das Gefühl, es würde eine lange Fahrt werden.

Damals: Huddie
    Ich legte im Büro des SC auf und trabte in die Leitstelle, wo Shirley immer noch schwer damit beschäftigt war, Trooper nach Westen umzuleiten. » Norco sagt, es ist flüssiges Chlor«, berichtete ich ihr. » Das wäre eine Chance. Chlor ist zwar schlimm, aber normalerweise nicht tödlich.«
    » Und die sind sich sicher, dass es das ist?«, fragte Shirley.
    » Zu neunzig Prozent. Das ist es, was sie befördern. Man sieht diese Tanklaster ja ständig zur Wasseraufbereitungsanlage fahren. Gib das weiter, und fang bei George S an. Und was um Gottes willen hat denn der Hund?«
    Mister Dillon war wieder an der Hintertür und stieß seine Nase immer wieder unten gegen das Fliegengitter. Dabei jaulte er aus tiefer Kehle. Die Ohren hatte er angelegt. Während ich zusah, rammte er seine Schnauze so heftig in die Gaze, dass sie sich ausbeulte. Er jaulte auf, wie um zu sagen: Mann, tut das weh.
    » Keine Ahnung«, sagte Shirley in einem Tonfall, der klarmachte, dass sie jetzt keine Zeit für Mister Dillon hatte. Streng genommen, hatte ich auch keine. Trotzdem sah ich ihm noch einen Moment lang zu. Ich hatte Jagdhunde sich so aufführen sehen, wenn sie im Wald hinter dem Haus ein großes Tier witterten – einen Bär oder Wolf. Doch in den Short Hills hat es schon vor dem Vietnamkrieg keine Wölfe mehr gegeben, und auch Bären sind hier ausgesprochen selten. Hinter dieser Fliegentür befand sich nur der Parkplatz. Und natürlich der Schuppen B. Ich schaute auf die Uhr über der Küchentür. Es war 14.12 Uhr. Ich konnte mich nicht erinnern, dass ich die Kaserne je derart verwaist erlebt hatte.
    » Zentrale für Wagen vierzehn. Wagen vierzehn, hören Sie?«
    George meldete sich, immer noch hustend. » Wagen vierzehn.«
    » Es ist Chlor, Wagen vierzehn, Norco West ist sich da ziemlich sicher. Flüssiges Chlor.« Sie schaute zu mir herüber, und ich hob den Daumen. » Das reizt die Atemwege, aber es ist nicht …«
    » Stopp, stopp.« Und dann: Hust, hust.
    » Ich höre, Wagen vierzehn.«
    » Zentrale, vielleicht ist es Chlor, vielleicht aber auch nicht. Was es auch ist – es brennt, und große weiße Schwaden ziehen davon hier herüber. Ich bin hier am Ende der Zufahrtsstraße, der am Fußballplatz. Die Kinder husten schlimmer als ich, und mehrere Leute liegen am Boden, darunter auch eine Frau. Gegenüber stehen zwei Schulbusse. Ich werde versuche, die Leute mit einem davon hier wegzubringen. Ende.«
    Ich nahm Shirley das Mikro aus der Hand. » George, hier ist Huddie. Laut Norco brennt da wahrscheinlich nur das Benzin, das noch zusätzlich zu dem Chlor ausläuft. Du kannst die Kinder auch zu Fuß in Sicherheit bringen, verstanden?«
    Darauf kam eine klassische George-Stankowski-Entgegnung, stur und unbeirrbar. Für das, was er an diesem Tag tat, wurde er dann später wegen Leistungen, die weit über die bloße Pflichterfüllung hinausgingen, belobigt – vom Gouverneur, glaube ich –, und ein Foto von ihm war in der Zeitung. Seine Frau rahmte die Belobigung ein und hängte sie in den Hobbyraum. Ich glaube, George hat nie so recht verstanden, was das ganze Theater sollte. Seiner Meinung nach hatte er nur das getan, was in diesem Moment klug und vernünftig war. Wenn es je so etwas wie den richtigen Mann am richtigen Ort gegeben hat, dann war es George Stankowski an

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