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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hatten genickt und nicht viel dazu gesagt. Und auf der Raucherbank hatten Curt und ich auch unser letztes Gespräch über den Buick 8 geführt. Wie kurz vor seinem Tod war das gewesen? Schaudernd fiel mir ein, dass es an eben jenem Tag gewesen sein mochte. Das hätte auf jeden Fall erklärt, wieso ich es so schrecklich fand, dass diese Erinnerung derart lebhaft war.
    Denkt es?, hatte Curt gefragt. Ich erinnerte mich an die grelle Morgensonne auf seinem Gesicht und – glaube ich – an den Pappbecher mit Kaffee in seiner Hand. Passt es auf? Wartet es auf seine Chance? Sucht es sich den richtigen Moment aus?
    Ich bin mir fast sicher: nein, hatte ich erwidert, aber diese Antwort hatte mir gar nicht gefallen. Denn » fast« ist schließlich himmelweit von » ganz« entfernt, und nur das Wörtchen » wenn« hat einen noch vageren Klang.
    Aber es hat mit der größten Horrorshow gewartet, bis mal kaum jemand in der Kaserne war, hatte Neds Vater nachdenklich gesagt. Er hatte seinen Kaffee abgestellt, damit er seinen Stetson in den Händen drehen konnte, eine alte Angewohnheit von ihm. Wenn ich mich mit dem Tag nicht irrte, wurde ihm dieser Hut keine fünf Stunden später vom Kopf geschlagen und blutbefleckt ins Gestrüpp geschleudert, wo man ihn später zwischen McDonald’s-Müll und weggeworfenen Coladosen fand. Als hätte es das gewusst. Als könnte es denken. Beobachten. Abwarten.
    Ich hatte gelacht. Ein leises, schroffes » Haha«, das nicht sonderlich belustigt klang. Ich sagte ihm, was dieses Thema anginge, sei er meschugge. Ich sagte: Als Nächstes erzählst du mir noch, der Buick hätte einen Strahl oder so was ausgesandt, der dafür gesorgt hat, dass der Tanklaster damals mit dem Schulbus zusammengestoßen ist.
    Und dann hatte ich Neds Frage gestellt. Ich hatte gefragt …
    Ganz tief in meinem Kopf ertönte sehr leise eine Alarmglocke. Ich trat von dem Fenster zurück und hielt mir die Hände vors Gesicht, als könnte ich dieses verheerende Pulsieren abblocken, indem ich mir einfach den Blick auf den Buick versperrte. Und den Blick auf Ned, der da hinter dem übergroßen Lenkrad so blass und verloren aussah. Der Wagen hatte ihn in seine Gewalt gebracht, und jetzt hatte der Wagen auch mich kurz in seine Gewalt gebracht, hatte versucht, mich mit alten, unnützen Erinnerungen abzulenken. Ob er bewusst auf eine Gelegenheit gewartet hatte, sich Ned zu schnappen, spielte keine Rolle. Entscheidend war, dass die Temperatur dort drin schnell sank, ja fiel, und wenn ich noch etwas unternehmen wollte, musste ich mich sputen.
    Vielleicht solltest du Verstärkung holen, flüsterte die Stimme in meinem Kopf. Sie klang wie meine Stimme, war es aber nicht. Vielleicht ist noch jemand in der Kaserne. An deiner Stelle würde ich nachsehen. Nicht dass mich das groß interessieren würde. Noch einmal Schaden anzurichten, ehe ich wieder schlafe – daraufkommt es mir an. Das ist so ziemlich das Einzige, was mich interessiert. Und wieso? Weil ich es kann, Mann. Nur weil ich es kann.
    Das mit der Verstärkung klang vernünftig. Ich hatte weiß Gott eine Heidenangst davor, ganz allein in den Schuppen B zu gehen und mich dem Buick in seinem gegenwärtigen Zustand zu nähern. Was mich dann doch auf Trab brachte, war die Erkenntnis, dass ich schuld an allem war. Ich hatte die Büchse der Pandora geöffnet.
    Ich lief um die Ecke zur Hütte und blieb an der Schuppentür nicht stehen, obwohl es dort mächtig nach Benzin stank. Ich wusste, was er getan hatte. Die Frage war jetzt bloß, wie viel von dem Benzin er unter den Wagen gekippt hatte und wie viel noch in dem Kanister war.
    Die Hüttentür war mit einem Vorhängeschloss gesichert. Seit Jahren hatte es niemand mehr zugeschnappt, und der Stahlbügel des Schlosses hing nur in der Krampe am Türrahmen, um zu verhindern, dass die Tür aufwehte. Auch in dieser Nacht war das Schloss nicht eingerastet, das schwöre ich. Es war zwar nicht taghell vor der Hütte, aber aus der offen stehenden Schuppentür drang so viel Licht, dass ich das Schloss deutlich sehen konnte. Und als ich danach fasste, schnappte der Bügel mit einem leisen Klicken zu. Ich sah das … und spürte es auch. Für einen kurzen Moment fokussierte sich der Puls in meinem Kopf darauf. Es wirkte wie ein angestrengtes Keuchen.
    Ich habe zwei Schlüsselbunde: einen beru fl ichen und einen privaten. An dem Polizeischlüsselbund hingen etwa zwanzig Schlüssel, und ich wandte einen Trick an, den mir Tony Schoondist vor langer Zeit mal

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