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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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packte meine Schulter, aber nicht sehr fest.
    » Bind es los, und halt es fest«, sagte ich. » Aber geh auf keinen Fall in den Schuppen. Falls wir …« Aber ich wollte nicht falls wir verschwinden sagen; wollte diese Worte nicht aus meinem Munde hören. » Falls irgendwas passiert, soll Steff einen Code D rausgeben, sobald sich die Störungen legen.«
    » O Gott! Bist du wahnsinnig? Spürst du das denn nicht?«
    » Doch«, sagte ich und betrat den Schuppen. Beim Gehen schüttelte ich das Seil, damit es sich nicht verhedderte. Ich kam mir vor wie ein Taucher, der sich in nie versuchte Tiefen vorwagte und dabei an seinem Luftschlauch nestelte, nicht weil er meinte, das würde irgendwas nützen, sondern bloß, damit er beschäftigt war und nicht an das dachte, was da knapp außerhalb der Reichweite seiner Lampe in der Schwärze schwimmen mochte.
    Der Buick 8, unser kleines Geheimnis, stand dick und prächtig auf seinen Weißwandreifen da und brummte aus seinen tiefsten Tiefen. Das Pulsieren war stärker als das Brummen, und jetzt, da ich im Schuppen war, merkte ich, dass er seine halbherzigen Versuche aufgab, mich draußen zu halten. Statt mich mit seiner unsichtbaren Hand wegzustoßen, zog er mich nun zu sich hin.
    Der Junge saß am Steuer und hatte den Benzinkanister auf dem Schoß. Seine Wangen und seine Stirn waren weiß, und die Haut dort war gespannt und schimmerte. Als ich auf ihn zukam, drehte er roboterhaft langsam den Kopf, bis er mich ansah. Seine großen Augen blickten finster. Es war der stumpfe Blick von jemand, der entweder mit Drogen vollgepumpt oder verheerend verwundet war. Das einzige Gefühl, das seinen Augen noch anzusehen war, war eine entsetzliche, matte Starrköpfigkeit, das jugendliche Beharren darauf, es müsse eine Lösung geben, und er müsse die Lösung erfahren – er habe ein Recht darauf. Und eben das hatte der Buick natürlich ausgenutzt. Das hatte er gegen ihn ausgespielt.
    » Ned.«
    » An deiner Stelle würde ich hier rausgehen, Sarge.« Er sprach langsam und wohl artikuliert. » Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Es kommt. Es hört sich an wie Schritte.«
    Da hatte er recht. Plötzlich packte mich das Entsetzen. Das Brummen stammte vielleicht von irgendeiner Art Maschine. Das Pulsieren war mit ziemlicher Sicherheit eine Art Telepathie. Aber das hier war etwas anderes, ein drittes Phänomen.
    Da kam etwas.
    » Ned, bitte. Du kannst nicht verstehen, was dieses Ding ist, und du kannst es ganz bestimmt nicht töten. Du kannst dich höchstens wegsaugen lassen wie Dreck von einem Staubsauger. Und dann sind deine Mutter und deine Schwestern ganz allein. Willst du das – dass sie ganz allein mit tausend Fragen dastehen, die ihnen keiner beantworten kann? Es fällt mir schwer zu glauben, dass der Junge, der zu uns gekommen ist, weil er seinem Vater nahe sein wollte, sich derart egoistisch verhalten könnte.«
    Da zuckten seine Augen kurz wie bei jemand, der sich sehr konzentrierte und irgendwo nebenan Lärm hörte. Dann blickte er wieder gelassen. » Dieser verdammte Wagen hat meinen Vater umgebracht«, sagte er ganz ruhig, ja geduldig.
    Das war nicht zu bestreiten. » Also gut, vielleicht hat er das. Vielleicht ist er an dem, was deinem Vater zugestoßen ist, in gewisser Weise ebenso schuld wie Bradley Roach. Aber bedeutet das, dass er dich jetzt auch umbringen soll? Was ist das hier, Ned? Bist du die Gratiszugabe?«
    » Ich werde ihn umbringen«, sagte er, und endlich durchbrach etwas die oberflächliche Gelassenheit seines Blicks. Es war mehr als nur Wut. Es grenzte an Wahnsinn, so kam es mir vor. Er hob die Hände. In der einen hielt er die Waffe. In der anderen hatte er jetzt einen Gasanzünder. » Kurz bevor es mich wegsaugt, stecke ich diese verdammte Schleuse in Brand. Das wird das Tor auf dieser Seite für immer zuschlagen. Das ist der erste Schritt.« Er sprach mit der unheimlichen, unwillkürlichen Arroganz der Jugend, seiner selbst absolut sicher, dass das noch keinem Menschen vor ihm eingefallen sei. » Und wenn ich lebend durchkomme, bringe ich alles um, was mich auf der anderen Seite erwartet. Das ist der zweite Schritt.«
    » Was dich da erwartet ?« Mir wurde klar, wie komplett verblendet er war, und es verschlug mir die Sprache. » Oh, Ned! O Gott!«
    Das Pulsieren wurde stärker, und auch das Brummen wurde lauter. Ich spürte die unnatürliche Kälte, die die aktiven Phasen des Buicks kennzeichnete. Und ich sah violettes Licht erst in der Luft über dem Lenkrad erstrahlen

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