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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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kriegen die Drecksarbeit und die anderen die Rosinen. Können sie sich darüber beschweren? Nein. Können sie es auf ihre PP -Liste setzen und an den Kaplan weiterreichen? Ja. Was auch immer das bringt.
    » Wir können länger warten als du«, sagte ich zu dem Ding im Schuppen. » Ja, das können wir.«
    Es stand reglos auf seinen Weiß wandreifen da, und mitten in meinem Kopf flüsterte der Puls: Vielleicht.
    … aber vielleicht auch nicht.
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Später
    Nachrufe sind eine sittsame Angelegenheit, nicht wahr? Ja. Hemd immer schön reingesteckt, Rock bis übers Knie. Unerwartet verstorben. Das kann alles bedeuten – dass einer auf dem Klo einem Herzinfarkt erlegen ist oder dass er nachts im Bett von einem Einbrecher erstochen wurde. Aber Polizisten wissen meistens, wie es wirklich war. Manchmal will man es nicht wissen, zumal wenn es um einen der eigenen Männer geht, aber man weiß es. Denn wir sind meistens als Erste zur Stelle mit unseren Blaulichtern und den Funkgeräten an unseren Koppeln, die für Normalbürger nur unverständliches Gebrabbel von sich geben. Für die meisten Leute, die unerwartet versterben, sind unsere Gesichter die ersten, die sie mit ihren starr blickenden Augen nicht mehr sehen können.
    Als Tony Schoondist uns ankündigte, er werde in Ruhestand gehen, weiß ich noch, dass ich dachte: Na endlich. Er ist wirklich nicht mehr der Jüngste. Und er steht in letzter Zeit auch ziemlich oft auf dem Schlauch. Jetzt, im Jahr 2006, bereite ich mich so langsam selber auf meinen Abgang vor, und wahrscheinlich denken ein paar der Jüngeren jetzt genau das Gleiche: Nicht mehr der Jüngste, steht oft auf dem Schlauch. Aber meistens fühle ich mich eigentlich so wie früher, gut im Saft und jederzeit zu einer Doppelschicht bereit. Wenn mir auffällt, dass ich mittlerweile mehr graue als schwarze Haare habe und auch meine Stirn viel höher geworden ist, glaube ich meistens unwillkürlich, das sei ein Fehler, ein bürokratisches Versehen, das sich korrigieren ließe, wenn man nur die zuständigen Stellen darauf aufmerksam machte. Es kann doch wohl nicht sein, denke ich, dass ein Mann, der sich so durch und durch wie fünfundzwanzig fühlt, aussieht wie Mitte fünfzig. Doch wenn dann ein paar schlechte Tage kommen, weiß ich, dass es kein Versehen ist, sondern das Fortschreiten der Zeit; ihr reuiges Weiterschlurfen. Aber hat es je wieder einen so schlimmen Moment gegeben wie damals, als ich Ned am Steuer des Buick Roadmasters sah? Ja. Einen.
    Shirley hatte Dienst, als der Anruf kam – ein schwerer Autounfall auf der State Route 32, nahe der Kreuzung Humboldt Road. Mit anderen Worten: dort, wo früher die Jenny-Tankstelle war. Shirley war kalkweiß im Gesicht, als sie damit kam und dann an meiner offenen Bürotür stand.
    » Was ist?«, fragte ich. » Was um Himmels willen hast du denn?«
    » Sandy … der Mann, der das gemeldet hat, sagt, das Fahrzeug sei ein alter rotweißer Chevrolet. Er sagt, der Fahrer sei tot.« Sie schluckte. » ›Es hat ihn zerlegt‹, hat er gesagt.«
    Das kümmerte mich nicht. Das kümmerte mich erst später, als ich es mir dann ansehen musste. » Dieser Chevrolet – weißt du, welches Modell?«
    » Danach habe ich nicht gefragt, Sandy. Ich hab’s einfach nicht übers Herz gebracht.« Ihr standen Tränen in den Augen. » Aber wie viele alte rotweiße Chevrolets gibt es denn schon in Statler County?«
    Ich fuhr mit Phil Candleton zum Schauplatz des Unfalls und betete, der Chevy möge sich als Malibu oder Biscayne erweisen, als irgendwas, bloß nicht als Bel-Aire mit » MY 57« auf dem Nummernschild. Aber genau der war es.
    » Scheiße«, sagte Phil leise und bestürzt.
    Er war damit an einen Pfeiler der Betonbrücke gerast, die den Redfern Stream überspannt: keine fünf Minuten Fußmarsch von der Stelle entfernt, an der der Buick 8 aufgetaucht und Curtis umgekommen war. Der Bel-Aire hatte Sicherheitsgurte, aber er hatte seinen nicht angelegt. Und es gab auch keine Brems- oder Schleuderspuren.
    » O gütiger Gott«, sagte Phil. » Das ist nicht gerecht.«
    Nein, nicht gerecht und auch kein Unfall. Obwohl dann in seinem Nachruf, wo man das Hemd reinsteckt und knielange Röcke trägt, nur stand, er sei unerwartet verstorben, was auch stimmte. O ja.
    Schaulustige bremsten schon ab, um das zu beglotzen, was da mit dem Gesicht nach unten auf dem schmalen Fußgängerweg vor der Brücke lag. Irgendein Arschloch knipste sogar ein Foto.

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