Der Buick: Roman (German Edition)
sich die Knöpfe nicht drehen lassen, kein einziger. Das ist genauso wenig ein richtiges Radio, wie … tja, wie Phil Candleton ein richtiger State Trooper ist.«
» Sehr witzig, Kleiner«, sagte Phil. » Mindestens so witzig wie ein Gummihähnchen oder …«
» Sei still, ich will das hören«, sagte Tony. » Erzähl weiter, Curtis. Und lass die Scherze.«
» Jawohl, Sir. Als ich versucht hab, an den Radioknöpfen zu drehen, ist mir aufgefallen, dass es kalt in dem Auto war. Es ist ein warmer Tag heute, und das Auto stand in der Sonne, aber drinnen war es kalt. Und irgendwie auch klamm. Und da musste ich an diese Sendung über Erdbeben denken.« Curt schüttelte langsam den Kopf. » Ich hatte so ein Gefühl, dass ich ganz schnell raus sollte aus dem Wagen. Das Summen war da schon leiser geworden, aber es wurde immer kälter. Wie in einem Eisschrank.«
» So ein Gefühl«, sagte Tony. » Was denn für ein Gefühl?«
» Ich weiß es nicht, Sir.«
Tony Schoondist, damals Sergeant Commanding der Troop D, ging hinüber zu dem Buick. Er rührte ihn nicht an, beugte sich nur zu einem Fenster hinein. Gut eine Minute lang stand er so vor dem dunkelblauen Wagen, den Rücken vorgeneigt, aber kerzengerade, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Ennis stand hinter ihm. Die übrigen Trooper blieben bei Curtis und warteten ab, dass Tony wiederkam. Für die meisten von ihnen war Tony Schoondist der beste Vorgesetzte, den sie gehabt hatten, seit sie die graue Uniform eines Pennsylvania State Troopers trugen. Er war hart, tapfer, fair und, wenn es darauf ankam, auch clever. Wenn ein Trooper erst mal den Rang eines Sergeant Commading erreichte, kam der ganze Verwaltungskram auf ihn zu. Die allmonatlichen Besprechungen. Die Anrufe aus Scranton. Ein Sergeant Commanding war noch ein gutes Stück vom oberen Ende der Karriereleiter entfernt, aber für diese Dinge reichte sein Rang. Schoondist schlug sich gut genug, um diesen Posten zu behalten, aber er und seine Männer wussten, dass er nie höher aufsteigen würde und es auch nicht wollte. Denn bei Tony kamen immer seine Männer zuerst … und als Shirley Matt Babicki ablöste, seine Männer und seine Frau. Seine Troop, mit anderen Worten. Die Troop D. Das wussten sie nicht, weil er es gesagt hätte, sondern weil er es im täglichen Umgang bewies.
Schließlich kam er wieder zurück zu seinen Männern. Er nahm seinen Hut ab, fuhr sich mit der Hand über seinen kurzen Bürstenhaarschnitt und setzte den Hut dann wieder auf. Mit dem Riemen nach hinten, wie es im Sommer Vorschrift war. Im Winter trug man den Riemen unter der Kinnspitze. So wollte es die Tradition, und wie bei jeder Organisation, die schon lange bestand, gab es bei der PSP jede Menge Traditionen. Bis 1962 brauchten Trooper beispielsweise noch die Erlaubnis des Sergeant Commanding, wenn sie heiraten wollten (und die SC s nutzten diese Macht dazu, jede Menge Polizeischüler und junge Trooper auszusondern, die sie für ungeeignet für diesen Job hielten).
» Kein Summen«, sagte Tony. » Und ich würde auch sagen, dass es da drin ungefähr so warm ist, wie es sein sollte. Vielleicht ein bisschen kühler als draußen, aber …«Er zuckte mit den Achseln.
Curtis errötete. » Sarge, ich schwöre …«
» Ich glaube dir«, sagte Tony. » Wenn du sagst, das Ding hat gesummt wie eine Stimmgabel, dann glaube ich dir das. Wo kam dieses Summen denn her? Vom Motor?«
Curtis schüttelte den Kopf.
» Aus dem Kofferraum?«
Wieder schüttelte er den Kopf.
» Von unten?«
Ein drittes Kopfschütteln, und jetzt waren Curts Wangen, Hals und Stirn knallrot.
» Woher dann?«
» Aus der Luft«, sagte Curt zögerlich. » Ich weiß, das klingt verrückt, aber … ja. Es kam einfach aus der Luft.« Er sah sich um, als erwartete er, dass die anderen lachen würden. Taten sie aber nicht.
In diesem Moment kam Orville Garrett dazu. Er war auf einer Baustelle an der Countygrenze gewesen, wo in der Nacht zuvor mehrere Fahrzeuge und Maschinen demoliert worden waren. Hinter ihm her trottete Mister Dillon, das Maskottchen der Troop D. Er war ein Schäferhund, der vielleicht auch einen Collie in seinem Stammbaum hatte. Orville und Huddie Royer hatten ihn als Welpen gefunden, wie er im seichten Wasser des Brunnens einer aufgegebenen Farm an der Sawmill Road paddelte. Vielleicht war der Hund von allein reingefallen, wahrscheinlich aber eher nicht. Manche Leute hatten wirklich ein eigenartiges Verständnis von Spaß.
Mister D war kein richtiger
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