Der Buick: Roman (German Edition)
holen, und wer das nicht glaube, sei selber schuld. Sandy dachte eher, dass Herb einfach eine Schwäche für die Zeitschriften hatte, die oben auf der Toilette auslagen. Trooper Avery, der zehn Jahre später bei einem Autounfall umkam, war ein American-Heritage -Van.
» Ihr beide übernehmt die erste Wache«, sagte Tony. » Sagt sofort Bescheid, wenn ihr irgendwas Merkwürdiges zu Gesicht bekommt. Auch wenn ihr nur glaubt, dass es merkwürdig sein könnte.«
Herb stöhnte auf und fing an zu protestieren.
» Sei still«, sagte Tony und zeigte auf ihn. » Ich will kein Wort mehr hören.«
Herb sah die roten Flecken auf den Wangen des Sergeants und machte augenblicklich den Mund zu. Sandy fand das ausgesprochen vernünftig.
Matt Babicki funkte schon wieder, als die übrigen Männer hinter Sergeant Schoondist her durch den Aufenthaltsraum im Erdgeschoss gingen. Als Matt Wagen 6 aufforderte, seinen Standort anzugeben, war Andy Coluccis Antwort klar und deutlich zu verstehen. Die atmosphärischen Störungen hatten sich gelegt.
In dem kleinen Aufenthaltsraum im ersten Stock waren schnell alle Plätze besetzt, und die als Letzte kamen, mussten mit dem Teppich vorlieb nehmen. Der Aufenthaltsraum unten war größer und verfügte über mehr Sitzgelegenheiten, aber Sandy hielt es trotzdem für eine gute Idee von Tony, die Männer hier oben zu versammeln. Es war eine Familienangelegenheit, nicht Sache der Polizei.
Zumindest nicht direkt Sache der Polizei.
Curtis Wilcox kam als Letzter, die Polaroidfotos in der Hand, die Schweißerbrille immer noch in die Stirn geschoben und Gummischlappen an den grünen Füßen. Auf seinem T-Shirt stand: HORLICKS UNIVERSITY ATHLETIC DEPARTMENT .
Er ging zum Sergeant, und die beiden berieten sich flüsternd, während die anderen warteten. Dann wandte sich Tony wieder der Runde zu. » Es hat keine Explosion gegeben, und Curt und ich glauben auch nicht, dass es irgendwelche Strahlung gab.«
Das wurde mit erleichtertem Seufzen aufgenommen, aber einige Trooper schauten trotzdem noch argwöhnisch. Sandy wusste nicht, wie er schaute; es war kein Spiegel zur Hand. Er wusste nur, dass er argwöhnisch war .
» Reicht die mal rum«, sagte Curt und gab jeweils zwei oder drei Polaroidfotos weiter. Einige waren während eines Blitzes aufgenommen, und darauf war fast nichts zu sehen: ein Schimmer vom Kühlergrill und ein Stück vom Dach des Buicks. Auf anderen war mehr zu erkennen. Die besten Aufnahmen hatten etwas eigenartig pathetisch Sachliches, was eine besondere Eigenheit von Polaroidfotos ist. Ich sehe eine Welt, in der es nur Ursache und Wirkung gibt, schienen sie auszudrücken. Eine Welt, in der jedes Objekt nur für sich steht und sich hinter den Kulissen keine Götter tummeln.
» Wie auch normales Filmmaterial und die Strahlenschutzplaketten, die Arbeiter in Kernkraftwerken tragen müssen, bekommt Polaroidmaterial einen Grauschleier, wenn es starker Gammastrahlung ausgesetzt wird«, sagte Tony. » Einige Bilder sind überbelichtet, aber keins hat einen Grauschleier. Mit anderen Worten: Wir sind nicht verstrahlt.«
» Nimm’s mir nicht übel, Sarge«, sagte Phil Candleton. » Aber ich find’s nicht so toll, dass ich mein Leben und meine Eier der Firma Polaroid anvertrauen soll.«
» Ich fahre morgen gleich nach Pittsburgh und kaufe einen Geigerzähler«, sagte Curt. Er sprach ruhig und vernünftig, seine Stimme aber bebte immer noch ein wenig vor Aufregung. Trotz des coolen » Würden Sie jetzt bitte aus dem Wagen aussteigen, Sir«-Tonfalls war Curt Wilcox kurz davor, außer Rand und Band zu geraten. » Die kriegt man in dem Armeeladen in der Grand Avenue. Ich glaube, die kosten so um die dreihundert Dollar. Ich nehme das Geld aus dem Eventualfonds, wenn keiner was dagegen hat.«
Es hatte keiner was dagegen.
» Und einstweilen ist es wichtiger denn je, dass wir die Sache geheim halten«, sagte Tony. » Ich glaube, dieses Ding ist entweder durch einen Glücksfall oder eine Fügung des Schicksals Männern in die Hände gefallen, die dazu tatsächlich in der Lage sind. Einverstanden?«
Zustimmendes Gemurmel.
Dicky-Duck saß im Schneidersitz auf dem Boden und kraulte Mr. Dillon den Kopf. D schlief mit der Schnauze auf den Vorderpfoten. Für das Kasernenmaskottchen war die ganze Aufregung eindeutig vorüber. » Wenn bei dem Geigerzähler die Nadel im grünen Bereich bleibt, bin ich damit einverstanden«, sagte Dicky-Duck. » Andernfalls bin ich dafür, dass wir das FBI rufen.«
» Ja,
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