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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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In der Kaserne der Troop D war alles ruhig. Hauptsächlich lag das daran, dass Curt und Tony berichtet hatten, dass vom Schuppen B keinerlei Strahlung ausging. Arky war gerade von seinem Trailer oben im Dreamland Park gekommen und wollte in seiner dienstfreien Zeit kurz mal einen Blick auf den beschlagnahmten Wagen werfen. Er hatte ihn ganz für sich allein; zu diesem Zeitpunkt war niemand im Schuppen B. Vierzig Meter entfernt herrschte in der Kaserne die während einer Schicht übliche Ruhe. Matt Babicki hatte schon Feierabend gemacht, und ein jüngerer Kollege saß jetzt in der Leitstelle. Der Sarge war um fünf nach Hause gefahren. Curt, der seiner Frau wegen des Einsatzes vom Vorabend eine Lügengeschichte aufgetischt hatte, trug vermutlich wieder seine Gummilatschen und mähte wie ein braver Junge den Rasen fertig.
    Um fünf nach sieben lief der Hausmeister der Troop D (mittlerweile sehr blass, sehr in Gedanken und sehr verängstigt) an dem Jungen in der Leitstelle vorbei in die kleine Küche, um zu sehen, wen er dort fand. Er wollte mit jemand sprechen, der kein Neuling mehr war, mit jemand, der sich auskannte. Er stieß auf Huddie Royer, der gerade fast damit fertig war, einen großen Topf Käsemakkaroni zuzubereiten.

Jetzt: Arky
    » Und?«, sagt der Junge, und in diesem Moment hatte er so viel von seinem Daddy an sich – wie er da auf der Bank saß, wie er einem in die Augen blickte, wie er die Augenbrauen hochzog, aber vor allem diese Hast und Ungeduld. Diese Ungeduld war ganz der Vater. » Und?«
    » Das ist nicht mein Teil der Geschichte«, sagt Sandy zu ihm. » Ich war nicht dabei. Die beiden hier waren da.«
    Da schaut sich der Junge natürlich zu Huddie und mir um.
    » Erzähl du das, Hud«, sag ich. » Du bist das gewöhnt mit dem Berichterstatten.«
    » Einen Scheiß werd ich tun«, meint er. » Du warst als Erster da. Du hast es als Erster gesehen. Du fängst an.«
    » Ach …«
    » Also einer von euch fängt jetzt mal an«, sagt der Junge zu uns, und rums! – haut er sich den Handballen mitten vor die Stirn. Da musste ich lachen.
    » Mach schon, Arky«, sagt der Sarge zu mir.
    » Ach was«, sag ich. » Ich hab das noch nie erzählt … noch nie richtig wie ’ne Geschichte. Ich weiß nicht, wie sich das anhören würde.«
    » Dann gib dir Mühe«, sagt der Sarge, und das hab ich dann auch getan. Erst war’s ganz schön schwer – kam mir so vor, als würde der Junge mit seinen Blicken in mir bohren wie mit Nägeln –, und die ganze Zeit hab ich gedacht: Das glaubt er mir doch sowieso nicht. Aber nach ’ner Weile ging’s ’n bisschen besser. Wenn man von was erzählt, das vor langer Zeit passiert ist, hat man es mit einem Mal wieder ganz klar vor Augen. Das kann gut oder schlecht sein, schätz ich mal. Und als ich da an diesem Abend so saß und mit Curtis Wilcox’ Sohn sprach, war’s wohl beides.
    Nach ’ner Weile hat Huddie auch mitgemacht und mir geholfen. Er hat sich an alles Mögliche erinnert, sogar daran, dass Joan Baez im Radio sang. » Der Teufel steckt im Detail«, hat der alte Sarge immer gesagt (meistens wenn einer bei ’nem Bericht was Wichtiges weggelassen hatte). Und die ganze Zeit über saß der Junge da auf der Bank und guckte uns an und kriegte immer größere Augen, während es allmählich dunkler wurde und nicht mehr so roch, wie das im Sommer immer so ist, und über uns die Fledermäuse flogen und weit weg im Süden der Donner grollte. Es hat mich traurig gemacht, dass er seinem Vater so ähnlich sah. Ich weiß nicht, warum.
    Er unterbrach uns nur einmal. Er fragte Sandy, ob wir immer noch das …
    » Ja«, hat Sandy sofort gesagt. » O ja, das haben wir. Und tausende Fotos. Größtenteils Polaroids. Wenn Polizisten eins können, Kleiner, dann ist es Beweismittel sicherstellen. Und jetzt sei still. Du wolltest es hören; jetzt lass ihn auch erzählen.«
    Ich hab gewusst, dass er mich damit meint, und also hab ich weitererzählt.

Damals
    Arky hatte seinerzeit einen Ford-Pick-up, einen ganz normalen mit drei Gängen (mit Rückwärtsgang sind es aber vier, meinte er oft scherzhaft ) und quietschender Kupplung. Er parkte ihn immer dort, wo er das auch dreiundzwanzig Jahre später tat, nur dass er es mittlerweile zu einem Dodge Ram mit Automatikgetriebe und Allradantrieb gebracht hatte.
    Damals, 1979, stand ein alter Schulbus am anderen Ende des Parkplatzes, ein durchgerosteter gelber Kasten, der mindestens seit dem Koreakrieg dort Jahr um Jahr weiter unter Unkraut und

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