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Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
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Sturm Feuerklinge?« murmelte
Raistlin. »Was erwartest du von Bauern und Räubern?« Er
legte dem jungen Solamnier seine schmale Hand auf die
Schulter. Die Finger des Magiers waren blaß und fast
durchscheinend, und in seiner Berührung lag etwas Beunruhigendes.
Sturm zuckte mit den Achseln und kippelte mit dem
Stuhl nach hinten.
»Weiter«, flüsterte Raistlin. »Erzähl uns deine Geschichte.«
»Vater stieg in den Burghof hinunter, wo sich seine Soldaten versammelt hatten. Die Männer drängten sich auf
der Suche nach Wärme zusammen, denn sie zitterten in
ihren fadenscheinigen Decken und abgetragenen Roben.
Nur ein Dutzend fehlte, und das waren zuverlässige Ritter,
die Vater abgestellt hatte, um die Mauern zu bemannen,
während er Rat hielt.
Der Hof war ein Meer von grauen Gestalten und Atemwolken, und als der Morgen nahte, fiel der Schnee unablässig. Vater lief zuversichtlich vor den Truppen auf und ab
und blieb nur stehen, um eine Linie im Schnee zu ziehen,
wie ein echter Kommandant. Ich habe ihn selbst so gesehen, in den Kriegen gegen Neraka, aber auch für diese
Männer war es noch ein echtes Schauspiel.«
Sturm hielt bewundernd inne, während ein trauriges Lächeln über sein Gesicht zog. Vor dem Gasthaus füllte sich
die Sommernacht mit Musik – das ungestüme Flöten der
Nachtigall übertönte das langsame, ständige Zirpen der
Grillen. Einträchtig lauschten die drei jungen Burschen den
Lauten der Umgebung, bis der müde Otik schwerbeladen
mit halbvollen Bierkrügen und schmutzigem Geschirr an
ihrem Tisch vorbeikam.
Sturm sah die Zwillinge an und nahm seine Geschichte
wieder auf.
»›Wer zu mir hält‹, sagte Vater, ›bleibt stehen. Denn was
uns bevorsteht, ist Schnee und Belagerung und Rebellion.‹
Dann zeigte er auf die Linie vor seinen Füßen, und es heißt,
daß der Nebel sich über die ganze Truppe legte, einfach
weil alle den Atem anhielten.
›Wer gehen will‹, sagte er, ›ob in Sicherheit oder in die
Reihen der Aufständischen, soll diese Linie überschreiten
und mit meinem Segen davonziehen.‹«
»Mit seinem Segen?« fragte Caramon.
Sturm nickte. »Er sagte Segen, so erzählen es alle. Und
ich kann’s mir beim besten Willen nicht vorstellen, aber ich
nehme an, wenn weder Herz noch Eid sie halten konnten,
wär’s ein Verbrechen gewesen, sie in die Schlacht zu schicken.
Aber das echte Verbrechen war, was dann kam. Als achtzig von ihnen die Linie überschritten und Schloß Feuerklinge verließen…« Er ballte die Fäuste und wurde plötzlich rot, weil ihn seine eigenen Gefühle überraschten.
»Erzähl uns den Rest«, sagte Caramon, der die Hand
hob, als wollte er den Wutanfall seines Freundes besänftigen.
»Vater hat kein Wort gegen diese Männer gesagt«, fuhr
Sturm mit rotem, wütendem Gesicht fort. »Statt dessen holte er die Ritter von den Mauern. Dann stand nur noch diese
kleine Schar im Hof, alle vom Orden.«
Raistlin räkelte sich und stand auf, um sich an den Kaminsims zu lehnen. Sturm setzte sich zurecht. Bitterkeit
und Verwirrung hatten sich in ihm breitgemacht.
»Was aus denen wurde, die gingen, die sich den Bauern
anschlossen, wissen nur die Götter. Ich habe gehört, daß
viele der neuen Sache tapfer und gut gedient haben. Aber
die, die zurückblieben, waren immer noch zuversichtlich.
Denn ihr müßt wissen, daß mein Vater ihnen verraten hatte
– den Rittern, und nur diesen, seiner kleinen Gruppe von
Gefolgsleuten, die sich dem Eid und dem Maßstab verschrieben hatten –, daß der alte Agion Pfadwächter, damals
schon über siebzig, aber immer noch voll Saft und Kraft,
anrückte, um die Belagerung zu brechen. Mit fünfzig Rittern sollte er kommen, fast der gesamten Garnison von
Kastell di Caela, einen halben Tagesritt südlich. Solange
konnten sie auf jeden Fall durchhalten.
Jedenfalls bis ein Bote von der Kommandantin der Bauern eintraf – einer alten Druidin, deren Name meiner Mutter entfallen war –, daß Fürst Agion und seine Kompanie
verraten worden waren. Einer aus Vaters Garnison hatte
den Bauern die Nachricht zugesteckt, welchen Weg Fürst
Agion von Kastell di Caela nach Schloß Feuerklinge einschlagen würde. Bei einem Hinterhalt in den Bergen überlebte nicht ein einziger Ritter, obwohl alle bis zum Schluß
gekämpft haben. Es heißt, Agion wäre als einer der ersten
gefallen.«
Sturm schloß die Augen.
»Haben sie den Verräter je gefunden?« fragte Caramon,
der immer für Gerechtigkeit und Wiedergutmachung eintrat.

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