Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams

Titel: Der Bund der Drachenlanze - 07 Michael Williams Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schattenreiter
Vom Netzwerk:
Solamnia, die nach Süden kamen, nur um mir so etwas
zu sagen.«
Caramon machte den Mund auf, als ob er antworten
wollte, lehnte sich dann jedoch frustriert zurück. Wieder
einmal hatten ihn Worte besiegt. Irgendwo unter ihnen, auf
der Straße, die durch die Vallenholzbäume nach Solace
führte, erhob sich das Wiehern eines Pferdes durch den
pfeifenden Nachtwind.
»Was wir beide sagen wollen«, drängte Raistlin, der aus
seinen Gedanken zurückkehrte und Sturm mit einem eindringlichen, beunruhigenden Blick bedachte, »ist: Wenn du
so etwas schon in Solace zu hören bekommst, wird es dir
im Vingaard-Gebirge noch schlimmer ergehen. Es ist zu
früh, Sturm. Der Norden ist wie ein hungriges Raubtier,
und der Orden… nun, du weißt selbst, wie der Orden ist.«
»Es muß jetzt sein, Raistlin«, setzte Sturm dagegen und
nahm einen Schluck von der lauwarmen, nach Rauch
schmeckenden Brühe in seiner Tasse. »Es muß jetzt sein,
denn – unabhängig von Kodex und Maßstab und den letzten Worten meiner Mutter – ich halte es einfach nicht mehr
aus.«
»Was soll das heißen?« fragte Caramon, dessen Gedanken bereits wieder woanders waren. Aber in ihm arbeitete
die Geschichte weiter: der einzigartige Angriff Feuerklinge,
Meister des Schwertes, heldenhafter, edler Ritter, der es
fertiggebracht hatte, bei der Belagerung von Schloß Feuerklinge furios zu verschwinden.
Der es fertiggebracht hatte, einen Sohn und so viele Fragen zu hinterlassen.
»Ich muß es wissen«, verkündete Sturm theatralisch. »Ich
muß meinen Vater finden. Ja, ja, vielleicht ist er tot. Aber da
oben erinnert man sich an ihn – hier ist er nur… eine Legende.«
Raistlin seufzte. Mit seltsam schiefem Lächeln drehte er
sich wieder zum Feuer um.
»Alles, was mein Vater getan hat«, erklärte Sturm, »im
Turnier, in den Kriegen mit Neraka, wie er sein Schloß
gehalten und die Familie versorgt hat – «
»Verkorkst dir deine Jugend«, unterbrach Raistlin. Er
hustete – eindeutig eine Wintergrippe – und schwenkte
vorsichtig den lauwarmen Tee in seiner Tasse. »Diese Suche nach Vätern«, stellte er ironisch fest, »ist eine üble Sache. Man muß dem Mann ein Gesicht geben, der einen umbringt.«
Caramon nickte langsam, obwohl er es gar nicht richtig
begriff. Sein Blick folgte dem seines Bruders. Die Zwillinge
saßen schweigend da und starrten in die rote Glut.
Ja, es ist wie verhext, dachte Sturm wütend, als er sie ansah, wie sie in ihrer merkwürdig ausbalancierten Gemeinschaft zufrieden waren. Aber ihr werdet das nie verstehen.
Keiner von euch. Denn was auch immer geschieht, ihr habt
einander, um…
Zu zeigen, wer ihr seid.
Und mich bringt keiner um.
Gefangen in seinen Gedanken stand Sturm vom Tisch
auf. Die Zwillinge bemerkten kaum, wie er hinaustrat, um
sich von der abanasinischen Nacht umarmen zu lassen.
Caramon winkte kurz über die Schulter, und bei seinem
letzten Blick auf seine Freunde sah Sturm, wie sie Seite an
Seite saßen, eingerahmt vom Feuer, bedrängt von Schatten,
jeder verloren in den Träumen des anderen.
Kapitel 4
Abschied
    Jetzt, nachdem er die Reise nach Norden und einen Sommer in Solamnia hinter sich hatte, waren Sturm von jenem
Augenblick nur die Erwartungen und die Dunkelheit im
Gedächtnis geblieben.
    Während die ersten Februar-Winterstürme durch das
Land fegten und den Schnee durch die dunklen Hänge der
Vingaard-Berge peitschten, verbrachte Sturm seine Zeit mit
Lernen. Gunthar brachte ihm Reiten und Schwertfechten
bei, Fürst Adamant zeigte ihm, wie man im Wald überlebte, und die ganze Zeit über benahm sich Sturm wie ein echter Solamnier, wachte und betete und erwartete das
Schlimmste. Abends nach dem Unterricht lief er auf den
Zinnen am Rittersporn auf und ab und blinzelte nach Süden, wo die Ausläufer, die sogenannten Flügel des Habbakuk sich zu den Verkhus-Hügeln senkten und dann weiter
hinunter in die Solamnische Ebene. Wenn es klar und
windstill war, stellte sich der Junge einen grünen Streifen
ganz hinten am Südhorizont vor. Der Südliche Finsterwald,
dachte er, und es zog in seiner Schulter. Und Vertumnus.
Der Winter ist fast vorüber, und ich bin noch lange nicht
soweit.
    Was er statt Raistlins kryptischen Kommentaren hatte,
waren ganz naheliegende Fragen, die ihn jede Nacht lange
wachhielten.
    »Warum ist der grüne Mann in den Turm gekommen?
Und warum war dieses Julfest anders als alle anderen? Warum wurde ich gewählt, und was will er von mir? Was erwartet mich im Südlichen

Weitere Kostenlose Bücher